Gute Ernte für Weddings Winzer
Für die Weinstöcke im Humboldthain ist der Megasommer ideal
Die Bauern leiden unter der Dürre, erwarten Rekordernteausfälle. Auch das Grünflächenamt Mitte stöhnt. Nur der winzige Weinberg von Weddings Winzern gedeiht prächtig bei dieser Sonne.
Die Trauben sind schon ziemlich weit, langsam kommt die Farbe in die Frucht. Jürgen Götte läuft durch den Weinberg, der 1987 auf dem Gartenamtsstützpunkt am südwestlichen Rand des Humboldthains direkt neben dem Sommerbad angelegt wurde. „Wir werden in diesem Jahr nicht Anfang Oktober, sondern wahrscheinlich schon Mitte September ernten“, sagt der Grünflächenchef im Straßen- und Grünflächenamt Mitte (SGA). Und der Sekt, der aus den Weddinger Trauben der Sorte Grauer Burgunder gemacht wird, wird lieblicher als im Vorjahr.
Klar ist, dass die 2018er Ernte einen höheren Oechsle-Grad haben wird. Das ist das spezifische Gewicht des Traubenmostes und gibt den Anteil gelöster Stoffe, vor allem des Zuckers, an. Je höher, um so besser. Im verregneten Sommer 2017 hatten Weddings Winzer rund 200 Kilogramm geerntet. Götte schätzt, dass es diesmal die doppelte Menge wird. „Wenn uns die Waschbären nicht zu viel wegfressen“, sagt der Chefgärtner. Eine vierköpfige Familie spaziert seit zwei Jahren öfter mal auf dem Revierstützpunkt umher. Erst vor kurzem hat Gärtnerin Stefanie Lorbiecki einen jungen Waschbären aus dem Müllcontainer gerettet. Die Reben werden jetzt mit einem Netz gegen Vögel und Wespen geschützt. Ob das die vierbeinigen gierigen Allesfresser davon abhält, sich trotzdem ein paar Trauben zu stibitzen, bezweifeln die Reviergärtner.
Seit 31 Jahren baut das Gartenamt am Fuße des 86 Meter hohen Bunkerberges Wein an. Die Reben waren einst Geschenk der badischen Winzergenossenschaft Achkarren. Die Gemeinde Achkarren im Kaiserstuhl ist Partnerbezirk des damaligen Bezirks Wedding. 99 Reben der Sorte Grauer Burgunder hatten die Winzer 1987 den Weddingern geschenkt. Mittlerweile wachsen auf dem 800 Quadratmeter großen Weinberg 369 Reben. Wegen optimaler Sonneneinstrahlung wurde der Weinberg, der nicht in Hanglage ist, dort angelegt.
Nach der Weinlese werden die Trauben von den Winzern in Achkarren zum Hauptstadtsekt „Humboldthainer“ versektet. Im vergangenen Jahr war die Ausbeute mit etwa 100 Flaschen eher mickrig. Diesmal könnten es 200 werden. Den „Humboldthainer“ verschenkt der Bezirk immer zu Dienstjubiläen, Verabschiedungen oder bei Auszeichnungen von Bürgern und überreicht ihn als Gastgeschenk seinen Städtepartnern.
Noch vor ein paar Jahren war die herbstliche Weinlese auf dem Gartenamtsstützpunkt ein öffentliches Fest mit Verkostung. Das gibt es nicht mehr. Aber wie Jürgen Götte sagt, steigt in diesem Herbst trotzdem eine große Weinparty am Weinberg. Die Winzergenossenschaft Achkarren im Kaiserstuhl möchte auf dem SGA-Gelände im Humboldthain Anfang Oktober ein öffentliches Weinfest feiern und für ihre verschiedenen Weine und Sekte werben.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.