Vieles ist möglich, wenn alle mitziehen
Das Quartier Paulsternstraße wurde sechs Monate früher fertig als geplant

Das neue Quartier Paulsternstraße. | Foto: Kilian Immobilien
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Irgendwie lobte jeder jeden. Der Stadtentwicklungssenator den Spandauer Baustadtrat, beide den Projektentwickler, den Generalunternehmer und die beteiligten Wohnungsbaugesellschaften. Diese wiederum lobten sich auch gegenseitig und die öffentliche Hand.

Wenn an einem Bauvorhaben so viele Partner beteiligt sind, spricht das nicht unbedingt dafür, dass es sehr schnell vorangeht. Hier aber war dies genau der Fall. Nur 20 Monate vergingen beim neuen Quartier Paulsternstraße zwischen dem Aufstellen des Bebauungsplans und der Fertigstellung. Das Ende der Arbeiten lag sogar ein halbes Jahr vor der eigentlich terminierten Frist. Knapp 500 Mietwohnungen, eine Kita, zwei Gewerbeeinheiten nebst Parkhaus und Außenanlagen sind in für Berliner Verhältnisse Rekordzeit entstanden.

Zum Abschluss eine digitale Pressekonferenz

Grund genug, diesen Erfolg bei einer digitalen Pressekonferenz herauszustellen. Mit dabei unter anderem Steffen Helbig, Geschäftsführer der WBM und Christoph Beck, Vorstand der Degewo. Ihre beiden Wohnungsbaugesellschaften sind die Vermieter. Der immer wieder variierte Tenor lautete: Vieles sei möglich, wenn alle mitziehen. Selbst oder gerade wie hier in einem Zusammenspiel von privaten Partnern und solchen unter der Ägide der öffentlichen Hand. In Spandau wirkten diese Akteure dagegen bereits gemeinsam beim Bau der Pepita-Höfe mit mehr als 1000 Wohnungen.

Gerechnet habe sich das Vorhaben ebenfalls für alle Beteiligten, wurde beteuert. Der Hintergrund waren Fragen wie die, ob es nicht günstiger gekommen wäre, wenn die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften selbst als Bauherrn fungiert hätten? Oder auch andersherum, wenn dieses Modell erfolgversprechend sei, warum werde es nicht häufiger praktiziert?

Erfolgreiche Kooperation

Private und öffentliche Kooperation könnten manchmal nützlich sein, so wie bei diesem Beispiel, erklärte Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke). Aber dies müsse nicht überall gelten. Und aktuell steigende Bodenpreise machten ein solches Konstrukt ebenfalls nicht leichter. Gleichzeitig habe das Land Berlin kaum noch eigene Grundstücke, die für großflächigen Wohnungsbau genutzt werden können.

Seine Gewinnmarge wäre hier zwar weniger hoch, als bei manchen anderen Projekten, er sei aber trotzdem zufrieden, erklärte Jürgen Kilian, Chef vom Bauträger, der Kilian-Gruppe. Auch die Baukosten in Höhe von 100 Millionen Euro seien eingehalten worden. Sein Credo lautete "bauen statt kaufen" und war an den Senator und die Wohnungsbaugesellschaften gerichtet. Nur das schaffe zusätzlichen Wohnraum und sei außerdem günstiger.

483 neue Wohnungen

Der Zuwachs von exakt 483 neuen Angeboten entlang der Paulsternstraße sowie an der Gartenfelder hat eine Gesamtmietfläche von rund 33 000 Quadratmetern. Sie verteilen sich auf mehrere vier- bis sechsgeschossige Gebäude im Innenbereich sowie mit sechs bis sieben Etagen entlang der Straße. Dazu ein Hochhaus mit elf Stockwerken an der Kreuzung.

Die Wohnungen haben ein bis fünf Zimmer. 108 Wohnungen gehören zum geförderten Segment mit 6,50 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Bei 70 handelt es sich um möblierte Appartements, jeweils knapp 32 Quadratmeter groß. Die Miete einschließlich Betriebskosten liegt bei gut 600 Euro.

Für die weiteren rund 300 Angebote beträgt die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter 9,99 Euro. Die Spanne reiche von acht Euro bis zu einer niedrigen zweistelligen Summe.

Ungefähr 300 Wohnungen sind inzwischen vergeben, teilweise wurden sie auch schon bezogen. Abzüglich der möblierten Appartements, die noch nicht vermarktet wurden, sind noch etwa 100 verfügbar. Wahrscheinlich nicht mehr lange.

Gute Anbindung an öffentlichen Nahverkehr

Das neue Quartier Paulsternstraße ist auch gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Fußläufig entfernt befindet sich der U-Bahnhof Paulsternstraße. Und eines Tages, sprich 2029, soll ja auch die S-Bahn wieder am seit mehr als 40 Jahren stillgelegten und ebenfalls nahen Bahnhof Gartenfeld halten. Solche günstigen Voraussetzungen, würden aber für viele in den kommenden Jahren ebenfalls entstehenden Neubauquartiere in dieser Gegend bisher nicht existieren, erinnerte Baustadtrat Frank Bewig (CDU). Für die bliebe für lange Zeit nur ein Busangebot. Bewig mahnte deshalb Vorentscheidungen an. Am besten noch bis zu den Wahlen im September.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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