„Die Lebensbedingungen waren recht einfach“

In einer ehemaligen Landarbeiterkate auf Gut Hellersdorf richtete Bernd Müller 1988 sein Feuerstättenmuseum ein. Das Museum zog später in die Melanchthonstraße 69 und befindet sich heute in Knappenrode in Sachsen. | Foto: hari
  • In einer ehemaligen Landarbeiterkate auf Gut Hellersdorf richtete Bernd Müller 1988 sein Feuerstättenmuseum ein. Das Museum zog später in die Melanchthonstraße 69 und befindet sich heute in Knappenrode in Sachsen.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Hellersdorf. Das Gut Hellersdorf steht gegenwärtig im Fokus. Unter anderen zeigt das Bezirksmuseum eine Ausstellung zur Bauhistorie. Über das Leben und die Menschen auf dem alten Gut hat hingegen kaum jemand bessere Kenntnis als der frühere Schornsteinfegermeister Bernd Müller.

Müller war von Mitte der 1960er-Jahre bis 1997, als er in Rente ging, für das Gut Hellersdorf zuständig. Dabei lernte er Menschen kennen, die seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts auf dem Gutsgelände wohnten. Und irgendwie scheint auf dem unter Denkmalschutz stehenden Gelände die Zeit stehen geblieben zu sein. „Das sieht doch noch immer aus wie eine Gerümpelbude“, sagte der 84-Jährige bei einem Treffen vor wenigen Tagen auf dem Gutsgelände.

Mit dem Gut ist der Mahlsdorfer auf besondere Weise verbunden. Über Jahre hatte Müller alte, historische Öfen und Kessel gesammelt, damit die Erinnerung an sein Handwerk nicht verloren geht. In einem der schlichten, nicht mehr vermietbaren Wohnhäuser, einer Landarbeiterkate aus Feldsteinen nahe der Einfahrt zum eigentlichen Gutsgelände, konnte er 1988 sein Feuerstättenmuseum einrichten.

Die Bewohner des Hauses kannte Müller gut – nicht nur als Schornsteinfeger. Er ging bei ihnen ein und aus, war sowohl Freund als auch Zuhörer. Und so erfuhr er aus ihren Erzählungen über das Leben auf dem Gut in vergangenen Zeiten. „Man kann sich heute kaum noch vorstellen, unter welch einfachen Bedingungen die Menschen hier gewohnt haben“, erklärt er.

In dem Haus wohnten einmal vier Familien, jede hatte nur eine Kammer, eine Küche und ein Wohnzimmer, das auch als Schlafraum diente. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es noch ein offenes Herdfeuer. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erstmals ein Herdblock eingelassen und Rauchgasabzüge in der Wand verlegt. Wasseranschlüsse und das Klo befanden sich im Garten.

1997 musste Müller sein Feuerstättenmuseum aufgeben, das inzwischen nach Mahlsdorf in der Melanchthonstraße 65 umgezogen war. Berlin hatte kein Interesse an seiner Sammlung. So wanderte sie in die sächsische Gemeinde Knappenrode, wo sie bis heute Teil eines Industriemuseums in einer ehemaligen Brikettfabrik ist.

Das zuletzt Volkseigene Gut Hellersdorf stellte Anfang der 1990er-Jahre den landwirtschaftlichen Betrieb ein. Auf dem eigentliche Gutsgelände vermietet das Land ehemalige Stallungen und andere Gebäude an Gewerbetreibende. Die Häuser an der Gutseinfahrt, in denen insgesamt nur noch zwei Familien wohnen, gehören der Gesobau. Im ehemaligen Feuerstättenmuseum hatte noch bis 2014 eine Künstlerin ihr Atelier. Inzwischen steht es leer.

Seit dem vergangenem Jahr prüft das städtische Wohnungsbaunternehmen Gesobau das Gut zu kaufen und die ehemaligen Wohnungen der Gutsmitarbeiter zu sanieren. Vor diesem Hintergrund gestaltete das Bezirksmuseum eine Ausstellung zur Geschichte des Gutes. Sie ist in Haus 1, Alt-Marzahn 51, noch bis Sonntag, 19. März, Mo bis Fr/So 11 - 17 Uhr zu sehen. hari

Mehr Info zur Ausstellung gibt es auf http://asurl.de/137r.
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 844× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 831× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 528× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.024× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.917× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.