Gottesdienst mit Schlafmaske: Gropiusstädter Gemeinden laden zum ungewöhnlichen Kirchentag ein

"Du siehst mich" ist das Motto des Kirchentags. Die Pfarrerinnen Karin Singha-Gnauck (l.) und Nora Rämer finden, dass es perfekt zu ihrer inklusiven Ausrichtung passt. | Foto: Susanne Schilp
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  • "Du siehst mich" ist das Motto des Kirchentags. Die Pfarrerinnen Karin Singha-Gnauck (l.) und Nora Rämer finden, dass es perfekt zu ihrer inklusiven Ausrichtung passt.
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Gropiusstadt. Die einen feiern ihn literarisch oder musikalisch, die anderen spirituell oder interkulturell: Zum evangelischen Kirchentag gibt es viele Angebote in Neukölln. Ganz besondere sind jedoch in der Gropiusstadt zu erleben – zum Beispiel ein Chor, der ohne Töne singt.

Eigentlich sind jene Gemeinden, die außerhalb des S-Bahnrings liegen, nicht bei den Kirchentag-Veranstaltungen dabei. Doch das wollten die Pfarrerinnen Nora Rämer und Karin Singha-Gnauck von der Dreifaltigkeitsgemeinde nicht hinnehmen. Sie schlossen sich mit der Gemeinde Gropiusstadt zusammen und stellen nun vom 25. bis 28. Mai einiges auf die Beine.

Ihr Thema ist die Inklusion, also das gleichberechtige Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung. Gleich zum Auftakt am 25. Mai gibt es ab 18 Uhr in der Kirche am Martin-Luther-King-Weg 6 einen nicht alltäglichen Gottesdienst in Gebärdensprache. Anders als gewohnt, übersetzt hier eine Dolmetscherin für die Hörenden. Mit dabei ist auch der Hamburger Chor „Hands & Soul“. Die Mitglieder sind taub und singen mit ihren Händen und ihrer Mimik. Die Besucher dürfen mitgestikulieren oder auch ihre Stimmen zum Einsatz bringen.

Am Freitag, 26. Mai, startet gegen 14 Uhr ein bunter 95-Thesen-Marsch von der Martin-Luther-King-Kirche zum Zentrum Dreieinigkeit an der Lipschitzallee 7. Dort findet ab 16.30 Uhr ein Fest statt. Gegen 20.30 Uhr folgt ein besonderer Höhepunkt: Dann tritt Rainer Schmidt mit seinem Programm „Däumchen drehen“ auf. Das Motto des contergangeschädigten Pfarrers, Sportlers und Kabarettisten: Keine Hände, keine Langeweile.

Der Sonnabend ist dem Thema Sehen gewidmet. Ab 14 Uhr gibt es ein großes Programm in den Gropiuspassagen, Johannisthaler Chaussee 317. Jeder kann sich im Blinden-Tischtennis ausprobieren, und eine Fotografin lichtet Besucher ab, die dabei durch eine ganz besondere Brille schauen.

Der bekannte Visagist René Koch gibt blinden und sehenden Frauen Schminkanweisungen, letztere sitzen allerdings vor einem verhängten Spiegel. Auf das Ergebnis und die Reaktionen ist Nora Rämer, die selbst ihr Augenlicht verloren hat, sehr gespannt. Ebenso auf die Modenschau für blinde Frauen. „Die Models dürfen nicht unnahbar sein und müssen sich schon auch anfassen lassen“, sagt sie.

Schließlich wird Technik für Blinde vorgestellt – Ausprobieren erlaubt –, es werden Streifzüge mit verbundenen Augen durch die Passagen angeboten, und Kinder führen ein Musical auf. Der Tag endet mit einem Dunkelgottesdienst in der Martin-Luther-King-Kirche; für Sehende gibt es am Eingang Schlafmasken.

Die Gropiusstädter Kirchentage finden ihren Abschluss am Sonntag, 28. Mai, in der Dreieinigkeitskirche. Dort beginnt um 12 Uhr ein inklusiver Gottesdienst in leichter Sprache. Karin Singha-Gnauck: „Es geht uns darum, bei einer Behinderung nicht die Defizite aufzählen. Es ist eine echte Bereicherung zu erfahren, wie andere leben, welche Sprache sie sprechen.“ sus

Informationen über alle Veranstaltungen zum Kirchentag in Neukölln unter www.neukoelln-evangelisch.de/kirchentag.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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