Schlagabtausch zum Vorkaufsrecht: BVV im Wahlkampfmodus

Friedrichshain-Kreuzberg. Der Ton im Bezirksparlament ist schon seit einiger Zeit rau. Das hat natürlich mit den näher rückenden Berliner Wahlen am 18. September zu tun. Und Anlässe für einen Schlagabtausch lassen sich immer finden.

Bei der Sitzung am 27. Januar bildete vor allem eine Große Anfrage der SPD die Vorlage für die folgende Auseinandersetzung. Dabei ging es vordergründig um die bisher im Bezirk ausgewiesenen Milieu- oder Erhaltungssatzgebiete. Aber schon in seiner Eingangsrede machte deren Bezirksverordneter John Dahl deutlich, worauf die Fragen eigentlich abzielten: In Erhaltungssatzungsgebieten existiert auch ein Vorkaufsrecht der Kommune, wenn dort ein Haus zum Verkauf ansteht. Diese Möglichkeit soll Bewohner ebenfalls vor hohen Mietsteigerungen und Verdrängung schützen.

Ende 2015 hat der Bezirk das Vorkaufsrecht bei der Immobilie Wrangelstraße 66 zum ersten Mal angewendet (wir berichteten). Da er selbst das Geld nicht hat, soll der Erwerb von der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag sowie der Stiftung Umverteilen getätigt werden.

Das Vorgehen findet auch den Beifall von John Dahl und seinen Genossen. Sie kritisieren aber, dass der Rückkauf erst jetzt ausprobiert werde. Schon vor der Wrangelstraße 66 hätte es sicher die eine oder andere Option in dieser Richtung gegeben. Aber das sei "typisch für die Politik der Grünen" und des von ihrer Partei gestellten Baustadtrats Hans Panhoff. Verwiesen werde dort zwar gerne auf den Senat, aber wenn die Gelegenheit zum eigenen Handeln gegeben sei, passiere meist wenig.

Die Grünen auf der Palme

Einmal in Fahrt, unterstellte Dahl der Bündnispartei auch gleich noch, ihr würde die Verdrängung mancher angestammter Bewohner am meisten nützen. Deshalb sei ihre Politik "nur ein Lippenbekenntnis".

Spätestens nach diesen Aussagen waren die Grünen auf der Palme. Das sei "das Unverschämteste, was er bisher hier gehört habe", erklärte ihr Bezirksverordneter Andreas Weeger. Der direkt attackierte Hans Panhoff verwies darauf, dass es Stadträten oder Initiativen seiner Partei zu verdanken sei, wenn in den Bezirken mit dem Vorkaufsrecht hantiert werde. Sie stießen dabei aber auf viele Hindernisse, für die wiederum die Landesregierung verantwortlich sei.

So könnten Wohnungsbaugesellschaften bisher nur einen Rückkauf nach dem Verkehrswert abwickeln. Die wirkliche Kaufsumme läge aber meist höher. Auch bei der Wrangelstraße 66 habe er deshalb erst nach dem Einstieg der Stiftung Umverteilen angekündigt werden können. So lange der Senat das nicht ändere, bleibe das Vorkaufsrecht ein zahnloser Tiger. Es hat aber anscheinend genug Biss für ein sattes Wahlkampfgeplänkel. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 164× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 938× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 601× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.098× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.986× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.