Anlaufstelle für Familien: Familienzentrum in Stresow eröffnet
Stresow ist kein sozialer Brennpunkt. Eltern, die große Probleme mit ihren Kindern haben, werden hier nicht unbedingt vermutet. Christine Schlund weiß es besser: "Vielen Familien im Kiez geht es nicht gut. Sie brauchen einen Ort der Begegnung und Beratung", sagt die Pfarrerin der St. Nikolai Kirche Spandau. Der Sozialstrukturatlas des Senats gibt ihr Recht. Der nämlich hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass der Stresow-Kiez immer mehr verarmt und deshalb dringender Handlungsbedarf besteht. Damit sich die Abwärtsspirale nicht weiter dreht, hat die Evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai gemeinsam mit dem Bezirksamt das Familienzentrum Stresow eröffnet. Auf dem Gemeindegelände mit Kita und Hort an der Grunewaldstraße 7 stehen den örtlichen Familien ein Krabbelraum, ein Mehrzweckraum, ein Beratungsraum und ein Zimmer, dessen Gestaltung noch offen ist, zur Verfügung. Sozialpädagogin Kathleen Woite-Holzki und ihre Kollegin, die Gemeindepädagogin Janet Tschirschky, bemühen sich dort vor allem um eine Vernetzung der Familien untereinander. Ziel sei es, dass Eltern sich im Alltag gegenseitig beraten und helfen, erklärt Woite-Holzki das Konzept des noch jungen Hauses. Weil sich die Familien mit ihren Ideen einbringen sollen, ist noch offen, wie genau das Beratungsangebot gestaltet werden soll. Dass aber der Bedarf nach hilfreichen Angeboten im Kiez hoch ist, wissen Woite-Holzki und Tschirschky aus Gesprächen mit Eltern.
Mit dem neuen Familienzentrum gibt es Spandau jetzt neun solcher Angebote freier Träger. Sechs Familienzentren, darunter auch das in Stresow, werden über den Jugendamtsetat des Bezirks finanziert. Vier davon mit 40.000 Euro jährlich, zwei mit 70.000 Euro. Drei fördert der Senat. Für diese flächendeckende Versorgung macht sich Jugendstadtrat Gerhard Hanke (CDU) seit Jahren stark. Mit der Eröffnung in Stresow "konnte nun ein weiterer wichtiger Baustein in der Versorgung der Familien mit Beratungs- und unterschwelligen Präventionsangeboten gesetzt werden", sagt Hanke. Hier sei Geld immer gut investiert, das werde sich auch am Standort Stresow zeigen. "Egal, ob der Träger kirchlich ist oder nicht. Was zählt, ist sein Engagement", so Hanke weiter. Der Stadtrat spricht damit die vorausgegangene politische Debatte um das neue Familienzentrum an. So war der Vorschlag aus dem Jugendamt, unterstützt von der CDU-Fraktion, im Oktober 2014 im Jugendhilfeausschuss von SPD und GAL abgelehnt worden. Der Grund: Die Zählgemeinschaft vermisste eine Evaluation der vorhandenen Familienzentren und wollte ein neues darum nicht über den Bezirk finanzieren. "Ein kirchlicher Träger ist im Bezirk nicht so gern gesehen", vermutet dagegen der Stadtrat. Gestartet ist das neue Familienzentren jedenfalls schon mal gut. Zur Eröffnung kamen mehr als 100 Gäste.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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