Die Wegweiser zur Hilfe
Nachbarschaftslotsen wissen, wo es welche Angebote für wen gibt
In der Gropiusstadt gibt es Dutzende sozialer Einrichtungen und Anlaufstellen – für Senioren, Mieter, Jugendliche, Frauen, Eltern, Zuwanderer und, und, und. Doch zu wenige Menschen kennen sie. Damit sich das ändert, gibt es nun „Nachbarschaftslotsen“. Noch werden Mitstreiter gesucht.
„Viele Anwohner schimpfen über mangelnde Unterstützung, doch oft ungerechterweise. Es gibt hier eine große Dichte an Hilfsangeboten, ich hätte das selbst nicht gedacht“, sagt Mathias Krebs. Er ist Leiter des neuen Projekts. Träger ist die gemeinnützige Gesellschaft Kubus, angesiedelt ist es beim Quartiersmanagement.
Erst einmal geht es darum, sechs bis zehn Leute zusammenzubekommen, die im Kiez unterwegs sein wollen und sich die Arbeit der Vereine und Organisationen anschauen. Im zweiten Schritt wollen die Lotsen Informationen und Adressen an die Gropiusstädter weitergeben, sie begleiten und beraten. Momentan sind die Nachbarschaftslotsen zu viert und treffen sich mittwochs um 12 Uhr im Computerladen von Matthias Krebs an der Jungfernmühle, Goldammerstraße 34. Wenn das Wetter es zulässt, sitzen sie draußen und sprechen bei Kaffee und Kuchen über Organisationsfragen und ihre neue Aufgabe.
Anlaufstellen kennen
„Ich kann doch nicht den ganzen Tag auf der Parkbank sitzen, für irgendetwas will ich nutze sein“, sagt Bärbel Paul. Sie selbst profitiere unheimlich von der ehrenamtlichen Arbeit, lerne neue Menschen kennen, knüpfe Kontakte. Ihre Mitstreiterin Elly Rolf nickt: „Ich habe jetzt erst gesehen, wie viele Angebote es hier gibt. Und ich möchte anderen Menschen ein Lächeln schenken.“
Der dritte im Bunde ist Reinhold Thüsing. Er sei erst 2015 nach Berlin gezogen und habe seitdem eine Menge Elend mitbekommen, erzählt er. „Gerade Schwächere und Ältere werden oft untergebuttert, und Ungerechtigkeiten habe ich noch nie ertragen.“ Ihm selbst gehe es sehr gut, nun wolle er anderen etwas geben. Früher hat er ein Unternehmen geführt, er kennt sich mit der Bürokratie aus und scheut keine Konfrontationen. „Ich habe vor nichts Angst und will Dinge, die schlecht laufen, verändern“, sagt er.
Jobcenter, Krankenkasse und Vermieter
Für die Gruppe ist klar: Reinhold Thüsing ist der Richtige, wenn es beispielsweise um Probleme mit dem Jobcenter, der Krankenkasse oder dem Vermieter geht. „Bei uns soll jeder machen, was er am besten kann“, so Mathias Krebs. Am Anfang werde er koordinieren und die Aufgaben verteilen, später soll das Projekt eine Eigendynamik entwickeln.
Er ist zuversichtlich, dass die einzelnen Lotsen ihre festen Kontakte aufbauen und sich unter den Bewohnern der Großsiedlung das Angebot herumspricht – und damit auch die vielen Anlaufstellen. „Langfristig setzen wir auf einen Schneeballeffekt“, so Krebs.
Fortbildungen für Ehrenamtliche
Das Projekt wird erst einmal bis Ende des Jahres gefördert. Das Budget lässt auch Weiterbildungen der Ehrenamtlichen zu, bei denen es beispielsweise um gewaltfreie Kommunikation, Datenschutz oder Teambildung gehen könnte.
Sind weitere Lotsen gefunden, werden die Gropiusstädter mit Flyern noch einmal darüber informiert, dass es nun richtig losgehen kann. Wer ein Problem hat, kann sich aber auch jetzt schon melden – unter derselben Adresse wie Menschen, die mitmachen und sich engagieren möchten: lotsen-gropius@kubus-berlin.de oder 0162 2177433. Alle Informationen stehen auf www.nachbarschaftslotsen.de.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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