Senioren fertigen warme Kleidung für Obdachlose

Spaß beim Stricken und Häkeln: Mitglieder der Seniorengruppe in der Koppenstraße. | Foto: Frey
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Friedrichshain. Kurz vor Weihnachten raffen sich viele Initiativen zu guten Taten auf. Und wer schon länger im Charity-Geschäft unterwegs ist will gerade jetzt, dass sein Einsatz bekannt wird.

Beides trifft auf die Seniorengruppe nicht zu, die jeden Dienstag in der Begegnungsstätte "Wir im Kiez" der Volkssolidarität in der Koppenstraße 62 zusammenkommt. Ihr Engagement ist weder auf einige Wochen begrenzt, noch geht sie damit hausieren. Deshalb soll die Gruppe an dieser Stelle einmal gewürdigt werden.

Etwa ein Dutzend Frauen strickt hier Woche für Woche warme Kleidung für Obdachlose. Mehrere Hundert Pullover, Schals, Mützen oder Socken entstehen so Jahr für Jahr. Hauptabnehmer ist die Hilfsorganisation "Die Arche". Manchmal werden auch andere Einrichtungen bedacht. "Wichtig ist uns nur, dass die Sachen an die richtige Stelle kommen und auf keinen Fall verkauft werden", sagen die fleißigen Handarbeiterinnen. Die meisten von ihnen machen schon lange mit. Einige sogar seit dem Beginn vor 15 Jahren. Die Jüngste ist Anfang 70, Waltraud Montva mit 89 Jahren die Älteste. Bis zu zehn paar Strümpfe schaffe sie in einer Woche, erzählt die Seniorin. Überhaupt haben viele ein bestimmtes "Fachgebiet". Anita Kasch (74) gilt zum Beispiel als die "Schalmeisterin". Auch Ilse Soltysiak (83) hat sich auf Halswärmer spezialisiert, andere widmen sich widmet sich den Pullovern.

Beschreibungen, die deutlich machen, dass die Frauen bei ihrer Arbeit eine Menge Spaß haben. Die Treffen bedeuten ein regelmäßiges Ritual, die Teilnehmerinnen machen den Eindruck einer eingeschworenen Gemeinschaft. Und beim Werkeln mit Strickzeug, Häkelzeug und Wolle gebe es immer eine Menge zu erzählen. Natürlich sind weitere Mitglieder willkommen. Sie sollten gut in die Gruppe passen.

Bei aller Freude, die die Rentnerinnen selbst aus ihren Dienstagsterminen ziehen, leisten sie darüber hinaus ehrenamtlich Hervorragendes. Es gebe noch immer genug Menschen, die Hilfe brauchen, so ihre Begründung. Deshalb werden sie das auch weiter machen.

Weiteres Aufheben um den Einsatz scheint nicht ihre Sache zu sein. Erst auf Nachfragen wird deutlich, dass sie teils sogar die Wolle bezahlen. Zwar wird sie normalerweise gespendet. Aber es reicht manchmal nicht. Und wann hat sich jemand zuletzt für ihre Arbeit bedankt? Das sei schon länger nicht mehr passiert, sagen die Frauen nach kurzem Nachdenken. Ein guter Anlass, das zu ändern wäre jetzt, kurz vor Weihnachten.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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