Verein "obDach?" sucht noch Helfer für Nachtcafé

Kübelweise Abendessen. Das Küchenteam von "obDach?". | Foto: Frey
  • Kübelweise Abendessen. Das Küchenteam von "obDach?".
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Helmut (65) ist regelmäßig hier. Ebenso Hans (55) und weitere Stammgäste. "Wir wissen immer, dass wir uns hier treffen", sagen die beiden. "Das ist fast wie eine Art Familie."

Die beiden reden von der Notunterkunft, die der Verein "obDach?" seit 1996 im Gemeindehaus in der Samariterstraße 27 betreibt. Jeden Donnerstag ist dort geöffnet. Und das nicht nur während der Kälteperiode von November bis März, sondern das ganze Jahr.Zu "obDach?" gehören zwischen 20 und 30 freiwillige Helfer. Rund zehn von ihnen sind an einem Abend im Einsatz. Zunächst in der Küche und später als Aufsicht während der Nachtruhe. Denn das Programm beginnt mit einem ausgiebigen Abendessen. Vier Gänge gibt es meistens. Es beginnt mit belegten Brötchen, geht weiter zum Eintopf, dann folgt das Hauptgericht, an diesem Tag Spinat mit Rührei und Kartoffelpüree, und zuletzt der Nachtisch. Bei der Zubereitung helfen auch einige Stammkunden mit. Etwa Helmut und Hans. "Alle 14 Tage bekommen wir Lebensmittel von der Berliner Tafel", erklärt Tina (31), die seit sieben Jahren dabei ist. "Den Rest kaufen wir selber ein." Finanziert wird das aus der Spendenkasse. "Das klappt bisher ganz gut. Ohne dass wir groß dazu aufrufen müssen, bekommen wir immer wieder etwas Geld." Mal 200 Euro von einem privaten Gönner, mal einen vierstelligen Betrag bei einer Aktion für das Ehrenamt.

Ein größeres Problem ist, immer wieder genügend Mitstreiter zu finden. "Die meisten von uns sind berufstätig und haben deshalb nicht immer Zeit oder müssen wegen anderer Verpflichtungen ganz aufgeben." Gesucht werden aktuell vor allem Menschen, die während der Nachtstunden vor Ort sind. Mindestens drei Leute sollen diese Schicht gemeinsam machen. "Wir hoffen dass noch mehr Leute Interesse haben, bei uns mitzumachen und sich für dieses Projekt zu engagieren", sagt Tina.

Sie selbst ist bei "obDach?" gelandet, "weil ich neben meinem Soziologiestudium noch etwas praktisches machen wollte.

Unter den Gästen sind die Männer in der Überzahl. Einige zeigen schon durch ihr Auftreten, dass hier eine Art zweites Wohnzimmer für sie ist. Ihnen gegenüber stehen Besucher, die nur sporadisch oder zum ersten Mal hier sind. Manche haben noch eine Wohnung oder leben in Wohnheimen und kommen vor allem wegen des Essens und der Geselligkeit. Andere leben auf der Straße.

Viele sind offen, erzählen ausführlich über ihr Leben. Arbeitslosigkeit, Ärger in der Partnerschaft, Depressionen, Gerichtsverfahren sind einige Stichworte. Andere machen wiederum klar, dass ihnen wenig an einem Kontakt liegt. "Wir sind keine Therapeuten oder Missionare", sagt Tina. Es werde genauso respektiert, wenn jemand das Gespräch sucht, oder einfach in Ruhe gelassen werden möchte. Natürlich gebe es manchmal auch Konflikte. Aber die seien meist sehr schnell in den Griff zu bekommen. "Wir haben alle ein Deeskalationstraining gemacht. Oft genügt es einfach, wenn man beruhigend dazwischen geht."

Mit rund 30 Personen ist der Andrang an diesem Abend überschaubar. Wenn es richtig kalt wird, kommen häufig doppelt so viele. An der Stirnseite des Raums werden die Mahlzeiten ausgegeben. Zwischen den einzelnen Gängen lässt man sich viel Zeit. Die Gäste rede, lesen oder spielen Karten. Ein paar warten auch einfach darauf, dass es mit dem Essen weiter geht. Und kurz nach dem Nachtisch legt sich der erste zum Schlafen nieder. Als Nachtlager diesen Isomatten und Decken, die im Gemeindesaal ausgebreitet werden.

Ist den Besuchern eigentlich klar, was hier für sie geleistet wird? Den meisten schon, meinen die Vereinsmitglieder. Aber es gebe eher wenige, die das auch in Worten ausdrücken. Kathrin (29) gehört zu ihnen. "Das ist schon toll, wie sich die Leute hier einsetzen", lobt sie.

Wer bei "obDach?" mitmachen möchte, wendet sich an Andreas Schott. 0176/22 82 68 32, E-Mail: andreasschott74@yahoo.de.
Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 243× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 425× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.395× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.218× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.