"Ein dusseliger Vertrag": Rückkauf des SEZ würde viele Millionen kosten

Die Zukunft des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) an der Landsberger Allee ist nach wie vor ungewiss. | Foto: Frey
  • Die Zukunft des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) an der Landsberger Allee ist nach wie vor ungewiss.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Im Jahr 2003 hat das Land Berlin das Gebäude des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) an der Landsberger Allee samt Grundstück für einen Euro an den heutigen Besitzer Rainer Löhnitz verscherbelt.

Das Areal heute für einen ähnlich symbolischen Wert wieder zurückzubekommen, ist aber illusorisch. Darauf verwies Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis 90/Grüne) bei der Sitzung des Sportausschusses am 15. April. Schuld daran sei der "dusselige Vertrag", der damals geschlossen worden sei. Wenn Berlin die Fläche wieder haben möchte, müsste dafür mindestens ein Preis in der Höhe des aktuellen Verkehrswerts bezahlt werden. Die Summe beziffert Panhoff, grob geschätzt, auf einen Betrag zwischen zwölf und 20 Millionen Euro.

Anlass für die Ausführungen des Stadtrats war ein Antrag der SPD-Fraktion, der fordert, auf dem SEZ-Standort eines der von den Berliner Bäder Betrieben (BBB) geplanten Multifunktionsbäder einzurichten. Der bisherige BBB-Chef Ole Bested Hensing habe sich bei einem Gespräch mit ihm für diese Idee auch offen gezeigt, erzählt Panhoff. Allerdings erklärte Hensing inzwischen seinen Rücktritt und seither sei auch keine Nachricht von den Bäderbetrieben mehr gekommen. Und die größte Hürde für ein landeseigenes Spaßbad an dieser Stelle bleibt natürlich der millionenschwere Rückkauf des Grundstücks.

Aber was bedeutet das konkret für die Zukunft des SEZ? Hier herrscht aktuell eine Art Stellungskrieg, bei dem sich keine Seite wirklich bewegen kann. Wie mehrfach berichtet, will Eigentümer Löhnitz das Gebäude abreißen und plant auf dem Areal ein neues Quartier. Neben Sport- und Gesundheitsangeboten sollen vor allem Wohnungen entstehen.

Der Bezirk blockiert dieses Vorhaben ebenso wie andere Ideen, die der Eigentümer auf dem Grundstück hatte, bisher mit einem Aufstellungsbeschluss. Er pocht darauf, dass dort nur eine Sport- und Freizeitnutzung erlaubt ist. Bei diesem Vorgehen hat er auch weitgehend den Senat hinter sich. Lediglich mit dem Vorhaben von Löhnitz, im Brückengebäude auf dem Grundstück ein Hostel einzurichten, konnte sich die Landesebene anfreunden.

Der Eigentümer versucht wiederum mit Hilfe des Rechtswegs die Entscheidungen des Bezirks auszuhebeln. Allerdings scheiterte, nach Angaben von Panhoff, vor Kurzem ein Eilantrag vor Gericht. Was nach seiner Meinung nach darauf schließen lässt, dass auch in einem Hauptverfahren die Chancen des Klägers eher gering sind.

Löhnitz könnte wiederum jederzeit das SEZ abreißen. Dafür bräuchte er nach dem aktuellen Baurecht keine Genehmigung. Allerdings müsste er einen Neubau dann weitgehend in der Kubatur des alten Gebäudes errichten. Eine Einschränkung, die ihn wahrscheinlich bisher von einem Plattmachen abhält.

Bei einem anderen Vorstoß aus dem SEZ ist dem Bezirk noch nicht völlig klar, wie er damit umgehen soll. Vor Kurzem habe sich ein Betreiber gemeldet, der im Westteil des Gebäudes für ein bis eineinhalb Jahre eine Flüchtlingsunterkunft einrichten will, sagt Panhoff. Grundsätzlich steht Friedrichshain-Kreuzberg solchen Vorhaben zwar eher positiv gegenüber. Aber in diesem Fall müsse genau geprüft werden, ob es nicht die Vorgaben einer reinen Sport- und Freizeitnutzung konterkariert, machte der Stadtrat klar. Und abgesehen davon seien auch noch andere Fragen, etwa die des Brandschutzes, zu klären.

Die verhärteten Fronten um diese Fläche resultieren vor allem daraus, dass Löhnitz bei seinem Kauf Versprechen gemacht hat, die er, nach weitgehender Ansicht, nicht eingehalten hat. Dazu gehört vor allem die Wiederinbetriebnahme des Hallenbades. Weil der Vertrag aber sehr weich formuliert wurde, gibt es keine Handhabe, ihm das Grundstück wieder abzunehmen. Dagegen stehen auch Aussagen der Senatsverwaltung für Finanzen aus dem Jahr 2008, nach denen der Eigentümer die Vorgaben erfüllt habe.

Heute sind die meisten klüger, was aber wenig bringt. Der Ein-Euro-Deal und die damaligen Abmachungen, so der weitgehende Konsens, seien ein großer Fehler gewesen.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
6 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 53× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 868× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 548× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.046× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.934× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.