Eierschale statt Entenkeller: Neustart an der Oranienburger Chaussee

Schon vorstellbar, dass das Gebäude mal wieder ein richtiges Schmuckstück werden könnte. | Foto: Berit Müller
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Frohnau. 1926 als Kopfbau der Gartenstadt errichtet, beherbergte das Haus in der Oranienburger Chaussee 45 jahrzehntelang Läden und Lokale; zuletzt den „Entenkeller“ samt Hotel. Seit 2012 steht das Gebäude leer, es gab Einbrüche und Vandalismus. Nun ist ein Neuanfang in Sicht.

Im Augenblick sieht’s im und ums Haus herum noch aus, als wäre nicht viel zu retten – von dem, was Vandalismus und langer Leerstand übrig gelassen haben. Draußen stapelt sich der Schutt, drinnen baumeln Kabel, bröckeln Wände; wenig Licht fällt durch zerbrochene, blinde Scheiben. An den Mauern im Keller hat die Nässe ihre Spuren hinterlassen. Es riecht modrig. „Alles muss weg, alles muss neu“, sagt Eigentümer Abdallah Neeman und zählt erst einmal auf, was die Diebe so mitgehen lassen haben. „Wasserzähler, Leitungen, Heizkörper und Kabel haben die einfach rausgerissen.“ Neeman hat das markante Gebäude an der Ecke Oranienburger Chaussee und Schönfließer Straße vor vier Jahren bei einer Zwangsversteigerung erworben, seit 2013 bastelt er am Konzept für einen neuen Gastronomiebetrieb am nördlichen Eingang zur Gartenstadt Frohnau. Im Frühjahr war Baustart.

Die lange Zwischenzeit kann Architekt Bernd Reifers erklären, der vom Besitzer mit dem Projekt beauftragt worden ist. „Das Haus steht zwar nicht unter Denkmalschutz, trotzdem hatten wir es hier mit kompliziertem Baurecht zu tun“, sagt Reifers. Allein die Abstandsregelungen für Altbauten seien rigoros, so habe juristisches Abklären viel Zeit in Anspruch genommen. Überdies galt es, die Pläne mit den Nachbarn abzustimmen. Die Anwohner sollen sich vom Restaurant mit Barbetrieb und Biergarten nicht gestört fühlen. Zwei Vorhaben sind beispielhaft für den Wunsch nach friedlichem Miteinander: Eine zwei Meter hohe, begrünte Mauer hinter dem Restaurant soll Geräusche dämpfen, und von ehemals vier Zugängen zum Außenbereich bleiben nur zwei erhalten.

Auch am Gebäude selbst wird sich einiges ändern. Weg müsse vor allem der unschöne Anbau aus den 1980er-Jahren, sagt Architekt Reifers. An die Stelle des halbrunden Wintergartens will er eine moderne, lichtdurchflutete Metall-Glas-Konstruktion setzen. „Der neue Vorbau soll so transparent sein, dass das alte Gebäude gut zu sehen ist.“

Schluss ist auch mit dem Hotelbetrieb. Im Obergeschoss entstehen nun zwei Wohnungen mit je rund 100 Quadratmetern Fläche, die Abdallah Neeman gewerblich nutzen will – eventuell für Handwerker, Hausmeister oder das Gaststättenpersonal. Für Mietwohnungen seien die Räume nicht geeignet. Schließlich sollen Restaurant, Kellerbar plus Garten Platz für mehr als 200 Gäste bieten, und zwar von morgens um 9 bis nach Mitternacht. Kulinarisches Angebot und Ausstattung dürften dann an die „Eierschale“ in Dahlem erinnern. Die Villa in der Podbielskiallee gehört Abdallah Neeman schon seit 2008, auch dort betreibt er nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten ein Bar-Restaurant.

Wie das Frohnauer Lokal künftig heißen soll, steht noch nicht fest, Entenkeller aber keinesfalls. Der Arbeitstitel lautet „Cascarón“ – das spanische Wort für Eierschale.

Auf den Eröffnungstermin wollte sich Neeman bei einem Baustellenbesuch Ende Juli noch nicht festlegen, er rechnet vorsichtig mit dem zweiten Halbjahr 2017. Auch zur Höhe der Baukosten äußerten sich Eigentümer und Architekt nur vage. Da könne es noch viele Überraschungen geben, das wisse er aus Erfahrung, so der Eigentümer. Allein in Abriss und Neubau des Wintergartens müsse er mindestens 200.000 Euro stecken. Baustadtrat Martin Lambert (CDU) zeigte sich beim Vorort-Termin zufrieden mit dem Vorhaben. „Wichtig ist, dass alles ordentlich gemacht wird – und da bin ich zuversichtlich. Nach den Jahren des Leerstands wird das Projekt der Gegend guttun.“bm

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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