Als Friedrichshainer im Bonner Bundestag
Das Amt trat er zu einem Zeitpunkt an, als Berlin bereits geteilt war und Friedrichshain zum Ostteil der Stadt gehörte. Der Arbeit der Sozialdemokraten konnte dort nur noch mühsam und unter ständiger Gefahr von Repressionen durch das SED-Regime aufrechterhalten werden Trotz dieser Schwierigkeiten lehnte es Neubauer ab, in einen Westbezirk umzuziehen. Damit sorgte er für eine Kuriosität im kalten Krieg. Denn 1952 wurde der damals erst 30-Jährige als Vertreter des (West)Berliner Abgeordnetenhauses in den Bonner Bundestag entsandt. Er saß damit im bundesdeutschen Parlament, wohnte aber gleichzeitig in der DDR, beziehungsweise Ost-Berlin. Gleiches galt zu dieser Zeit auch noch für die Abgeordnete Margarete Berger-Heise, die aus Weißensee kam.
Der Mauerbau 1961 machte diesem gesamtdeutschen Spagat ein Ende. Kurt Neubauer befand sich an jedem 13. August 1961 in Nürnberg. Seine Familie war in West-Berlin. Ihnen wurde danach die Einreise in die DDR verweigert. Ein Verbot, das rund zehn Jahre galt.
Bereits zuvor war Neubauer einer der Unterstützer Willy Brandts und organisierte dessen Aufstieg zum Regierenden Bürgermeister und Vorsitzenden der Landespartei. 1962 wurde er stellvertretender Berliner SPD-Chef, ein Jahr später Senator für Jugend und Sport.
Eng verbunden war sein späterer Werdegang mit dem von Klaus Schütz, der nur wenige Tage vor ihm am 29. November 2012 starb. Als Schütz 1967 Regierender Bürgermeister in West-Berlin wurde, machte er Neubauer zum Innensenator. Beider Amtszeit endete 1977. Neubauer musste damals zurücktreten, weil er ein Aufsichtsratshonorar zu spät an die Landeskasse abgeführt hatte.
Für seine Arbeit zeichnete ihn der Berliner Senat 1993 mit dem Ehrentitel "Stadtältester" aus. 2001 äußerte sich Kurt Neubauer kritisch zur damals gebildeten rot-roten Senatskoalition zwischen der SPD und der damaligen PDS, der heutigen Linkspartei. Ausschlaggebend dafür waren sicher auch seine Erfahrungen mit der SED in Friedrichshain.
Dass er deswegen auch die SPD verlassen hat, wie anlässlich seines Todes teilweise zu lesen war, wurde von der Partei dementiert. Sie würdigte den Verstorbenen als "Urgestein und Politiker mit klaren Überzeugungen."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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