Telekom schützt Kabel mit künstlicher DNA

Gesundbrunnen. In einem Kabelschacht in der Gerichtsstraße hat die Telekom demonstriert, wie sie sich vor Kabeldieben schützt. Für Buntmetalldiebe wird es durch die Markierung mit künstlicher DNA schwerer.

Mitten im Lieblingsfilm wird der Bildschirm schwarz. Und man kann nicht mal den Störungsdienst anrufen, weil Telefon und Internet auch tot sind. Ein solcher Totalausfall hat meistens damit zu tun, dass Kabeldiebe gerade die armdicken Leitungen gekappt haben. So wie Anfang des Jahres im Bereich Müllerstraße. In Berlin liegen in einem Kabel rund 2000 Doppeladern; das bedeutet, bei gleich 2000 Kunden ist in diesem Moment zappenduster. Telekom, Bahn oder Energieversorger haben seit Jahren das Problem, dass der Kabeldiebstahl immense Schäden anrichtet. Wenn die Profibanden aus den Schächten bis zu 300 Meter lange Kabel klauen, steht der Zugverkehr still oder ganze Viertel sind ohne Telekommunikation.

Weil der Kupferpreis immer weiter steigt, ist Kabelklau ein lukratives Geschäft. Die Banden tarnen sich sogar als Telekom-Bautrupps und schnippeln am helllichten Tage die Leitungen raus. Damit wenigstens die Mitarbeiter immer die Augen auf verdächtige Baustellen haben, zahlt die Telekom 1000 Euro Prämie für jeden Hinweis, der zum Ergreifen der Täter führt. Und ein paar Mal wurde der auch schon ausgezahlt, wie Rüdiger Caspari, Telekom-Technikchef für die neuen Bundesländer, sagt. Besonders erfolgreich im Kampf gegen Kabeldiebstahl ist jedoch das Markieren der Leitungen mit künstlicher DNA. Dabei werden die Ummantelungen mit Trägerlack eingepinselt, der UV-Moleküle enthält. Darin beigemischt sind tausende Microplättchen, auf denen eine Nummer steht. Mit dem Code lässt sich exakt nachvollziehen, woher das Kabel stammt, erläutert Sascha Fuchs. Der Chef der Stahnsdorfer Sicherheitsfirma ATG Sitec hat das Codierungsverfahren entwickelt. Wie er die vielen Informationen wie Kundenname und Code auf die 0,4 Millimeter großen Plättchen bekommt, ist Betriebsgeheimnis.

Für Rüdiger Caspari lohnt sich das mühselige Markieren, mit dem die Telekom seit eineinhalb Jahren ihr Netz schützt. Die Diebstähle haben sich in Berlin und Brandenburg von 100 im Jahr 2013 auf jetzt 58 fast halbiert. Und die Polizei kann immer mehr Täter überführen. Die merken nämlich nicht, ob ein Kabel mit künstlicher DNA eingepinselt wurde. Kommen sie in eine Kontrolle oder geraten an einen seriösen Metallhändler, landen sie schnell im Kittchen. Die DNA-Spuren, die man nur unter UV-Licht sieht, sind überall. Auf dem Kabel, an den Händen, am Werkzeug oder im Auto. Durch den Code ist es möglich, das Diebesgut eindeutig dem Besitzer und dem Täter zuzuorden. Laut Telekom-Sprecher Georg von Wagner seien bereits 30 Prozent aller Kabel markiert; bei oberirdischen Leitungen erledigen das Helikopter. Über eine Millionen Euro investiert allein die Telekom jährlich in den unsichtbaren Schutz. Um potenzielle Diebe abzuschrecken, wurden jetzt auch in Polen entsprechende Infoaktionen durchgeführt. Schilder an den Schächten weisen darauf hin, dass die Kabel markiert sind. Sie sollen abschrecken und hängen auch dort, wo gar nichts markiert wurde.

Dirk Jericho / DJ
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 164× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 120× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 176× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.516× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.