Netzwerk NIWo richtet Wohnung für kranke Menschen ein
NIWo steht für Netzwerk Integriertes Wohnen. Der gleichnamige Verein hat in der ersten Etage des Hauses eine Gemeinschaftsetage für kranke Menschen jeden Alters eingerichtet. Als Pflegeeinrichtung möchte Brigitte Henschke das Angebot aber nicht allein verstanden wissen. "Es geht uns auch darum, Personen eine neue Heimat zu geben, die zwar ein schweres Leiden haben, etwa Krebs oder Multiple Sklerose, die aber trotzdem ihr Leben bisher noch einigermaßen selbständig organisieren können und möchten." Und das sowohl allein, als auch zusammen mit anderen.Nach diesen Vorgaben ist auch die etwa 250 Quadratmeter große Wohnung angelegt. Sie besteht zum einen aus zwei Zweizimmer- und drei Einzimmerappartements, alle natürlich behindertengerecht. Das Herzstück ist eine große Küche mit Aufenthaltsraum. Hier, so die Idee, sollen sich die Bewohner regelmäßig treffen, zusammen kochen und sich auch gegenseitig Hilfe leisten. Gleichzeitig hat jeder die Möglichkeit, sich in seine eigenen vier Wände zurückzuziehen. "Eigentlich funktioniert das ähnlich, wie in einer WG", sagt Brigitte Henschke.
Ein Konzept, das Michaela Hohenadel und Evelyn Bahlo sehr schnell überzeugte. Die beiden Frauen wohnen seit Ende August, beziehungsweise Mitte September in der Scharnweberstraße. "Ich habe genau so etwas gesucht", freut sich Michaela Hohenadel (54), die an einer Muskelkrankheit leidet. Das neue Zuhause gebe ihr ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das sie zuletzt vermisst habe. "Denn vor einem Jahr bin ich wenige Meter vor meinem Haus überfallen und beraubt worden." Beide haben sich auch deshalb so gut eingelebt, weil sie sich von Anfang an gut verstanden haben. "Und es gibt inzwischen das Ritual, dass wir jeden Tag mindestens zwischen 18 und 20 Uhr gemeinsam verbringen."
Michaela Hohenadel und Evelyn Bahlo sind jetzt gespannt, welchen Zuwachs sie demnächst in ihrer Wohngemeinschaft bekommen. Hauptsache, die Neuen passen ganz gut, meinen sie. Und gerne seien auch Männer willkommen.
Die Miete in der Scharnweberstraße beträgt zwischen 550 und 880 Euro. Ein Preis, der für manche Leute nicht ohne weiteres aufzubringen ist. Er beinhalte allerdings auch einige Serviceleistungen, etwa Besorgungen oder Transport zu Terminen, erklärt Brigitte Henschke. Und insgesamt sei die Summe knapp kalkuliert. "Der Ausbau der Etage hat uns rund 600 000 Euro gekostet." Wie so häufig dauerten die Arbeiten länger und wurden teurer. Schon deshalb hofft der Verein, dass sein Wohnprojekt jetzt schnell voll wird.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare