Musikschule will Silly-Sängerin nicht als Namensgeberin

Friedrichshain-Kreuzberg. Der Vorschlag hatte Charme. Im Sommer stellte der Grüne Bezirksverordnete Werner Heck den Antrag, die Musikschule künftig nach Tamara Danz zu benennen (wir berichteten).

Heck begründete seinen Vorschlag vor allem mit dem persönlichen Bezug. Denn die 1996 verstorbene Sängerin der Gruppe Silly hat zwischen 1974 und 1977 ihre Ausbildung an der Musikschule Friedrichshain absolviert. Dort gab es bereits seit 1959 eine Abteilung für Tanzmusik, aus der sich später der Fachbereich Rock und Pop entwickelte. Auch viele andere bekannte DDR-Musiker haben diese "Kaderschmiede" durchlaufen - Dieter "Maschine" Birr von den Puhdys, Toni Krahl von City oder der Entertainer Wolfgang Lippert. 1981 wurde der Ausbildungsgang geschlossen. Die SED hatte bemängelt, dass dort nur Musik, aber keine politischen Fächer auf dem Lehrplan stehen.

Trotz dieser Affinität zu Friedrichshain findet Tamara Danz bei der Musikschule wenig Fürsprecher, wie Leiterin Ute Finger bei der Sitzung des Kulturausschusses am 7. Oktober deutlich machte. Sie führte gleich mehrere Gründe gegen die Sängerin ins Feld. Tamara Danz sei zwar eine hervorragende Schülerin und später auch charismatische Frontfrau ihrer Band gewesen, habe aber keine eigene Kreativität, etwa als Komponistin, gezeigt. Dazu würde sie als ostdeutsche Vertreterin lediglich einen Teil der seit der Bezirksfusion zusammengeführten Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg repräsentieren. Und schließlich stehe Tamara Danz als Pop- und Rock-Vertreterin nur für ein bestimmtes Genre und bilde damit nicht die gesamte Bandbreite der Musikschule ab. Ein möglicher Namensgeber sollte aber in seinem Schaffen am besten Elemente von der Klassik über den Jazz, bis zur zeitgenössischen Musik vereinen, fand Ute Finger.

Die Leiterin ließ durchblicken, dass Personen, auf die diese Attribute zutreffen, bereits diskutiert werden, wollte aber keine Namen nennen. Die Vorschläge sollten nicht bereits jetzt einer öffentlichen Debatte ausgesetzt werden. Außerdem gebe es starke Stimmen in der Musikschule, die generell auf eine Umbenennung verzichten möchten. Denn dann würde wahrscheinlich der Ortsname Friedrichshain-Kreuzberg verschwinden, der für viele als lokales Label wichtig ist.

Nach diesen Ausführungen wollte Werner Heck seinen Antrag zunächst zurückziehen, ehe er dann vertagt wurde und in veränderter Form bei einer der nächsten Sitzungen erneut aufgerufen werden soll. Damit ist Tamara Danz zwar noch nicht völlig aus dem Rennen, hat aber eher schlechte Karten. Geplant ist jetzt, zunächst eine Liste mit möglichen Namensgebern vorzulegen, über die dann diskutiert wird. So wie es aussieht werden darauf vor allem Männer stehen. Die Silly-Sängerin hätte dagegen im Gender-affinen Friedrichshain-Kreuzberg auf jeden Fall das richtige, nämlich weibliche, Geschlecht. Allerdings wird die Vorgabe, nur Frauen zu berücksichtigen, bei der Benennung von öffentlichen Einrichtungen, anders als bei Straßen und Plätzen, nicht so streng gesehen.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 120× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 910× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 580× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.078× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.967× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.