Heimat im Grenzbereich: Die Samariterkirche gibt seit Jahren Flüchtlingen Asyl

Edeltraud Pohl kümmert sich um Flüchtlinge, die Asyl in der Samariterkirche bekommen. Aber nicht nur um sie. Foto: Frey | Foto: Thomas Frey
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Friedrichshain. Anerkannt, geduldet oder für die Abschiebung vorgesehen. Der Status vieler Flüchtlinge hängt oft von bürokratischen Hürden und Einschätzungen ab. Für manche ist das Kirchenasyl die letzte Rettung, um zunächst nicht ausgewiesen zu werden. In der Samariterkirche finden seit vielen Jahren Menschen auf diese Weise Unterkunft. Koordiniert wird auch diese Hilfe von Edeltraud Pohl, der Beauftragten für Ausländerarbeit. Mit ihr sprach Berliner Woche-Reporter Thomas Frey.

? Wer hat bei ihnen derzeit Kirchenasyl?

Zwei Männer aus Eritrea, 33 und 32 Jahre alt. Sie kamen wie so viele von Libyen über das Mittelmeer nach Italien. Dort wurden sie nicht registriert, sondern weiter geschickt. Jetzt sollten sie aber nach Italien zurück. Das konnten wir inzwischen abwenden.

? Welche Gründe müssen vorliegen, damit Sie Kirchenasyl gewähren?

Es muss sich um Grenz- und Härtefälle handeln. Nehmen Sie das Beispiel der Familie, die wir zuvor hier hatten. Sie kamen aus dem Kosovo und gehörten dort einer religiösen muslimischen Minderheit an. In Berlin waren sie gut integriert, trotzdem sollten sie abgeschoben werden. Zumindest ein Elternteil, wobei den Kindern auferlegt wurde zu entscheiden, ob Vater oder Mutter. Das ist so eine typische Geschichte, die wir ebenfalls am Ende zu Gunsten der Familie ausgegangen ist.
? Wie kommen solche Menschen zu Ihnen?
Oft werden wir von Anwälten angesprochen. Wir prüfen dann, ob hier wirklich eine Aufnahme ins Kirchenasyl vorliegt. Endgültig entscheidet darüber der Gemeindekirchenrat. Er hat bisher jedes Mal zugestimmt.

? Wie lange geben Sie Menschen schon auf diese Weise Unterkunft?

Kontinuierlich seit 2009. Damals hat ja der Fall des Tschetschenen, der bei uns Kirchenasyl hatte, Aufsehen erregt. Eine Weile war nicht klar, ob er mit der Polizei abgeholt wird. Auch hier wurde argumentiert, er sei ja über Polen und damit einem sicheren Drittland eingereist. Wir haben wiederum auf die Situation in den Flüchtlingslagern dort verwiesen.

? Wie läuft so ein Kirchenasyl konkret ab?

Wie sind für diese Menschen dann vollständig verantwortlich. Denn sie erhalten ja keine staatlichen Leistungen mehr. Verpflegung, medizinische Betreuung, alles liegt in unserer Hand. Dafür braucht es ehrenamtliche Hilfe und Geld.
Gleichzeitig sind wir mit den Behörden im Gespräch und verhandeln über Lösungsmöglichkeiten. Das muss möglichst im Stillen passieren.

? Wie lange dauert der Aufenthalt?

Das ist ganz unterschiedlich. Manche sind nur einige Wochen hier, andere bis zu einem Jahr. Auch danach riss der Kontakt nicht ab. Alle haben inzwischen einen Beruf oder machen eine Ausbildung.

? Sie gehen davon aus, dass Sie diese Art der Hilfe auch in Zukunft leisten werden?

Ja, weil es viele Schicksale gibt, die sich nicht so einfach in eine Kategorie einordnen lassen.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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