Die Ekstase der Großstadt: Ernst Ludwig Kirchner-Sammlung im Hamburger Bahnhof

Besucher vor einem Werk Kirchners in der Berliner Ausstellung. | Foto: KEN
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Moabit. Man staunt in dieser Ausstellung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart: Zum ersten Mal sind die Werke Ernst Ludwig Kirchners aus der Sammlung der Nationalgalerie geschlossen zu sehen.

Die beeindruckende Bilderschau mit 17 Werken aus Berliner Bestand und weiteren Leihgaben des Kirchner Museums in Davos haben die Kuratoren mit dem Titel „Hieroglyphen“ überschrieben. So hat Ernst Ludwig Kirchner, einer der bedeutendsten europäischen Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts und Kopf der expressionistischen Künstlergruppe „Brücke“, einmal seine künstlerische Umsetzung des Gesehenen und Erlebten in Malerei beschrieben: Figuren, Gebäude, Stadtlandschaften, Details wie Hüte, Schuhspitzen, Fensterlaibungen oder Brückenbögen sind Zeichen und Symbole, die für die „unmittelbare Ekstase“ beim Erleben der Großstadt stehen.

Im Obergeschoss des westlichen Flügels des Museums wandelt der Besucher durch die Schaffensperioden des Malers: von den frühen Jahren in Dresden, wo der in Aschaffenburg Geborene Architektur studierte, über die Jahre in Berlin, wo in der Hauptsache Bilder von Kokotten und ihren Freiern, den vornehmen Herren, sowie weibliche Akte im Atelier und im Freien entstanden, bis hin zum Spätwerk, das im schweizerischen Davos und in der Auseinandersetzung mit der ihn beeindruckenden Bergwelt und die Verbundenheit mit ihren Bewohnern entstand. In die Graubündner Alpen hatte sich Kirchner nach seinem seelischen und körperlichen Zusammenbruch 1917 zurückgezogen. Dort lebte und arbeitete er bis zu seinem Selbstmord im Jahr 1938.

Aus dem Kirchner Museum Davos kommen neben beispielhaften Exponaten, die sein Schaffen dieser Zeit charakterisieren, unter anderem zahlreiche Fotos, die der Künstler selbst aufgenommen hat.Ergänzt wird die Ausstellung mit Arbeiten zeitgenössischer Künstler, die sich mit Ernst Ludwig Kirchner und seinem Werk auseinandergesetzt haben. Als Entrée zur Ausstellung läuft in einem abgedunkelten Vorraum ein Film der italienischen Künstlerin Rosa Barba. Zu sehen ist die Sammlung im Depot der Neuen Nationalgalerie.

Im hinteren Ausstellungsbereich sind Arbeiten des in New York lebenden Südtiroler Künstlers Rudolf Stingel zu sehen. Er hat Gemälde nach fotografischen Vorbildern von Kirchner geschaffen. KEN

Ernst Ludwig Kirchner: Hieroglyphen; bis 26. Februar im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, Invalidenstraße 50-51;Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag: 10-18 Uhr, Donnerstag: 10-20 Uhr, Sonnabend und Sonntag: 11-18 Uhr; Eintritt: acht, ermäßigt vier Euro. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, erhältlich im Museum und unter www.ernstludwigkirchnerinberlin.de; www.smb.museum/hbf
Besucher vor einem Werk Kirchners in der Berliner Ausstellung. | Foto: KEN
Ernst Ludwig Kirchner in einem fotografischen Selbstporträt aus dem Jahr 1919. | Foto: Wikipedia
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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