13. Dialog der Religionen: Humanisten künftig mit dabei

Konsistorialpräsident Dr. Jörg Antoine. | Foto: Christian Schindler
2Bilder
  • Konsistorialpräsident Dr. Jörg Antoine.
  • Foto: Christian Schindler
  • hochgeladen von Christian Schindler

Spandau. Der vom Spandauer SPD-Vorsitzenden Raed Saleh angestoßene Dialog der Religionen brachte auf seinem 13. Termin am 15. Juni im Gemeindesaal der Nikolaigemeinde eine konkrete Neuigkeit: Künftig werden auch Vertreter des Humanistischen Verbandes, also einer atheistischen Gemeinschaft, dabei sein.

Zuvor hatte der ehemalige Innensenator Ehrhart Körting die Verbindung von Kirche und Staat in Deutschland skizziert. Die hat sich seiner Meinung nach im 20. Jahrhundert verändert. Hatten die staatliche Erhebung der Kirchensteuer und die Bezahlung kirchlichen Personals seitens des Staates ihren Ursprung in der Einziehung kirchlichen Vermögens nach der Reformation sowie in der Funktion der Kirche als Stütze staatlicher Herrschaft, habe sich dies längst geändert: „Die Kirche hat sich emanzipiert, und sie ist Träger von Sozialpolitik geworden.“

Und dann provozierte Körting: Seit der Aufklärung hätten immer mehr Menschen skeptisch auf Gläubige gesehen und Frömmigkeit als mittelalterliche Erscheinung beargwöhnt. Mit der Zuwanderung von Menschen muslimischen Glaubens würden diese sich als aufgeklärt verstehenden Menschen wieder verstärkt mit Mitbürgern konfrontiert, die glauben.

Diese Irritation tauchte später wieder in der Diskussion auf, als eine Besucherin die Theologin und Religionsbeauftragte der Neuköllner Sehitlik-Moschee, Emine Erol, damit konfrontierte, dass der Islam ihrer Ansicht nach vor allem Frauen unterdrücke: „Im Koran ist vom Kopftuch nicht die Rede, aber irgendwelche muslimischen Herrscher haben sich Kleidervorschriften für Frauen ausgedacht, für Männer dagegen nicht.“ Emine Erol, selbst Kopftuchträgerin, wies den Vorwurf zurück: Sie werde von niemandem gezwungen, weder von einem Ehemann noch von der Familie: „Ich bin nicht verheiratet, und ich lebe allein.“

Letztlich stimmte der neue Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Dr. Jörg Antoine, Körtings These vom Rückgang des Glaubens zu: „Der kirchliche Einfluss geht zurück.“ Zugleich plädierte er für die Religionsgemeinschaften als Modell zur Integration: „Wir sollten es nicht so machen wie in Frankreich mit der strikten Trennung von Staat und Kirche.“ Das führe erst recht zu Parallelgesellschaften. Ähnlich sieht es auch Emine Erol mit ihrem Verweis darauf, dass die Sozialarbeit von Moscheen vor allem ehrenamtlich betrieben werde und Imame oft keine theologische Ausbildung hätten. Immerhin, gab der Bundesvorsitzende des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, Alexander Hasgall, zu bedenken, sei das Verhältnis zwischen Staat und Religion immer eine Herausforderung.

Auch wenn der Humanistische Verband künftig beim Dialog der Religionen dabei sein wird: Dessen Sprecher Arik Platzek sieht Menschen ohne Religion staatlicherseits diskriminiert: „Im neuen Staatsvertrag fürs Zweite Deutsche Fernsehen sind wir nicht vorgesehen.“ Was Konsistorialpräsident Antoine wiederum die Mehrheitsfrage stellen ließ: „Die Kirchen haben noch 23 Millionen Mitglieder, der Humantische Verband 23 000.“

CS

Konsistorialpräsident Dr. Jörg Antoine. | Foto: Christian Schindler
Rief den Dialog der Religionen ins Leben: Raed Saleh. | Foto: Christian Schindler
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 207× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 974× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 633× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.123× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.010× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.