Von den Weddinger Wieseln und neuen Herausforderungen

Margad Dshamsran (rechts) mit mongolischen und Jannick Nörenberg mit dominikanischen Wurzeln haben eine Leidenschaft: Basketball. | Foto: Nittel
  • Margad Dshamsran (rechts) mit mongolischen und Jannick Nörenberg mit dominikanischen Wurzeln haben eine Leidenschaft: Basketball.
  • Foto: Nittel
  • hochgeladen von Michael Nittel

Gesundbrunnen. Im Herzen Berlins, im Brunnenviertel, sind die Weddinger Wiesel beheimatet. Der Verein steht wie kein anderer Basketballklub in Berlin für Multi Kulti, soziales Engagement und Integration.

Für seine herausragende Arbeit in diesen Bereichen wurde ihm 2006 sogar der "Goldene Stern des Sports" verliehen. Doch nur sechs Jahre später ist die Wirklichkeit, in der Vereine wie die Wiesel arbeiten und existieren müssen, eine ganz andere geworden, wie Susanne Bürger, seit nun mehr zehn Jahren die Vorsitzende des Klubs, zu berichten weiß: "Aufgrund der veränderten Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen haben wir mittlerweile Nachwuchssorgen. Insbesondere die Mädchenarbeit ist zunehmend komplizierter geworden." Zurzeit hat der Klub rund 270 Mitglieder, davon an die 140 Kinder und Jugendliche, die zu großen Teilen aus sozial schwachen Familien stammen. Das Verhältnis von Mädchen und Jungen schätzt Susanne Bürger zurzeit auf 25:75. Über 70 Prozent aller Kinder haben einen Migrationshintergrund. Bei den Kleinsten, den Vier- bis Siebenjährigen, ist die Nachfrage noch groß. Doch in allen anderen Altersklassen sind die Wiesel stets auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Susanne Bürger nennt Gründe: So sei das veränderte Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen heute ursächlich. "An erster Stelle kommt das Fernsehen, dann der Computer, dann lange nichts. Ich weiß gar nicht, ob der Sport bei solchen Umfragen überhaupt noch auftaucht."

An mittlerweile vier Schulen im Kiez sind die Wiesel vertreten, um den Kindern dort das Basketballspiel näher zu bringen. "Diese AGs sind für uns überlebenswichtig. Aber sie sind kein Selbstläufer." An dieser Stelle setzen nämlich zwei andere Probleme ein: Zum einen sehen die Eltern von Kindern, die an der Schule kostenlos Basketball spielen können, oft keine Notwendigkeit, ihre Kinder zusätzlich in den Verein zu schicken und dort auch Mitglied zu werden.

Zum anderen habe die Ganztagsschule den Tagesablauf der Kinder derart verändert, dass es das Vereinsleben, wie man es von früher kannte, nicht mehr gäbe. "Die Welt der Kinder ist eine andere geworden." Ein weiteres Problem ist, dass mitunter auch die Erwartungen der Eltern steigen. "Bringen Sie meinem Kind mal Disziplin bei, hat mal jemand gesagt. Wir stoßen im Verein mittlerweile viel zu oft an unsere Grenzen." Um dem auch nur annähernd gerecht zu werden, versucht man im Klub auf Trainer zu setzen, die den Kindern nicht nur das Spiel beibringen. Sie müssen auch gute Pädagogen, mitunter Freunde der Kinder sein und einen guten Draht zu den Eltern haben. Der Trainer der männlichen U12 ist so ein Typ: Jacob Gohlisch, ein Wiesel-Eigengewächs, der auch schon für ALBA auf Korbjagd gegangen ist. "Solche Menschen zu finden, wird immer schwieriger", weiß Susanne Bürger.

Dennoch schaffen die Wiesel den Spagat zwischen Breiten- und Leistungssport. Im Klub ist jeder willkommen, ob Freizeitsportler oder ambitioniert: So treten die Wiesel in Kooperation mit dem VfB Hermsdorf als "Team Berlin Nord" in der männlichen U16 Basketball-Bundesliga (JBBL) an. Gefördert durch "Integration durch Sport" bietet der Klub zudem ein wöchentliches, kostenloses Training für Mädchen im Alter von sechs bis 14 Jahren an. Dieses Angebot wird gut angenommen. Allerdings gibt es auch hier ein Problem: Es ist für den Klub nahezu unmöglich, Mädchen mit Kopftuch in den regulären Spielbetrieb zu integrieren, wie Susanne Bürger abschließend verriet: "Die Regeln des Berliner Basketball Verbandes untersagen strikt das Tragen von Kopfbedeckungen während eines Spiels. Damit ist der Wunsch nach Integration durch Sport an dieser Stelle für diese Mädchen einfach nicht umsetzbar."

Nähere Informationen zum Klub und dem sportlichen Angebot unter www.weddinger-wiesel.de.
Michael Nittel / min
Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 164× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 938× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 601× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.098× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.986× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.