Tafel zur Geschichte des Bunkerbergs eingeweiht

Rudi Kasper zeigt Nicolai Kranz (rechts neben ihm) und Stefan Detzel (ganz rechts) das Foto von ihm und Ralf Hartkopf (links) als Flakhelfer. | Foto: Frey
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Friedrichshain. Einheimischen fallen manche Dinge in ihrer Stadt oft weniger auf, als Besuchern. Zum Beispiel im Volkspark Friedrichshain. Dort erinnert seit 31. August eine Gedenk- und Informationstafel an die Geschichte der beiden Bunkerberge.

Dass sie angebracht wurde, ist Stefan Detzel (52) aus Landau in der Pfalz und Dr, Nicolai Kranz (47) aus Bonn zu verdanken. Beide Männer, Geschäftsführer im Krankenhausbereich, waren vor gut drei Jahren bei einem Kongress in Friedrichshain. Während einer Pause spazierten sie durch den Volkspark. Dort entdeckten sie den Bunkerberg. "Uns interessierte, was es mit dieser Anhöhe auf sich hat. Aber wir haben vor Ort keine Hinweise dazu gefunden", erinnert sich Stefan Detzel.Nach eigenen Recherchen wandten sie sich an das Grünflächenamt und erklärten sich bereit, eine Gedenktafel zu finanzieren. "In meiner Heimatstadt mache ich bei einer Initiative mit, die sich zum Beispiel mit der NS-Zeit in Landau beschäftigt", sagt Detzel.

Um die Jahre der Nazidiktatur geht es auch beim Bunkerberg. Ab 1939 wurde hier einer der drei Berliner Flakbunker errichtet. Flak war die Abkürzung für Flugabwehrkanonen, mit denen die alliierten Flugzeuge abgeschossen werden sollten. Die schweren Kanonen standen auf den beiden Türmen des Bunkers. Sie wurden meist von 15, 16 Jahre alten Jugendlichen bedient, den sogenannten Flakhelfern. Im Inneren des Turms gab es Schutzräume für die Bevölkerung. Insgesamt haben sich mehr als 50 000 Menschen während der zahlreichen Bombenangriffe dort aufgehalten. Außerdem befand sich im Leitturm ab 1942 ein Depot für ausgelagerte Kunstwerke.

1946 wurden die Bunkeranlagen gesprengt, was allerdings nicht vollständig gelang. Auf den Torso karrten Trümmerfrauen den Kriegsschutt der angrenzenden Wohngebiete. Daraus wurden zwei Anhöhen 48 und 78 Meter hoch. Der große und der kleine Bunkerberg, im Volksmund "Mont Klamott" genannt. Nach Entwürfen des Landschaftsarchitekten Richard Lingner entstand auf dem Terrain eine Grünanlage.

Das alles ist jetzt auf der Tafel nachzulesen, die außerdem mit zahlreichen Bildern illustriert wurde. Darüber, was dort stehen soll, gab es allerdings eine fast dreijährige Debatte. Während der Verein Berliner Unterwelten, der sich schon länger mit der Bunker-Geschichte im Volkspark beschäftigt, den Schwerpunkt auf das Bauwerk und seine technischen Daten legen wollte, verlangte die Gedenktafelkommission des Bezirks vor allem eine historische Einordnung. "Das Bauwerk muss im Zusammenhang mit den Ereignissen und Verbrechen der Nazi-Zeit erklärt werden", sagt Martin Düspohl, Leiter des Bezirksmuseums. "Die Bombenangriffe sind ja nicht aus heiterem Himmel gekommen."

Die Spender hielten sich aus diesen Diskussionen weitgehend heraus, waren aber etwas erstaunt, wie lange sie dauerten. Gekostet hat sie die Tafel einen Betrag zwischen 2500 und 3000 Euro.

Zur Eröffnung waren mit Ralf Hartkopf und Rudi Kasper (beide 83) auch zwei Zeitzeugen gekommen. Als 16-jährige wurden sie 1944 aus Cottbus zum Friedrichshainer Flakbunker abkommandiert. "Wir waren eine Gruppe von 20 Jungen, die hier Dienst taten", erinnern sich die beiden. Auch der Unterricht für die Schüler fand dort statt. Nach der Enthüllung gab es für die beiden Herren noch eine Überraschung. Sie entdeckten sich auf einem der abgebildeten Fotos wieder.

Der Verein Berliner Unterwelten hatte im Jahr 2005 die Möglichkeit, die noch vorhandenen Reste der Flaktürme im Bauch der Bunkerberge zu untersuchen. "Wir gingen davon aus, dass wir die ersten sind, die da nach 1945 hineinkommen", erzählt der Vorsitzende Dietmar Arnold. "Dort empfing uns allerdings ein Zettel mit der Aufschrift: Sorry, wir waren vor euch da." Wahrscheinlich hatten Unbekannte von der geplanten Expedition der Unterwelten erfahren und sich einige Tage früher Zutritt verschafft.

Die Gedenk- und Informationstafel befindet sich am Fuß des Großen Bunkerbergs neben dem Weg der um den Teich herumführt und nicht weit entfernt vom Café Schönbrunn.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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