"Sie war so viel mehr!"
Andreas Schrobitz gründet im Schlosshotel Grunewald einen Romy-Schneider-Verein
Im Schlosshotel Grunewald hatte Romy Schneider einst geheiratet. Wenn schon ein Verein ihr zu Ehren gegründet wird, dann doch bitte an diesem Ort. Das dachten sich Andreas Schrobitz und sechs Mitstreiter. Am 25. Januar ist es soweit.
Wie man als 29-jähriger Mann darauf kommt, einen Romy-Schneider-Verein zu gründen? „In dem man als 14-jähriger den Film „Swimming Pool“ sieht und sich unsterblich in sie verliebt“, sagt Schrobitz und lacht. In den folgenden Jahren hätten dann Poster der Diva die Wände seines Zimmers geziert, anstatt der üblichen Motive zeitgenössischer Popsängerinnen. Seine Affinität zum Schau- oder Theaterspiel habe er wohl von seinem belgischen Großvater geerbt.
2017 gründete Schrobitz eine Fangruppe auf Facebook. Schnell wuchs die auf 300 Mitglieder an. Schrobitz ließ die Gruppe dann ein wenig ruhen, sein Traum war nämlich ein anderer: ein Verein, dessen Mitglieder aktiv das Andenken an diese „tolle Frau“ beleben. Mehr noch: „Es geht uns auch darum, ihr postum die Würdigung als großartige Schauspielerin zuteil werden lassen, die ihr in Deutschland immer verwehrt geblieben ist.“ In Frankreich habe man die Schneider auf Händen getragen, „hier ist sie das Image von ,Sissi die junge Kaiserin’ nie losgeworden“, sagt Schrobitz. „Gute Filme, aber Romy war so viel mehr“, findet er und zählt wie aus der Pistole geschossen Werke auf, in dem sie aus seiner Sicht ihr wahres Talent unter Beweis gestellt hat: „Die Dinge des Lebens“, „Cèsar und Rosalie“ oder „Das Mädchen und der Kommissar“.
Immer schon hätten ihn auch die Medienberichte geärgert, die stets das Leid der Romy Schneider in den Fokus gerückt hätten. „Es ging oft nur um ihre schwere Kindheit und ihre Depressionen, nie um den Menschen dahinter. Romy war durchaus eine lebensbejahende und fröhliche Frau. Sie wurde einfach vom Pech verfolgt.“ Für Schrobitz und seine künftigen Vorstandskollegen steht fest: Romy Schneider hatte außergewöhnliche schauspielerische Fähigkeiten. „Sie hat sich alles selber beigebracht, hat keine Schauspielschule besucht. Und in Frankreich stand sie auch auf der Theaterbühne und hat die Zuschauer begeistert – und das in einer ihr fremden Sprache.“
Um seinen Traum vom Verein Wirklichkeit werden zu lassen, hat Schrobitz 2018 seine Facebook-Gruppe reanimiert und Fantreffen in und um Berlin organisiert, um Gleichgesinnte zu gewinnen. Immer an Orten, die etwas mit Romy Schneider, die 1982 im Alter von 43 Jahren an Herzversagen starb, zu tun hatten: In Grunewald, wo sie lange lebte und im Schlosshotel – früher Hotel Gerhus - 1975 Daniel Biasini ehelichte, oder in der Zitadelle Spandau, als dort ein Kostüm aus dem Film „Mädchen in Uniform“ ausgestellt war. Der Plan ging auf, am 25. Januar um 12 Uhr treffen sich im Schlosshotel Grunewald die nötigen sieben Mitglieder, um den Verein „Romy verbindet“ zu gründen. „Romy Schneider Verein dürften wir uns nicht nennen, der Name ist geschützt“, erklärt Schrobitz. Und die Namenswahl passe zudem hervorragend. „Ich habe schon jetzt unglaublich viele nette Menschen kennengelernt.“ Die Gründer kommen aus ganz Deutschland, Aufhänger für die Idee, in immer wechselnden Städten Romy-Schneider-Stammtische zu organisieren.
Auch was weitere Aktivitäten anbelangt, will Schrobitz nicht an Berlin kleben. „Wir wollen Reisen anbieten, etwa nach Frankreich. Dort hat uns zum Beispiel einmal eine Stadtführerin aus Krefeld auf eine Romy-Schneider-Tour mitgenommen und uns Orte gezeigt, an denen sie war und wo man sonst nicht hinkommt. Großartig.“ In gemieteten Kinosälen sollen Filmabende angeboten werden. „Eine Kollegin von meiner Co-Vorsitzenden Heike Marion Beier, die als Krankenschwester arbeitet, hat unter älteren Patienten ausgelotet, wie sie so etwas fänden. Es entbrannte sofort ein Disput. Die einen wollten Sissi-Filme, die anderen eben nicht. Ulkig“, findet Schrobitz.
Ist der Verein gegründet, soll eine Homepage mit den Kontaktdaten ins Netz gestellt werden. Auch über die gängigen Social-Media-Plattformen soll das Andenken wachgehalten und Vereinsaktivitäten publik gemacht werden. Ein Traum des Erziehers, der sich gerade zum Theaterpädagogen fortbilden lässt, geht mit der Gründung des Vereins in Erfüllung. „Das hätte ich ohne meine Mitstreiter nicht geschafft“, betont er. Genauso wenig dürfte sich das nächste Ziel ohne sie verwirklichen lassen: „Das ganz große Ding wäre es, eines Tages eine Romy-Schneider-Ausstellung zu initiieren.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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