Der Klassenkampf: Sanierungsbedarf an den Schulen

An der Hunsrück-Grundschule gab es schon 2015 Protest gegen zusätzliche erste Klassen.  Ab Sommer 2018 sollen dort vier Züge eingerichtet werden. Die Schulkonferenz akzeptiert das bisher nur "unter Vorbehalt". | Foto: Thomas Frey
3Bilder
  • An der Hunsrück-Grundschule gab es schon 2015 Protest gegen zusätzliche erste Klassen. Ab Sommer 2018 sollen dort vier Züge eingerichtet werden. Die Schulkonferenz akzeptiert das bisher nur "unter Vorbehalt".
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Bei den Schulen im Bezirk gibt es einen riesigen Sanierungsbedarf. Der soll abgebaut werden, aber das dauert. Gleichzeitig müssen alle Kinder untergebracht werden, dabei dürfen sich das Angebot und die Qualität nicht verschlechtern.

Drei Vorgaben, die jede für sich nicht einfach und zusammen einigermaßen schwierig unter einen Hut zu bringen sind. Schon deshalb sorgt das Thema gerade aktuell für viele Diskussionen bei den betroffenen Eltern, Lehrern und Politikern. Es zeigen sich unterschiedliche Interessen, aber auch der Wille, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.

Die derzeitige Lage: Zugespitzt formuliert ist die Situation in Kreuzberg angespannt, in Friedrichshain teilweise katastrophal. Letzteres wurde zum Beispiel bei einem Besuch des Schulausschusses Anfang April in der Pettenkofer-Schule deutlich. Die Schülerzahlen haben sich dort innerhalb von zehn Jahren von 300 auf 550 fast verdoppelt. Viele Räume, auch der Hortbereich werden doppelt genutzt und manchmal sogar auf den Flur ausgewichen. Der Zuwachs zeigt sich auch an weniger Platz auf dem Schulhof, gestaffelte und auf zwei Orte verteilte Mittagessensausgaben oder stark frequentierte Toiletten.

Etwas Luft, oder besser, nicht noch mehr Belastung, soll es ab 2018 durch den Erweiterungsbau für die Spartacus-Grundschule geben. Es gelten dann veränderte Einzugsbereiche. Nach aktuellen Prognosen reicht das aber ebenso wenig aus, wie die bereits ab diesem Sommer verfügbaren neuen Räume an der Lasker-Schule, sagt Schulstadtrat Andy Hehmke (SPD). Es brauche weitere An- und Neubauten.

In Kreuzberg standen zuletzt die ebenfalls ab dem Schuljahr 2018/19 geltenden neuen Einzugsgebiete für den Bereich SO36 im Mittelpunkt. Dort muss vor allem die Fichtelgebirge-Grundschule entlastet werden. Sie hätte sonst Anmeldungen für vier neue erste Klassen, ist aber nur für drei ausgelegt. Die Neueinteilung geht nicht zuletzt zu Lasten der Hunsrück-Grundschule, die jetzt vier Züge jetzt erhalten soll.

Schon vor zwei Jahren gab es dort gegen ähnliche Pläne massiven Protest. Die Schule sieht durch den weiteren Zuwachs ihr pädagogisches Konzept gefährdet. Die Zustimmung zu den neuen Schuleinzugsgebieten erfolgte nur "unter Vorbehalt". Sie ist verbunden mit der Forderung, durch Umbauten im Gebäude sicher zu stellen, dass es keine Einschränkungen bei den bisherigen Standards gibt, was Stadtrat Hehmke versprochen hat.

Geben und Nehmen: Auch anderswo haben Schulkonferenzen Wunschzettel formuliert, welche Baumaßnahmen sie gerne möglichst schnell verwirklicht sehen wollen. Dafür Geld aufzutreiben ist für den Bezirk nicht mehr das Hauptproblem. Vielmehr geht es darum, wo und wie es möglichst schnell eingesetzt werden soll. Dafür fehlen aber genügend Mitarbeiter. Wegen des Personalabbaus der vergangenen Jahre im öffentlichen Dienst ist inzwischen keine Verwaltung mehr so ausgestattet, dass sie solche Aufgaben aus dem laufenden Bestand stemmen könnte. Zwar hat der Senat inzwischen jedem Bezirk acht neue Stellen für den Baubereich bewilligt, aber das Personal dafür muss erst einmal gefunden werden. Da liege das "Nadelöhr", sagt Andy Hehmke.

Die Elternvertreter fordern vor allem Fantasie von den Verantwortlichen, die sie auch selbst zeigen. Unter den Müttern und Vätern gebe es zum Beispiel Architekten, die tätig werden könnten, so ein Vorschlag aus der Pettenkofer-Grundschule. In der Rosa-Parks-Schule, wo der Ausschuss am 27. April bei einem weiteren Außentermin tagte, wurde auf ein Projekt Klassenzimmergestaltung verwiesen. Und immer wieder wurde darauf gepocht, dass die inhaltlichen Standards auf keinen Fall abgesenkt werden dürfen. Diese Gefahr drohe aber, wenn Klassen größer oder manche Angebote eingeschränkt werden sollen. Es gehe letztendlich um Chancengleichheit, mahnten die Eltern.

Ergebnisse müssen her: Das alles soll in Zukunft auf sogenannten Bildungskonferenzen besprochen werden. Über deren konkrete Ausgestaltung gab es im Ausschuss einige Scharmützel zwischen den Grünen auf der einen, Linken und SPD auf der anderen Seite, gepaart mit Attacken wegen den Ursachen der Schulprobleme.

Wer wann und an welcher Stelle für was verantwortlich ist, sei ihnen ziemlich egal, machten manche Eltern deutlich. Sie wollen die Konferenzen, aber vor allem wollen sie Ergebnisse. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 186× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 161× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 223× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 602× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.