Irritationen über geplante Flüchtlingsunterkunft an der Karl-Marx-Allee
Friedrichshain. An vier Standorten im Bezirk plant der Senat den Bau von Containern oder sogenannter Modularer Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF). Drei sind einigermaßen naheliegend. Eine Adresse hat dagegen etwas überrascht.
Nämlich das Grundstück in der Karl-Marx-Allee 93. Das ist nicht nur mit knapp 3000 Quadratmetern relativ klein, sondern teilweise auch bereits bebaut. Auf der Fläche an der Kreuzung Straße der Pariser Kommune, die bis zum Weidenweg reicht, befindet sich bisher ein Veranstaltungslokal samt Biergarten, die außerdem zum Denkmalensemble der Allee gehören.
Auch der Bezirk sei etwas überrascht gewesen, dass dieser Standort in der Liste künftiger Flüchtlingsunterkünfte auftauchte, ließ Wirtschaftsstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD) durchblicken. Das Grundstück gehöre der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM).
Langfristiges Projekt
Die WBM habe diese Fläche benannt, als der Senat nachfragte, wo möglicherweise Grundstücke bebaut werden könnten, erklärte Sprecherin Steffi Pianka. Die Besonderheiten dieses Areals seien dabei aber im Blick. "Klar ist, dass der Denkmalschutz hier eine Rolle spielt." Wenn dort ein modularer Ergänzungsbau entstehe, dann wäre er natürlich der umliegenden Bebauung angepasst. Die MUFs würden sich ohnehin kaum von herkömmlichen Gebäuden unterscheiden. Ihre Nutzung wird auf 40 bis 50 Jahre beziffert.
In welcher Größenordnung dort Wohnungen entstehen sollen, ist nach Angaben der WBM-Sprecherin noch nicht geklärt. Das Ziel seien aber eher kleinere Unterkünfte und das nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für andere Personengruppen, zum Beispiel Studenten.
Deshalb handle es sich bei der Karl-Marx-Allee auch um ein eher längerfristiges Projekt. Die Vorgabe des Senats, an manchen Stellen bereits in diesem Jahr mit dem Bau zu beginnen, sei hier völlig unrealistisch.
Die anderen Grundstücken, die in Friedrichshain-Kreuzberg für Flüchtlingsquartiere bebaut werden sollen, sind das Gelände der ehemaligen Schreberjugend an der Franz-Künstler-Straße, eine Fläche am Markgrafendamm sowie am ehemaligen Containerbahnhof Frankfurter Allee. Zumindest mit dem letzten Standort sind ebenfalls nicht alle glücklich. Dort befindet sich noch bis voraussichtlich Ende März die in einer Traglufthalle eingerichtete Notübernachtung für Obdachlose der Berliner Stadtmission. Sie war in den vergangenen Monaten zum ersten Mal auf diesem Gelände und müsste sich jetzt wahrscheinlich für den kommenden Winter einen neuen Platz suchen.
Obdachlose und Flüchtlinge sollten aber nicht gegeneinander ausgespielt werden, meint Stadtrat Beckers. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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