Zu lasch gegen Schwänzer?: Senatorin zählt Friedrichhain-Kreuzberg an

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gebrauchte die Vokabel "unverantwortlich". Sie umschrieb damit das Vorgehen oder in ihren Augen eher Nicht-Vorgehen des Bezirks gegen Schulverweigerer.

Denn der lehne Sanktionen bei Schwänzen ab. Bleiben Kinder notorisch dem Unterricht fern, sollen ihre Eltern eigentlich mit einem Bußgeld belegt werden. Was in Friedrichshain-Kreuzberg aber nicht passiere.

Aussagen, die Schulstadtrat Andy Hehmke (SPD) geärgert haben. Die Senatorin und Parteigenossin sei anscheinend mit den Gegebenheiten im Bezirk wenig vertraut, kontert er. So gebe es kein grundsätzliches Bußgeldverbot. Allerdings werde es nicht als geeigneter Weg beim Kampf gegen die Schuldistanz angesehen. Denn Probleme zum Beispiel im Elternhaus ließen sich damit nicht lösen. Deshalb werde mehr auf Sozialarbeiter gesetzt, die das Gespräch suchen sollen.

Auf den ersten Blick scheint das nicht ganz erfolglos zu sein. Im Schuljahr 2016/17 hat es in Friedrichshain-Kreuzberg 288 Schulversäumnisanzeigen gegeben. Gesetzt den Fall, es wurden alle registriert. Nicht wenig, aber im Vergleich der Bezirke nur ein Wert im unteren Mittelfeld (Platz acht). Der erste Rang in dieser Negativliste geht an Mitte mit 1404 Schwänzermeldungen vor Reinickendorf (1341). 86, beziehungsweise 82 Bußgeldbescheide haben die beiden Topplatzierten verschickt. Einsamer Spitzenreiter ist Neukölln, das bei etwas mehr als 1000 Schulverweigerungen 447 Bußgelder aussprach.

Gar nicht angewendet haben diese Sanktion auch Treptow-Köpenick und Charlottenburg-Wilmersdorf. Für Treptow-Köpenick wurden 254 Schwänzeranzeigen angegeben, in Charlottenburg-Wimersdorf waren es mit 147 am wenigsten.

Das alles zeigt auch, dass die Bezirke unterschiedlich vorgehen. Die Senatorin will vor allem bessere Ergebnisse. Ihre neueste Idee: Wer durch häufiges Fernbleiben auffällt, soll in zeitweisen Kleinklassen mit ähnlich Gesinnten zusammengefasst werden, unterrichtet von einem Lehrer, der von einem Psychologen unterstützt wird.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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