So früh wie noch nie: Finanzstadträtin verhängt Haushaltssperre

In Friedrichshain-Kreuzberg wird noch immer viel gebaut, etwa  auf dem Freudenberg-Areal. Die Baugenehmigungen und daraus resultierende Einnahmen für den Bezirk gab es häufig bereits in den vergangenen Jahren. | Foto: Thomas Frey
  • In Friedrichshain-Kreuzberg wird noch immer viel gebaut, etwa auf dem Freudenberg-Areal. Die Baugenehmigungen und daraus resultierende Einnahmen für den Bezirk gab es häufig bereits in den vergangenen Jahren.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Der Schritt hat auch viele Mitglieder im Haushaltsausschuss einigermaßen überrascht. Im Bezirk gilt seit 6. Mai erneut eine Etatsperre.

Sie gelte nur für die Sachausgaben, und jedes Amt könne hier auch in eigener Verantwortung Einsparungen vornehmen, erklärte Finanzstadträtin Clara Herrmann (Bündnis 90/Grüne). Allerdings müssten die einen Gesamtbetrag von einer Million Euro erbringen. Konkret bedeutet das aber, dass in diesem Fall nur noch Anschaffungen getätigt werden dürfen, die für den Dienstbetrieb absolut notwendig sind. Und es braucht dafür gegebenenfalls eine Zustimmung der Finanzverwaltung.

Ihre Entscheidung begründete Clara Herrmann mit Unwägbarkeiten im laufenden Haushalt, die gerade in den vergangenen Wochen deutlich geworden seien und sich im schlimmsten Fall auf ein Defizit von mehreren Millionen summieren könnten. Das betreffe nicht zuletzt die Einnahmeseite. Im Bereich Stadtplanung würden weniger Baugenehmigungen erteilt, als eigentlich erwartet. Und damit komme weniger Geld in die Kasse. Auch Verkaufserlöse, etwa von Grundstücken, bringen inzwischen statt eines warmen Regens eher spärliche Tropfen – vor allem deshalb, weil es kaum noch bezirkliche Liegenschaften gibt. Die wenigen im eigenen Bestand sollen inzwischen möglichst gehalten und für die Daseinsvorsorge vorgehalten werden.

Fallen solche Gewinnbringer aber aus, wird es schwieriger, damit andere Ausgaben zu decken. Als Beispiel verwies Martina Noetzel vom Steuerungsdienst dabei auf die noch immer teilbesetzte Gerhart-Hauptmann-Schule. Die Ausgaben dort in den vergangenen Jahren bezifferte sie auf rund vier Millionen Euro. Nur mit entsprechenden Einnahmen sei das bisher zu stemmen gewesen.

Trotz solcher Rechnungen hinterfragten einige Bezirksverordnete, ob die Haushaltssperre zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nötig sei. Dieses Instrument wäre ja schon häufiger angewendet worden, aber er könne sich nicht erinnern, dass das schon einmal so früh passiert sei, meinte der Linke-Fraktionsvorsitzende Oliver Nöll. Auch mehrere Amtsleiter würden das Vorgehen als unnötig oder sogar kontraproduktiv bewerten.

Das bei den Abteilungen und ihren Chefs darüber keine große Freude herrsche, räumten auch Clara Herrmann und ihre Steuerungsdienstleiterin ein. Sie sehen das Vorgehen als eine Art Vorsichtsmaßnahme. Würde der Bezirk tief in das Defizit rutschen, käme es möglicherweise zu einem Eingreifen der Senatsverwaltung für Finanzen. Spräche die eine Haushaltssperre aus, wären die Konsequenzen noch weitaus härter.

Die Sparvorgaben sollen zunächst bis Ende Juni gelten. Vielleicht seien die Probleme bis dahin im Griff, meinte die Finanzstadträtin. Vielleicht kämen aber auch weitere Risiken hinzu, "die wir noch nicht kennen." tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 102× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 542× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 504× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 458× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 480× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.