Zauberhafte Physik in der Gartenstadt Atlantic
Gesundbrunnen. Die denkmalgeschützte Gartenstadt Atlantic zwischen Heidebrinker Straße, Bellermannstraße und Behmstraße ist nicht nur Heimat von mehr als 500 Menschen. Der Eigentümer hat in seinen Räumen ein einzigartiges Kultur-, Bildungs- und Integrationsprojekt geschaffen.
Lernen durch probieren, entdecken und durch machen. „Meine brennt“, jubelt Baran, als er die Glühbirne an die Batterie hält. „Das haben wir früher auch gemacht“, sagt Aydan Özoguz und staunt über die verschiedenen Experimente, die Kitakinder, Schüler oder Kiezbewohner in der Lernwerkstatt Zauberhafte Physik machen können. Vier Mal pro Woche gibt es Workshops, nachmittags kommen meist Kitakinder, um Experimente rund um die Themen Wasser, Luft, Feuer oder Elektrizität zu machen, sagt Leiter Klaus Trebeß.
Mittwoch bis Freitag kann nachmittags jeder kommen, der Lust auf zauberhafte Physik hat. Das Angebot der Lernwerkstatt ist komplett kostenfrei. Sie wird wie die anderen vier Lernwerkstätten von der Lichtburg-Stiftung finanziert, die Gartenstadtbesitzer Michael Wolffsohn vor 15 Jahren gegründet hat. Gemeinsam mit seiner Frau Rita hat der Historiker aus der Wohnanlage einen Lern- und Bildungsort vor allem für Kinder aus ärmeren Familien gemacht. Die Lernwerkstätten Musik, Physik, Kunst, Neue Medien, Theater, Literatur und neuerdings Naturpädagogik gelten als Musterbeispiele für gelungene Integration. Allein in das Klingende Museum in der Behmstraße 13, wie die Musikinstrumente-Lernwerkstatt heißt, kommen jährlich über 15 000 Kinder aus Wedding und ganz Berlin.
Die Lichtburg-Stiftung muss jedes Jahr über 200 000 Euro von Sponsoren oder anderen Stiftungen sowie Projektgelder auftreiben, um die kostenlosen Angebote zu finanzieren. Das Ehepaar Wolffsohn führt deshalb regelmäßig Politiker und potenzielle Förderer durch den Mikrokosmos Gartenstadt Atlantic, wie er das 1925 und 1930 erbaute Viertel nennt. Aydan Özoguz (SPD), Integrations-Staatsministerin bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), war vom Engagement der Wolffsohns angetan. „Das hat eine Leuchtfunktion im Quartier“, sagte sie nach dem Rundgang. Michael Wolffsohn fordert seit Jahren eine dauerhafte Finanzierung für die von allen hochgelobten Bildungsangebote. Derartige Zusagen wollte auch die Staatsministerin nicht machen. „Ich will aber darauf aufmerksam machen, wie wichtig solche Projekte im Quartier sind“, sagte Özoguz. Sie könne zwar nicht konkrete Projekte wie die Lichtburg-Stiftung fördern, will die Lernwerkstätten als positives Beispiel aber „an anderer Stelle darstellen.“
Der Senat überweist derzeit jährlich 40 000 Euro an die Lichtburg-Stiftung für drei Weddinger Brennpunktschulen und acht Kitas, die regelmäßig zu Workshops und Projekttagen in die Lernwerkstätten kommen. Yavuz Yer von der Lichtburg-Stiftung rief Firmen auf, das Bildungsprojekt zu unterstützen. „In Mitte gibt es die meisten Startups. Wir freuen uns über jeden, der helfen möchte, die Angebote zu erhalten“, so Yer. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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