Pufendorfstraße: Bauvorhaben wurde in einer Sondersitzung abgesegnet

Durch die neuen Sockelgebäude werde die Pufendorfstraße aufgewertet, meint die B&L und stellt sich das so ähnlich wie in dieser Skizze vor. | Foto: B&L-Gruppe
2Bilder
  • Durch die neuen Sockelgebäude werde die Pufendorfstraße aufgewertet, meint die B&L und stellt sich das so ähnlich wie in dieser Skizze vor.
  • Foto: B&L-Gruppe
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Eine Viertelstunde vor Beginn der BVV am 16. März trafen sich die Mitglieder des Stadtplanungsausschusses zu einer kurzfristig anberaumten Minisitzung. Ihr einziges Thema: die Abstimmung über das Bauvorhaben "Friedrichshain-Höfe", das auf dem ehemaligen Brauereigelände an der Frieden- und Pufendorfstraße entstehen soll.

Wie berichtet, hatte es in den vergangenen Monaten heftige Debatten über die Pläne des Investors, der B&L-Immobiliengruppe, gegeben. Sie liefen unter dem Schlagwort "höheres Niveau". Denn wegen des abfallenden Geländes sollen die Gebäude auf einem Sockel stehen, der zwischen fünfeinhalb und neuneinhalb Meter oberhalb der Straßenkante verläuft. Das ergebe eine Baumasse und -dichte, die die bisherige Struktur des Quartiers völlig sprenge, meinen die Gegner von der Anwohnerinitiative Pufendorf Community. Vor allem gelte das entlang der Pufendorfstraße, deren Westseite dann von einer langen und hohen Betonwand geprägt sei. Die B&L sieht das naturgemäß etwas anders. In dem Sockel sei zum Beispiel Platz für Geschäfte oder andere Einrichtungen, was die Gegend insgesamt aufwerte, wird dort argumentiert.

SPD beantragte "Nachsitzen"

Mehrfach wurden die unterschiedlichen Positionen im Ausschuss ausgetauscht, einschließlich einiger Zugeständnisse, die der Investor machte. Bei der Sitzung am 9. März erklärte Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis 90/Grüne), dass dessen Pläne nach eingehender Prüfung seines Amtes genehmigungsfähig seien und das Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden kann. Danach sollte darüber eigentlich abgestimmt werden. Dazu kam es aber nicht mehr, weil das Thema auf Antrag der Grünen-Fraktion vertagt wurde. Sie sah noch weiteren Beratungsbedarf.

Normalerweise hätte das Vorhaben dann frühestens bei der nächsten Sitzung am 6. April abgesegnet werden können. Dass das jetzt außerplanmäßig früher passierte, geht auf die SPD-Fraktion zurück, die die Sondersitzung beantragte. Nach dem Votum der Stadtplaner konnte so danach auch gleich die BVV darüber befinden.

"Wir wollten verhindern, dass sich die Debatte noch ewig hinzieht", erklärte der Ausschussvorsitzende John Dahl (SPD). Zu den Plänen sei mehr als einmal alles gesagt und das Für und Wider gegeneinander gestellt worden. Irgendwann müsse es dann auch einmal ein Votum geben.

Die Genossen taten mit dem außerplanmäßigen Abstimmungstermin auch dem Investor einen Gefallen. Denn wie zu hören war, hatte die B&L schon zuvor auf eine schnelle Entscheidung gedrängt. Und die Sozialdemokraten befürchteten anscheinend, bei einer weiteren Verzögerung könnte das ganze Projekt auf der Kippe stehen. Denn es handelt sich dort um ein Vorhaben im Rahmen der vom Senat ausgerufenen kooperativen Baulandentwicklung. Konkret bedeutet das, dass die B&L den südlichen Teil des Areals an die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) abgegeben hat, die dort 128 Wohnungen im preiswerten Bereich um die 6,50 Euro pro Quadratmeter baut. Unterm Strich wären das genau 20 Prozent der vorgesehenen Größenordnung von insgesamt 640 Wohnungen. 440 davon entfallen auf die Fläche der B&L.

Auf wackeligen Füßen

Dazu kommen weitere Gegenleistungen, die dem Investor abgehandelt wurden. Er baut eine Kita, die mehr Plätze bekommen soll, als für sein Quartier allein nötig wären. Und er beteiligt sich mit einem kolportieren Millionenbetrag an den Kosten für einen Schulneubau.

Dieses Ergebnis wollten die Sozialdemokraten nicht durch weitere Diskussionen gefährden. Zumal die B&L noch immer einigermaßen problemlos aus diesen Abmachungen und damit insgesamt dem gesamten Wohnungsbauprojekt aussteigen könnte. Denn bisher hat die Fläche den Status eines Gewerbegebiets. Würde der Investor in dieser Richtung tätig, was ursprünglich auch geplant war, könnte das kaum verhindert werden.

Argumente, die die Gegner nicht umstimmen konnten. Aus anderen Fraktionen gab es vor allem Kritik an dem Vorgehen der SPD. Der Zeitverzug hätte, Osterferien hin oder her, höchstens einen guten Monat betragen. Dafür hätte kein extra Treffen anberaumt werden müssen. tf

Durch die neuen Sockelgebäude werde die Pufendorfstraße aufgewertet, meint die B&L und stellt sich das so ähnlich wie in dieser Skizze vor. | Foto: B&L-Gruppe
Die Anwohnerinitiative befürchtet eher ein Betonmonster entlang der Pufendorfstraße. Simulation: Pufendorf Community | Foto: Pufendorf Community
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 179× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 953× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 613× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.105× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.992× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.