Privatschule für ganz normale Weddinger Kinder
Die Sekundarschule für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche ist mit ihrer ersten 7.Klasse an den Start gegangen. "Wir haben eine bunte Mischung. Unsere Schüler bilden den Bezirk ab. Sie sprechen deutsch, türkisch, arabisch, bulgarisch und serbisch. Einige haben eine Gymnasialempfehlung, bei anderen besteht Lernförderbedarf", sagt Fiona Brunk, die gemeinsam mit Stefan Döring die Schule gegründet hat.
Erfahrungen an regulären Weddinger Schulen, in denen sie im Rahmen des Hochschulabsolventen-Programms "Teach First" gearbeitet haben, brachten sie auf die Idee. "Dort haben wir die Jugendlichen von zwei Seiten kennengelernt, im Unterricht unmotiviert, nachmittags bei den freien Projekten voller Enthusiasmus und Gemeinschaftssinn", so Döring. Und nach der Schulzeit seien 85 Prozent ohne berufliche Perspektive gewesen.
Das soll bei ihnen anders laufen. Dafür steht schon der Schulname. Die Quinoa-Pflanze war lange verkannt, aber das zähe Korn aus den Anden könnte den Welthunger bekämpfen. "Wir sind der Überzeugung, dass die Jugendliche ein ebenso enormes Potenzial habe. Das Wichtigste ist, fest an sie zu glauben und ihnen verlässliche Strukturen zu bieten", sagt Brunk.
Christian Schwenke hat seinen sicheren Lehrerjob an einer öffentlichen Weddinger Schule gekündigt und die Leitung der Quinoa-Schule übernommen. Er konkretisiert: "Es sind immer mindestens zwei Lehrer in der Klasse, Unterrichtsausfall gibt es nicht." Das System der 45-Minuten-Schulstunden wird aufgebrochen, es steht viel Gruppen- und Projektarbeit auf dem Programm. Außerdem gibt es das ausbildungsorientierte Fach "Zukunft", den Interkulturellen Unterricht, in dem die Schüler sich mit ihrer Familiengeschichte und -sprache beschäftigen, und ein Theaterprojekt. "Der Unterricht ist dem Biorhythmus angepasst, eine Folge von Anspannung und Entspannung", sagt Schwenke.
Die Weddingerin Christiane Longo ist eine Mutter, die ihr Kind auf die Quinoa-Schule schickt. Ihre Tochter habe eine Veranstaltung im Vorfeld besucht und es habe ihr wahnsinnig viel Spaß gemacht. "Hier fragt man, wo willst du hin, was möchtest du tun - und niemand fühlt sich allein gelassen", ist sie sich sicher.
Um die Schülerinnen und Schüler kümmern sich drei Lehrer, ein Assistenzlehrer, Honorarkräfte für Sport und Musik sowie eine Sozialarbeiterin. Jeder Schüler hat einen Tutor, mit dem er regelmäßig ein Gespräch unter vier Augen führt. Schließlich gibt es auch Mentoren, die die Jugendlichen nach der 10.Klasse bis zum Ausbildungsabschluss oder dem Abitur begleiten.
Familien, die Hartz IV oder Bafög bekommen, Aufstocker oder Asylbewerber sind, zahlen kein Schulgeld, die anderen ein geringes. Gerade einmal fünf Prozent der Kosten werden über die Elternbeiträge gedeckt. 50 Prozent kommen vom Land Berlin und der Rest von Förderern. Maßgeblich geholfen hat die Gründungspartnerin, die Vodafone Stiftung.
In den kommenden Monaten muss noch eine wichtige Frage geklärt werden: Die Genehmigung für die derzeitigen Räume im ersten Stock eines Wohn- und Gewerbegebäudes ist auf ein Jahr befristet. Man würde gerne Räume in der seit kurzem leer stehenden Schule an der Gotenburger Straße mieten. Die Verhandlungen mit dem Land Berlin laufen.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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