Wildes Gewusel auf der Liegewiese
Wildbienen sind die ersten Gäste im Sommerbad Humboldthain
Eigentlich ist das Sommerbad im Humboldthain noch dicht. Wegen Corona. Die ersten Gäste sind trotzdem schon da: wilde Insekten. Doch keine Bange. Seidenbiene und Sandbiene bleiben nicht lange.
So groß wie ein Fingernagel sind die Löcher im sandigen Boden. Bienen haben sie gegraben, für ihre Nester. Im Frühjahr nicht ungewöhnlich. Doch die Kinderstuben liegen mitten im Sommerbad Humboldthain. Mark Göbels und sein Team von der Firma Wildwuchs haben sie entdeckt. Beim Rasenmähen. Fragender Anruf bei Katrin Wetter, die sofort rausfuhr und staunte. „Da herrschte in richtiges Gewusel“, erzählt die Objektleiterin für die Außenanlagen der Berliner Bäderbetriebe. Um die Wildbienen zu schützen, sperrten Badmitarbeiter die drei betroffenen Areale auf der Liegewiese und am Eingang mit rotem Flatterband ab. „Damit hier nicht gemäht wird und keiner rübertrampelt“, sagt Katrin Wetter. Wildbienen können zwar stechen, aber ihr Stachel ist meist nicht stark genug, um durch die Haut zu dringen. Und auch die Giftmenge ist geringer als bei ihren größeren Schwestern, den Honigbienen.
Stephan Härtel vom Naturschutzbund (Nabu) ist begeistert vom Wildbienen-Paradies im Sommerbad. Mehrere hundert Exemplare auf rund 200 Quadratmetern hat der Experte vor Ort ausgemacht. „Das ist die bisher größte Ansammlung von Wildbienen in den letzten zwei Jahren im Bezirk Mitte“, sagt Härtel. Auch Katrin Wetter hat so viele Bienen in noch keinem Berliner Sommerbad gesehen. Für die Badegäste sind die Insekten ungefährlich. „Sie fliegen lediglich im Frühjahr umher“, erklärt Härtel. „Spätestens Mitte Mai stellen sie die Flugtätigkeit ein und verschwinden wieder.“ Nur ihre Nachkommen bleiben im Boden. Die nächste Generation von Wildbienen schlüpft im kommenden Frühjahr.
Stephan Härtel hat die Insekten aber nicht nur grob gezählt, sondern auch die Arten bestimmt. Colletes cunicularius und Andrena vaga: Frühlings-Seidenbiene und Weiden-Sandbiene. „Beide werden dort auch nachweislich von ihren Kuckucksbienen parasitiert.“ Das sind die Blutbiene und die Rothaarige Wespenbiene. Sie alle lieben offene, sonnige Plätze, Hanglagen, sandige Böden, eine kurz gehaltene Vegetation und Ruhe. Das noch geschlossene Sommerbad Humboldthain ist also optimal. Auch andere Tiere haben sich das Bad mit seinen saftig-grünen Wiesen und den alten Platanen, Rotbuchen und Birken als Habitat ausgesucht. „Hier nistet schon seit Jahren ein Mäusebussard“, sagt Katrin Wetter. Wie der Grünspecht hat er sich mit dem sommerlichen Badelärm der 2000 Gäste offenbar arrangiert. Damit die Vögel Brutlöcher finden, haben die Bäderbetriebe auf dem Areal einige tote, gestutzte Bäume stehen lassen.
Wann das Sommerbad im Humboldthain öffnen kann, steht pandemiebedingt noch nicht fest. Die Wildbienen jedenfalls werden bis dahin das Weite gesucht haben – und vielleicht im nächsten Frühjahr wiederkommen. Denn Wildbienen sind standortreu.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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