Der Abend ist das Problem: Oberbaumcity soll ab Sommer zur Parkraumzone werden

Nicht nur am Rudolfplatz finden sich tagsüber wenig Parkplätze. Manche Anwohner beklagen, dass die Situation am Abend oft noch schlimmer sei. | Foto: Thomas Frey
3Bilder
  • Nicht nur am Rudolfplatz finden sich tagsüber wenig Parkplätze. Manche Anwohner beklagen, dass die Situation am Abend oft noch schlimmer sei.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Im Bezirk wird es in einem weiteren Gebiet eine Parkraumbewirtschaftung geben – und zwar in der Oberbaumcity. Der Start ist für 1. Juli, möglicherweise sogar bereits zum 1. Juni geplant.

Das Vorhaben stößt zumindest bei den Bewohnern auf weitgehende Zustimmung. Es wurde sogar ein Ausweiten der vorgesehenen Parkzeiten verlangt, wie bei einer Informationsveranstaltung am 1. März deutlich wurde. Warum es diesen Wunsch gibt und weitere Fakten, hier ein Überblick:

Die Parkzone: Sie reicht in Ost-West-Richtung von den Ringbahngleisen bis zur Trasse der U-Bahnlinie 1 entlang des Warschauer Platzes. In dessen Umgebung ist das Abstellen des Autos schon bisher an den Wochentagen bis 16 Uhr kostenpflichtig. Die nördliche Grenze bildet die Trasse der Stadtbahn, die südliche die Spree am Osthafen. Es handelt sich also um ein abgeschlossenes, von Verkehrs- oder natürlichen Barrieren umrahmtes Gebiet.

Längere Bewirtschaftungszeiten: Vorgesehen war ein durchgehendes Einkassieren von Parkgebühren von Montag bis Freitag in der Zeit zwischen 9 und 19 Uhr. Das halten viele Anwohner für nicht ausreichend. „Die größten Probleme gibt es am Abend“, meinte einer. Und zwar immer dann, wenn in der Mercedes-Benz-Arena eine Veranstaltung stattfindet. Das betreffe auch Konzerte, Eishockeyspiele und andere Events am Wochenende. Deshalb müssten die Parkraumzeiten auf 22, manche meinten sogar bis Mitternacht ausgedehnt werden.

Reaktion des Bezirks: „Wir werden das aufnehmen und prüfen“, versprach Ordnungsamtsleiter Joachim Wenz. Ein Problem dabei: Das Gutachten, das im Vorfeld für diese Parkraumzone erstellt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass in den Abendstunden die Auslastung der Stellplätze im öffentlichen Straßenland nur bei 90 Prozent liege. Es müssten aber um die 100 Prozent sein, um den Bewirtschaftungseingriff zu rechtfertigen.

Joachim Wenz sieht aber trotzdem Chancen, um die Forderung der Bewohner zumindest teilweise zu erfüllen. Denn es werden in absehbarer Zeit rund um die Arena am Mercedes-Platz weitere Angebote hinzukommen, wie Kino, Bowling-Center und eine weitere Halle. Würden deren künftige Besucher bereits eingepreist, würde das sicher auch zu einer vollständigen Stellplatzauslastung führen, meint er. Es sei wenig sinnvoll, jetzt Hinweise für bestimmte Parkzeiten in Auftrag zu geben und sie dann wieder ändern zu müssen. Gleichzeitig spielt auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Längere Bezahlzeiten bedeutet, es braucht mehr Kontrolleure. Zwar wird immer betont, bei der Parkraumbewirtschaftung stehe das verkehrspolitische Instrument im Vordergrund, aber sie muss sich auch rechnen. Und im Bezirk hat niemand etwas dagegen, wenn dadurch etwas Geld in die Haushaltskasse kommt.

Der Preis: Vorgesehen ist ein Euro pro Stunde. Kommt es zur Verlängerung am Abend, wird für diese Zeiten auch über zwei Euro nachgedacht. Anwohner erhalten für ihr Auto eine Vignette, die 20,40 Euro kostet und zwei Jahre gilt. Für auswärtige Besucher gibt es eine Gästevignette, für die, je nach Aufenthaltsdauer, zwischen 10,20 und 25 Euro bezahlt werden muss. Gewerbetreibende erhalten auf Antrag eine Ausnahmegenehmigung für ein Fahrzeug ohne weitere Prüfung und für weitere, wenn sie nachweisen können, dass sie auch diesen Fuhrpark benötigen. Als Gebühren werden dafür 90 Euro für ein, 130 für zwei und 160 Euro für drei Jahre fällig.

Keine Gegner? Trotz überwiegender Akzeptanz gebe es eine Gruppe, die mit der Parkraumbewirtschaftung Probleme habe, sagte der Ordnungsamtsleiter. Nämlich die Beschäftigten in der Oberbaumcity. Sie haben als Nicht-Anwohner keinen Anspruch auf eine Vignette, und anders als die Autos ihrer Chefs sind ihre privaten Pkw auch nicht unabdingbar für das Geschäft. Ihnen bleibt nur, künftig entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren oder jeden Tag viele Tickets zu ziehen, denn Ausweichmöglichkeiten finden sich auch in der Umgebung kaum noch. Außer sie haben irgendwo einen Platz in einem Parkhaus oder einer Tiefgarage.

Wie geht es jetzt weiter? Anträge auf Vignetten können bereits jetzt gestellt werden. Bewohner und Gäste wenden sich dabei an das Bürgeramt 3 im Rathaus Friedrichshain, Frankfurter Allee 35/37,  902 98 46 90, E-Mail: buergeramt@ba-fk.berlin.de. Gewerbetreibende müssen ihre Anträge in der Petersburger Straße 86-90, einreichen,  902 98 80 37 oder  902 98 40 76. Zusätzliche Hinweise gibt es auf der Website www.parkeninfhain.de.

Bezahlen im ganzen Bezirk. Auch die neue Parkraumzone in der Oberbaumcity soll nur ein Zwischenschritt sein. Der Bezirk plant den großen Wurf und würde am liebsten ganz Friedrichshain-Kreuzberg zum Parkraumbewirtschaftungsgebiet erklären. An dem Projekt wird bereits gearbeitet, es muss aber ebenfalls durch entsprechende Gutachten unterfüttert werden. Bis zur flächendeckenden Gebührenpflicht wird es deshalb noch etwa zwei Jahre dauern.

Schneller könnten dagegen einige, nicht wirklich nachvollziehbare weiße Flecken auf der bisherigen Parkraumkarte beseitigt werden. Zum Beispiel an der Straße Am Wriezener Bahnhof, worauf ein Leser die Berliner Woche hingewiesen hat. Dort ist nämlich, anders als in umliegenden Gebieten wie der Straße der Pariser Kommune oder der Rüdersdorfer Straße, das Abstellen des Autos bisher kostenlos. Was natürlich ausgenutzt wird, wovon sogar in zweiter Reihe abgestellte Fahrzeuge zeugen. Bei dieser Straße handelt es sich nicht um ein reines Gewerbegebiet, es gibt dort auch Wohnungen. Das sei ihm bisher nicht bekannt gewesen, werde aber jetzt geprüft, erklärte Joachim Wenz. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 33× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 503× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 469× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 422× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 451× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.