Bahn plus Discounter gleich Rad: In Berlin startet das Lidl-Bike
Kreuzberg. Die Räder stehen akkurat aufgereiht vor und in der Werkstatt an der Alten Jakobstraße in Kreuzberg. Um die 100 sind es bestimmt, aber diese Anzahl bildet nur einen Bruchteil der Flotte, die demnächst auf den Straßen unterwegs ist.
Dort werden es nämlich 3500 solcher "Lidl-Bikes" sein. Sie stehen für die neue Fahrradverleih-Partnerschaft, die die Deutsche Bahn mit dem Discounter eingegangen ist.
Mit diesem Fuhrpark sei man der größte Anbieter in diesem Segment, machten Sylvia Lier, Vorsitzende der Geschäftsführung DB Rent, und Wolf Tiedemann von der Geschäftsleitung Lidl Deutschland deutlich. Ab 5. März sind die Bikes in Berlin im Einsatz. Der Auftakt wird mit einer großen Eröffnungsveranstaltung im Hauptbahnhof gefeiert. Dort können sie ohne Gebühr getestet werden. Danach kostet die Radnutzung 1,50 für die erste halbe Stunde und danach jeweils einen Euro für die weiteren 30 Minuten, wenn sich Kunden für den Basistarif von drei Euro Jahresgebühr entscheiden. Beim Komfort-Tarif, 49 Euro pro Jahr, beträgt der Preis zunächst 50 Cent, für die folgenden halben Stunden ebenfalls einen Euro. Das alles ist abzurufen über eine App oder die Website www.lidl-bike.de. Wer sich dort anmeldet, erhält einen Zahlencode, mit dem er das Zweirad starten kann.
Als Nutzungsgebiet gilt die Innenstadt, konkret alles innerhalb des S-Bahn-Rings. Dort wird es 353 Rückgabezonen geben, zum Beispiel an Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen, aber auch an markanten Punkten oder Gebäuden. Außerdem vor neun der 39 Lidl-Filialen in diesem Bereich, bei den anderen in einer Umgebung von maximal 200 Metern zum Geschäft. Wer das Rad in diesen Zonen abgibt, erhält 50 Cent Rabatt. Darüber hinaus kann es überall abgestellt werden, wenn die Fahrt zu Ende ist.
Dass die Bahn und Lidl bei diesem Projekt zusammenkamen, hat eine Vorgeschichte. Das Eisenbahnunternehmen war mit seinem Call a Bike bis vergangenes Jahr in Berlin präsent. Der Vertrag wurde aber vom Senat gekündigt, der jetzt auf den Leipziger Anbieter Nextbike setzt, der im April starten will. Die Bahn wollte aber die Hauptstadt in Sachen Fahrradsharing nicht preisgeben und fand in dem Discounter einen Sponsor. Denn ohne solche Unterstützung sei das Vorhaben nicht zu realisieren, machte Sylvia Lier deutlich. Wie viel Geld Lidl beisteuert, blieb allerdings Betriebsgeheimnis. Immerhin so viel: Die Zusammenarbeit soll auf mehrere Jahre angelegt sein.
Der Lebensmittelriese erhofft sich nicht nur dadurch einen Gewinn, dass die Räder unter seinem Namen durch die Stadt rollen. "Für uns ist das ein weiterer Baustein, nachhaltigster Discounter in Deutschland zu werden", erklärte Wolf Tiedemann. Und natürlich richtet sich der Blick auch auf weitere Kunden, nicht nur, wenn die ihr Bike in der Nähe eines Marktes abholen oder abgeben.
Ähnliche Effekte erhofft sich auch die DB Rent als Systembetreiber. Sylvia Lier sprach von einem "Mobilitätsmix" und einen noch größeren und besonders umweltfreundlichen Teil des öffentlichen Nahverkehrs. Etwa dergestalt, dass mit dem Bike die erste Strecke des täglichen Wegs zurückgelegt wird, die einen dann zu einem S- und manchmal auch einen Fernbahnhof führt. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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