Friedrichshainer solidarisieren sich mit Hussein Badiny
Inzwischen hat sich ein Unterstützerkreis gebildet, dem über die sozialen Netzwerke bereits mehrere hundert Personen beigetreten sind. Am 7. Juni gab es eine spontane Solidaritätsveranstaltung vor der Gaststätte. Auch mit weiteren Aktionen soll Betreiber Hussein Badiny ganz konkret geholfen werden.
Der gebürtige Ägypter wurde das Opfer der Gewaltorgie, die sich irgendwann zwischen der Nacht zum 26. und den Morgenstunden des 27. Mai ereignet hat. Bisher Unbekannte waren in das Lokal eingebrochen und hatten die Inneneinrichtung völlig verwüstet. Geräte wie den Herd, den Grill, den Pizzaofen und die Kühlschränke wurden ebenso zerstört wie das Mobilar, etwa die Lederstühle, die die Täter aufgeschlitzt haben. Dazu versprühten sie noch zusätzlich den Inhalt eines Feuerlöschers.
Welcher Geisteshaltung die Vandalen zuzurechnen sind, erschließt sich durch die Wandschmierereien, die an den Wänden hinterlassen wurden. "Ausländer raus" war dort ebenso aufgesprüht wie "SS", "88" (in der Naziszene das Kürzel für "Heil Hitler") und auch noch deutlicher "H.H." Die Ermittlungen hat der Staatsschutz übernommen.
Hussein Badiny muss nach dieser Nazi-Gewalt völlig neu anfangen. Nur ein Teil des Schadens ist durch die Versicherung gedeckt. Erst im vergangenen Jahr hat er die Räume übernommen und renoviert. Pizza, Pasta und Steaks gab es im Costallino. Der Kampf um die Kundschaft war nicht leicht, denn das Lokal liegt in keinem der Friedrichshainer Szeneviertel. Aber der lasse sich gewinnen, hoffte Hussein Badiny. Nie daran gedacht habe er aber, dass er hier mit rechtsradikaler Gewalt konfrontiert werde. Auch wenn er sich nach dem Anschlag wieder an die eine oder andere komische Begebenheit aus den vergangenen Monaten erinnert. Etwa als zwei glatzköpfige junge Männer in sein Lokal kamen und ihn fragten was er hier wolle? Er nehme den Deutschen die Arbeit weg.
Was das Auftreten von Neonazis betrifft, ist Friedrichshain ohnehin schon lange keine Insel der Seligen mehr. Bestimmte Plätze, etwa die Gegend um das Frankfurter Tor gelten als beliebte Treffpunkte. Immer wieder kommt es zu Übergriffen, bei denen ein rechtsradikaler Hintergrund zumindest sehr wahrscheinlich ist. Relativ häufig passieren sie rund um die Bahnhöfe Frankfurter Allee und Ostkreuz.
Auch dagegen wollen die Unterstützer von Hussein Badiny ein Signal setzen. "Ihn hat es getroffen, gemeint sind wir alle", lautet ihr Motto. Es soll auch nicht nur bei Worten bleiben. Ebenfalls initiiert wurde inzwischen eine Gutscheinaktion. Angeboten werden Gutscheine für 20, 30 oder 50 Euro. Sie können eingelöst werden, sobald das Costallino wieder geöffnet hat. Kurzfristig sollen sie dem Betreiber helfen, über einige Schwierigkeiten hinwegzukommen.
Nicht nur dieses Engagement bewegt den Gastwirt. "Es zeigt mir, dass ich nicht alleine stehe." Seine Gutschein-Gäste will er auch gerne bewirten, allerdings wohl nicht mehr in Friedrichshain. "So wie es jetzt aussieht, werde ich das Lokal irgendwo anders in Berlin wieder eröffnen." Was in der Koppenstraße passiert ist, lasse sich nicht einfach abschütteln. "Und nicht nur ich, auch meine Familie ist ständig damit konfrontiert." Dass er damit auch ein Stück weit vor der Gewalt weicht, ist ihm klar. "Aber ich möchte in eine Gegend, wo so etwas nicht möglich ist."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.