Jahrelange Wasserknappheit: Bädersituation in Friedrichshain-Kreuzberg entspannt sich erst in ferner Zukunft

Das Spreewaldbad wird am Herbst kommenden Jahres saniert und ist dann ungefähr zwei Jahre geschlossen. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Das Spreewaldbad wird am Herbst kommenden Jahres saniert und ist dann ungefähr zwei Jahre geschlossen.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Detlef Lüke bemühte sich, wenigstens die Zukunftsperspektiven einigermaßen vielversprechend darzustellen. Kurzfristig, darum kam auch er nicht herum, gab es wenig an der Lage zu beschönigen.

Lücke war als Vertreter der Berliner Bäder Betriebe (BBB) am 26. April Gast im Schul- und Sportausschuss, denn Friedrichshain-Kreuzberg steuert auf einen absoluten Notstand bei den öffentlichen Schwimmhallen zu. Ab kommendem Jahr wird für einige Zeit keine einzige im Bezirk mehr geöffnet sein. Im einzelnen stellt sich die Situation so dar:

Bad an der Holzmarktstraße: Wie bereits berichtet, gibt es dort massive Statikschäden am Becken. Die Halle sollte deshalb zunächst mit Beginn der Sommerferien schließen. Diese Frist wurde inzwischen verlängert. Endgültiges Aus ist zum Jahresende. Eine Sanierung lohnt nicht mehr, deshalb soll das Gebäude abgerissen werden. Ein Neubau wäre schon seit einiger Zeit vorgesehen gewesen, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt, erklärte Detlef Lüke. Jetzt werde versucht, dieses Vorhaben vorzuziehen. Er soll zusammen mit einem geplanten Projekt der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Berlinovo entstehen. Die will auf dem Grundstück Studentenappartements errichten, untergebracht in bis zu zwölf Stockwerke hohen Gebäuden. Dazwischen das Bad. Es werde über mehr Schwimmkapazitäten verfügen als bisher an dieser Stelle, versuchte der BBB-Repräsentant einen positiven Ausblick in die Ferne. Neben zwei 25-Meter-Becken ist noch jeweils eines für Nichtschwimmer sowie Kursbesucher geplant – frühestens für 2025. Aktuell laufen die Abstimmungen zwischen den beiden Bauträgern und dem Senat. Dem Bezirk sind die Pläne noch gar nicht vorgelegt worden.

Spreewaldbad: Der Standort am Spreewaldplatz wird wegen einer umfassenden Sanierung am 1. September 2019 geschlossen. Und bleibt dann ungefähr zwei Jahre dicht. Dieser Termin lasse sich nicht verschieben, wehrte Detlef Lücke entsprechende Fragen ab. Er werde auch mit Mitteln der Europäischen Union finanziert. Und die müssten bis spätestens Ende 2020 ausgegeben sein.

Tragluft-Alternative: Weil auch die Bäder Betriebe nicht umhin kommen, die Gesamtsituation als ziemlich schwierig einzuschätzen, wird über eine Entlastung nachgedacht. Ins Spiel kamen Traglufthallen, die über die Schwimmbecken von Freibädern gesetzt werden und dadurch einen ganzjährigen Besuch ermöglichen. Im Bezirk wäre das das Kreuzberger Prinzenbad. Was dort aber höchstens eine theoretische Option sei. Zum einen, weil die Umkleidekabinen einigermaßen entfernt vom Beckenbereich wären. Zum anderen sind die Wasserleitungen nicht winterfest. Sie müssten neu gelegt werden. Was entsprechend teuer wird.

Baerwaldbad: Das größte Sorgenkind in der Friedrichshain-Kreuzberger Bäderlandschaft ist das Bad an der Baerwaldstraße. Seit über einem Jahr ist es geschlossen, der bisherige Betreiber und Erbbaunehmer der Immobilie insolvent. Immerhin scheint in diese unendliche Geschichte etwas Bewegung zu kommen. Es sei vom Senat signalisiert worden, dass das Baerwaldbad bei einem sogenannten Heimfall, damit gemeint ist die Rückgabe des Gebäudes an die öffentliche Hand, nicht in die Verantwortung von Friedrichshain-Kreuzberg, sondern in die des Landes Berlin kommen soll, sagte Sportstadtrat Andy Hehmke (SPD). Das ist deshalb entscheidend, weil das Objekt als totaler Sanierungsfall gilt, auch wenn die exakte finanzielle Größenordnung erst noch durch ein Gutachten ermittelt werden muss.

Auch nach einem Heimfall bleibt die Frage, was dann wird. Der Bezirk arbeite weiter daran, dass der Schwimm-standort weiter erhalten bleibe, machte Hehmke deutlich. Im Ausschuss wurde deshalb erneut ein Engagement der Bäder Betriebe ins Spiel gebracht. Sie könnten das Objekt doch übernehmen und wie bereits bis zum Jahr 2003 unterhalten.

Detlef Lücke reagierte darauf sehr zurückhaltend. Wenn es dazu kommen sollte, müsse es entsprechende Signale der Landesregierung geben. Womit vor allem eine entsprechende finanzielle Ausstattung gemeint war. Im aktuellen Betrieb sei das für die BBB nicht zu stemmen. Und selbst wenn sich das ändern würde, wäre die Reaktivierung des Baerwaldbades ein Langzeitprojekt.

Die Konsequenzen: Wenn die Friedrichshain-Kreuzberger Bäderlandschaft teilweise vollständig trockengelegt wird, hat das Auswirkungen für private Badegäste, Vereine, Schulen. Gerade den Schwimmunterricht der Heranwachsenden aufrecht zu erhalten, mache auch logistische Probleme, räumte Lücke ein. Die Schüler müssen an nähere oder auch weitere Standorte gekarrt werden. Damit sich die Anreise einigermaßen in Grenzen halte, führt das wahrscheinlich zu einem größeren Verschiebebahnhof, von dem auch Schüler anderer Bezirke betroffen sind. Das Bad auf der Fischerinsel in Mitte werde unter der Woche nur noch für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen, skizzierte der Gast von den Bäder Betrieben Nebenwirkungen für die individuelle Kundschaft. Kleiner Ausgleich: Am Wochenende könnte sie diese Schwimmhalle länger nutzen.

Auch die Vereine müssen sich auf neue Standorte einstellen. Gerade sie forderten deshalb, das Projekt einer Traglufthalle im Prinzenbad trotz aller Probleme auf den Weg zu bringen. Wenn es zu einem jahrelangen Exil in Mariendorf oder sonstwo komme, "dann sind wir kein Kreuzberger Verein mehr", bemerkte ein Vertreter.

Das Spreewaldbad wird am Herbst kommenden Jahres saniert und ist dann ungefähr zwei Jahre geschlossen. | Foto: Thomas Frey
Kann im Baerwaldbad irgendwann wieder gebadet werden? Vielleicht, aber sicher nicht in den kommenden Jahren. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 120× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 910× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 580× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.078× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.967× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.