Der neue Sozialstrukturatlas und seine Ergebnisse für den Bezirk

Noch heißt die Bona-Peiser-Bibliothek Besucher willkommen. Nach den bisherigen Plänen soll sie im September geschlossen werden. | Foto: Frey
  • Noch heißt die Bona-Peiser-Bibliothek Besucher willkommen. Nach den bisherigen Plänen soll sie im September geschlossen werden.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Der Bezirk ist nicht mehr das Armenhaus von Berlin. Allerdings gilt das nicht flächendeckend. Das geht aus dem neuen Berliner Sozialstrukturatlas, der am 28. Februar vorgestellt wurde, hervor.

Denn nach dem knapp 300 Seiten dicken Werk hat sich der Bezirk in puncto soziale Lage seit der letzten Erhebung im Jahr 2008 um zwei Plätze von Rang zehn auf Rang acht verbessert. Vor zehn Jahren bildete Friedrichshain-Kreuzberg sogar noch das Schlusslicht.

Anders sieht es allerdings in einigen Kiezen aus. Auf dem letzten Platz der insgesamt 419 untersuchten Berliner Sozialräume befindet sich der Moritzplatz. Nicht viel besser schnitten die Gebiete um den Wassertor-, Mehring- und Oranienplatz ab. Allesamt Quartiere im Kreuzberger Norden.

Für den Sozialstrukturatlas ausgewertet wurden insgesamt 66 Indikatoren zu den Lebensumständen der Bevölkerung. Es ging um Beschäftigung und Einkommen, Bildungsstand, Altersstruktur, Gesundheit oder Pflegebedürftigkeit. Selbst der Anteil der Raucher fand Eingang. Und erstmals auch die Situation von Kindern. Die Ergebnisse seien eine wichtige Grundlage für künftige Planungen, erklärte Sozialsenator Mario Czaja (CDU). Nicht nur in den Bereichen Gesundheit und Soziales, sondern auch für Jugend, Schule oder Stadtentwicklung.

Demnach gibt es vor allem am Moritzplatz noch eine Menge zu tun. Die rote Laterne erhielt dieser Kiez vor allem wegen seiner überdurchschnittlich hohen Zahl an Transferleistungsempfänger. 75 Prozent der Kinder in diesem Gebiet leben in Haushalten, die auf Hartz IV oder andere staatliche Unterstützung angewiesen sind. Im Berliner Durchschnitt sind es 28,7 Prozent.

Dabei hatte es in der Gegend zuletzt einige positive Veränderungen gegeben. Mit der Eröffnung des Aufbau-Hauses 2011 kam das vorher eher vergessene Quartier stärker in den Blickpunkt. Vis-á-vis davon etablierte sich der Prinzessinnengarten als Naturoase mitten in der Großstadt. Aber abgesehen davon, dass der Atlas auf Zahlenmaterial beruht, das inzwischen gut zwei Jahre alt ist, scheinen diese Leuchttürme wenig Einfluss auf die Lebensumstände, etwa der Bewohner in der Otto-Suhr-Siedlung, zu haben. Hier herrscht eher das Gefühl vor, weiter abgehängt zu werden. Deutlich wurde das durch den Beschluss des Bezirksamtes, die Bona-Peiser-Bibliothek in der Oranienstraße zu schließen. Dagegen formiert sich inzwischen Protest. Anwohnerin Marianne Hopfer hat eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des Standorts gestartet. "Die Bibliothek ist der einzige Treffpunkt, der uns noch geblieben ist. Gerade für die vielen Menschen, die wenig Geld haben", meinte sie bereits vor einigen Wochen.

Dass Friedrichshain-Kreuzberg trotz Beispiele wie am Moritzplatz aufgestiegen ist, liegt an der deutlich verbesserten Lage in zahlreichen anderen Quartieren. Etwa dem Wrangelkiez. Er gehörte noch 2008 und erst recht 2003 zu den Gebieten, die am Ende der Tabelle rangierten. Inzwischen nähern sich die Prognosen dort immer mehr dem Berliner Durchschnitt an. Spitzenreiter unter den 24 untersuchten Sozialräumen im Bezirk ist die Stralauer Halbinsel.

Auch insgesamt hat Friedrichshain besser abgeschnitten als Kreuzberg, was auch durch die Weberwiese und dem Richard-Sorge-Viertel auf den nächsten Plätzen unterstrichen wird. Auf Rang vier folgt mit dem Viktoriapark der erste Kiez in Kreuzberg. Ein wichtiger Grund für die Tendenz ist der seit einigen Jahren starke Zuzug von oft jungen, meist gut ausgebildeten und häufig solventen Neubürgern.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 844× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 832× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 528× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.024× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.917× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.