Ein Kiez rückt zusammen
Anwohner im Samariterviertel wollen ihr Kiezbüro retten

"Das Kiezbüro muss bleiben", sagen Peggy Hochstätter, Maike Specht, Annie Großjohann, Gerd Schmitt und David Conway (von inks). | Foto:  Kiefert
  • "Das Kiezbüro muss bleiben", sagen Peggy Hochstätter, Maike Specht, Annie Großjohann, Gerd Schmitt und David Conway (von inks).
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Das Kiezbüro im Samariterkiez steht zum Jahresende vor dem Aus. Das Pilotprojekt bekommt keine Fördermittel mehr. Anwohner protestieren und haben sich zum Initiativenverbund „Samaritersuperkiez“ zusammengeschlossen.

Seit vier Jahren ist das Kiezbüro erste Anlaufstelle und Anstifter ehrenamtlichen Engagements im Samariterkiez. „Alle wollen es“, sagt Gerd Schmitt. „Die Frage ist nur, wo das Geld herkommen soll.“ Schmitt koordiniert die Arbeit im Kiezbüro, angestellt ist er bei der Stiftung SPI (Sozialpädagogisches Institut Berlin), der Trägerin der Einrichtung. Doch wie es momentan aussieht, muss sich Gerd Schmitt bald „arbeitssuchend“ melden. Dem Kiezbüro an der Rigaer Straße droht zum Jahresende das Aus.

Völlig überraschend kommt das nicht, eigentlich sollte vergangenes Jahr schon Schluss sein. Das Kiezbüro war 2018 als Pilotprojekt im Friedrichshainer Nordkiez gestartet. Finanziert für drei Jahre über das Fein-Programm der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen mit rund 54 000 Euro pro Jahr. 2020 lief die Förderperiode aus – mit der Option auf einmalige Verlängerung. „Dafür haben einen Antrag gestellt und 30 000 Euro vom Senat bekommen“, sagt Schmitt. Der Bezirk stockte auf und das Kiezbüro konnte dieses Jahr weitermachen. 2022 stand da erstmal noch in den Sternen.

Initiative sammelt Unterschriften

Im August dieses Jahres wollte die SPD-Bezirksverordnete Peggy Hochstätter dann vom Bezirksamt wissen, ob es im neuen Jahr mit dem „dringend benötigten Kiezbüro“ weitergeht. Was das Bezirksamt verneinte und auf das Auslaufen des Piloten hinwies. Auch eine Regelfinanzierung aus dem Bezirkshaushalt sei aktuell nicht gegeben und das Fortbestehen des Kiezbüros somit leider schwierig.

Doch der Kiez rückte zusammen, um das Kiezbüro zu retten. Fünf Initiativen schlossen sich zum „Samaritersuperkiez“ zusammen und schrieben einen Brief an Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne), die Stadträte und Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke). „Der Samariterkiez ist eines der einwohnersstärksten Wohnquartiere Berlins mit dem geringsten Anteil öffentlicher Grünflächen und einem sehr hohen Anteil grauer Infrastruktur“, heißt es in dem Schreiben. „Als eines der wenigen Viertel im Ostteil des Bezirks wurden hier bereits erste Maßnahmen zur effektiven Verkehrsberuhigung umgesetzt und so die Grundlagen für die dringende Umgestaltung geschaffen. Ohne das Kiezbüro steht all dies auf dem Spiel.“ Dazu sammelten die Anwohner Unterschriften. „Etwa 250 haben wir bisher zusammen“, sagt Maike Specht vom „Samaritersuperkiez“.

Wie die anderen Anwohner kann sie sich den Kiez ohne Kiezbüro nicht mehr vorstellen. Es vernetzt Akteure und lokale Initiativen, bündelt unterschiedliche Interessen, organisiert Veranstaltungen, moderiert bei Konflikten, kooperiert mit dem Bezirksamt und seinen Fachämtern. „Das alles ist wichtig, denn als Einzelner kannst du nur schwer was bewegen“, sagt Specht. Das sehen auch Annie Großjohann, Gründerin von Green Kiez, und David Conway von der Initiative Waldeyerstraße so. „Ohne Gerd Schmitt hätten wir uns als Initiativen gar nicht gefunden.“

Im Einsatz für den Kiez

Die Arbeit des Kiezbüros sei darum so erfolgreich, weil es vieles in Gang setze und freiwilliges Engagement gezielt fördere. Das war so, als es um die Frage ging, ob der Samariterkiez verkehrsberuhigt werden soll, eine Fußgängerzone her muss oder der Kiez mehr Grün braucht. „Wir haben zum Beispiel ein Verkehrskonzept mitentwickelt, um den Durchgangsverkehr zu reduzieren“, sagt Gerd Schmitt. Und in der Corona-Pandemie hat das Kiezbüro eine Online-Beteiligungsplattform initiiert.

Wie geht es jetzt aber weiter? „Wir haben beschlossen, beim Bezirksamt erneut über eine Anfrage in der BVV nachzuhaken, welche Schritte zum Erhalt des Kiezbüros unternommen werden“, sagt Maike Sprecht. Außerdem wollen die Initiativen alle Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung anschreiben und um Unterstützung bitten. Damit das Kiezbüro auch 2022 bleiben kann.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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