Verkehrschaos im Wischbergeweg
Ein Jahr nach dem Beschluss tat sich noch nichts

Antonia A. (links) und Bettina J. stehen am Rande des Wischbergewegs, durch den der Autoverkehr fast ohne Unterlass rollt. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Antonia A. (links) und Bettina J. stehen am Rande des Wischbergewegs, durch den der Autoverkehr fast ohne Unterlass rollt.
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Die Anwohnerinnen und Anwohner des Wischbergewegs zwischen Malchower Straße und Rennbahnstraße sind genervt. Ihr Straßenabschnitt wird zunehmend von Kraftfahrzeugen aller Art als Umfahrung des Heinersdorfer Ortskerns genutzt. Vor allem in der Rushhour staut sich der Verkehr am Knotenpunkt an der Heinersdorfer Kirche.

Viele Laster- und Pkw-Fahrer wollen dem Stau ausweichen und nutzen hierfür den Wischbergeweg. Doch die Anwohnerstraße ist für diese Verkehrslast gar nicht ausgebaut. Das führt dazu, dass sich inzwischen auch dort mitunter der Verkehr staut. Und nicht nur das: Lkw und Pkw nutzen den Gehweg als Fahrbahn, damit sie bei Gegenverkehr aneinander vorbei kommen.

Die Befahrung des Gehweges führt nicht nur dazu, dass dieser weiter beschädigt wird. Es ist auch gefährlich für Passanten, vor allem für die Kinder der Anwohner. Für sie ist dieser Gehweg zugleich Schulweg, und die Kinder nutzen ihn auch auf dem Weg zu Freizeitaktivitäten. Der siebenjährige Till berichtet zum Beispiel von einem Vorfall auf dem Weg zum Fußballtraining. Ein Postauto, das zum Halten auf den Gehweg fuhr, schubste dabei einen seiner Sportfreunde beiseite, der hinfiel. Außerdem sei bereits ein Mädchen mit seinem Fahrrad hingefallen, weil ein Auto hinter ihm so stark drängelte, berichtet Tills Mutter, Bettina J.

Aggressivität nimmt zu

Ursprünglich war der Wischbergeweg in dem jetzt so stark belasteten Bereich mal ein Schotterweg zur Erschließung des Einfamilienhausgebietes. Erst auf Initiative der Anwohner wurde darüber eine relativ dünne Asphaltschicht gegossen. Der relativ schmale Gehweg von unter zwei Metern Breite ist indes eher mit einem Schotterstreifen zu vergleichen. Dessen Bordstein zu Straße ist inzwischen so abgesenkt, dass er kaum noch erkennbar ist. Und für einen Radweg ist sowieso kein Platz in dieser schmalen Straße.

Das alles wäre kein Problem, wenn der Wischbergeweg so wie vorgesehen als Anliegerstraße genutzt werden würde. Aber inzwischen herrscht auf ihm Betrieb wie auf einer Hauptverkehrsstraße. Das und die engen Straßenverhältnisse führe bei den motorisierten Nutzern der Straße zu erhöhter Aggressivität. Es werde gedrängelt, gehupt, ab und an auch mal ein Spiegel abgefahren, hemmungslos auf den Gehweg ausgewichen und Gas gegeben, wenn mal ein paar Meter Lücke bis zum nächsten Fahrzeug erkennbar sind, berichtet Anwohnerin Antonia A. Die zunehmende Aggressivität spüren auch die Anwohner, die bedrängt, beleidigt oder angehupt würden. Deshalb möchten die Vertreterinnen der Anwohnerinitiative auch, dass ihre Namen anonym bleiben.

Das Verkehrschaos ist die eine Seite. Der stetig zunehmende Verkehrslärm und die Abgase sind die andere Seite der Problematik. Schichtarbeiter hätten inzwischen Schlafstörungen, die Stressbelastung der Anwohner nehme zu und tagsüber traue sich kaum ein Anwohner noch, das Fester zu öffnen, weil die Abgase ins Haus ziehen, berichten die Frauen.

Verkehrszählung notwendig

Über die Situation im Wischbergeweg haben sich Bezirkspolitiker in den vergangenen Jahren ausführlich, auch bei Vor-Ort-Terminen informiert. Im Ergebnis beschlossen sie am 24. März 2021 mit der Drucksache VIII-1445: „Das Bezirksamt wird ersucht, geeignete bauliche Maßnahmen gegen den Abkürzungs- und Umgehungsverkehr auf dem Wischbergeweg zwischen Malchower Straße und Rennbahnstraße im Ortsteil Heinersdorf zu identifizieren. Als Vorzugsvariante soll dabei zunächst die Errichtung eines Modalfilters im Bereich der Einmündung in die Malchower Straße geprüft werden.“

Die Einrichtung eines Modalfilters heißt nichts anderes, als dass der Wischbergeweg in diesem Bereich zur Sachgasse und damit der Durchgangsverkehr unterbunden wird. Getan hat sie bis heute allerdings rein gar nichts.

Auf Anfrage der Berliner Woche teilt Pankows Stadträtin für Ordnung und Öffentlicher Raum, Manuela Andres-Granitzki (CDU), mit: „Hinsichtlich des BVV-Beschluss sind in der letzten Legislatur durch meinen Amtsvorgänger keine spürbaren Maßnahmen zur Verkehrssituation Wischbergeweg mehr eingeleitet worden. Mir ist die verkehrliche Problematik und der bauliche Zustand bekannt. Deshalb habe ich kurz nach Amtsübernahme bereits für den 29. November 2021 diesbezüglich eine Ortsbegehung veranlasst und den Vorgang im Amt prüfen lassen.“ Es habe sich dabei herausgestellt, dass eine verkehrsbehördliche Anordnung von Tempo 30 durch das Bezirksamt bereits stattgefunden habe, so die Stadträtin. Dem zuständigen Polizeiabschnitt seien die Verstöße gegen die Geschwindigkeitsbegrenzung und die vorhandenen Konfliktflächen zwischen dem motorisierten und dem nichtmotorisierten Individualverkehr ebenfalls bekannt.

Um weitere Maßnahmen durchzusetzen zu können, bedürfe es jedoch einer Verkehrsuntersuchung beziehungsweise Verkehrszählung, so die Stadträtin weiter. „Das Straßen- und Grünflächenamt hat das Stadtentwicklungsamt um die Ausschreibung und Vergabe sowie die Kostenübernahme für diese Maßnahme gebeten. Erst danach könnte eine bauliche Umsetzung durch das Bezirksamt erfolgen.“ Die Anwohnerinnen hoffen, dass der ganze Vorgang im Interesse der Verkehrssicherheit und ihrer Gesundheit nun rasch bearbeitet wird.

Antonia A. (links) und Bettina J. stehen am Rande des Wischbergewegs, durch den der Autoverkehr fast ohne Unterlass rollt. | Foto:  Bernd Wähner
Antonia A. (links) und Bettina J. stehen am Rande des Wischbergeswegs, durch den der Autoverkehr fast ohne Unterlass rollt. | Foto: Bernd Wähner
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Bernd Wähner aus Pankow

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