Dieter Aps (62) erkrankte schwer an Corona
Der Drang nach Hause hielt ihn am Leben

Drei Wochen lang im April wurde Dieter Aps im Unfallkrankenhaus Marzahn wegen seiner schweren Corona-Erkrankung behandelt. Nach der in Kürze beginnenden Reha freut er sich wieder aufs Motorradfahren. | Foto: Philipp Hartmann
  • Drei Wochen lang im April wurde Dieter Aps im Unfallkrankenhaus Marzahn wegen seiner schweren Corona-Erkrankung behandelt. Nach der in Kürze beginnenden Reha freut er sich wieder aufs Motorradfahren.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Dieter Aps hat Glück im Unglück gehabt. Der 62-Jährige aus Hellersdorf wäre beinahe am Coronavirus gestorben. Selbst die Ärzte seien von seinem Genesungsprozess erstaunt gewesen, berichtet seine Frau. Auf der Intensivstation im Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) lag er tagelang im Koma, doch er überstand diese kritische Situation.

Post-Covid-Syndrom entwickelt

Das Schlimmste hat er nun hinter sich, doch eine mehrwöchige Reha steht ihm noch bevor. Auch jetzt, einige Wochen nach der Entlassung aus dem ukb, merkt Dieter Aps noch die Auswirkungen seiner schweren Erkrankung. Er gehört zu denjenigen Patienten, die ein Post-Covid-Syndrom entwickelt haben. Luft bekommt er wieder gut, doch Kreislaufprobleme machen ihm immer wieder zu schaffen. „Ich habe irgendetwas am Nacken. Wenn ich nach oben schaue oder den Kopf zu schnell drehe, wird mir schwindlig.“ Nun hofft er, dass die Ärzte den Grund dafür finden.

Wo er sich angesteckt hat, weiß Dieter Aps nicht. Er vermutet, dass es bei seiner Arbeit als Betreuer in einem Kinder- und Jugendclub passiert ist. Zuerst habe er sich lange dagegen gewehrt, den Notdienst zu rufen. „Ich dachte, wenn ich ins Krankenhaus komme, komme ich dort nicht mehr raus“, erzählt er. Seine Frau habe sich schließlich durchgesetzt. Er hätte früher auf sie hören sollen.

Ohne Erinnerung an die ersten Tage

Am 2. April wurde er ins ukb eingeliefert. An die ersten Tage habe er überhaupt keine Erinnerung mehr. Dann habe man ihn mehrere Tage ins künstliche Koma versetzt. Erst am 13. April wurde er von der Intensivstation auf die Isolierstation verlegt. Da habe der Arzt zu ihm gesagt: „Heute ist Ihr zweiter Geburtstag!“

Von der Zeit auf der Intensivstation hat Dieter Aps nicht viel mitbekommen, nur dass er Albträume hatte. Später auf der Isolierstation habe er Angst vor der Dunkelheit gehabt, nicht schlafen können und oft bis spät in die Nacht ferngesehen. „Sogar Harry Potter habe ich geguckt, obwohl ich den nicht mag.“

Ehefrau hatte auch Corona

Zu seiner Familie hatte er keinen persönlichen Kontakt. Ein Besuch war nicht gestattet, zudem hatte seine Frau ebenfalls Corona und musste sich in häusliche Quarantäne begeben. „Ich war eigentlich nur erkältet, aber man fühlt sich plötzlich uralt und kann kaum laufen“, schildert Sabine Aps ihre Erfahrungen.

Sie habe schon über den Tod ihres Mannes nachgedacht, als sie von dessen Koma erfuhr. „Die ersten drei Tage waren ganz schlimm. Ich habe sehr viel geweint und hatte Angst.“ Immer wieder hätten sie Freunde und Verwandte angerufen und nach dem aktuellen Gesundheitsstand gefragt, berichtet sie. Zum Glück sei die Betreuung im ukb ausgezeichnet gewesen. Der Doktor habe am Telefon immer versucht, ihr alles genau zu erklären.

Dank an das Pfege- und Ärzteteam des ukb

Auch ihr Mann findet ausschließlich lobende Worte für die Ärzte und Pfleger, die er immer nur in voller Schutzmontur zu Gesicht bekam. Obwohl diese immer unter Stress gestanden hätten, habe er so viel Freundlichkeit erlebt. Dafür wolle er sich bedanken. „Ich bewundere das. Man sieht ja im Fernsehen immer wieder, wie fertig da manche sind.“ Bis heute wurden im ukb mehr als 1400 Corona-Patienten behandelt, davon 340 auf der Intensivstation.

Am 21. April durfte er wieder nach Hause. Anfangs habe er keine fünf Meter gehen können. In den Tagen und Wochen darauf habe er dann aber wieder angefangen, mit Gewichten zu trainieren sowie Dinge zur reparieren und im Garten zu arbeiten. „Ich habe versucht, mich in Form zu bringen.“ Das Leben nehme er jetzt noch ernster. „Groß etwas ändern werde ich nicht, aber man merkt gerade dadurch, wie sehr man am Leben hängt."

Freude auf das Motorradfahren

Der Drang, wieder nach Hause zu kommen, war für Dieter Aps das Wichtigste, um am Leben zu bleiben. Außerdem habe er an sein Motorrad gedacht, weil das dringend zum TÜV musste. Seit 45 Jahren ist das Motorradfahren seine große Leidenschaft. Darauf freut er sich auch in Zukunft. „Sobald ich von der Reha komme, fahre ich wieder“, sagt er. Auch zur Arbeit will er dann wieder gehen. Vom 23. Juni bis 14. Juli muss er aber erst einmal in eine Lungenklinik im Ostseebad Ahlbeck.

Im September darf er sich dann auch impfen lassen. Menschen, die noch immer die Pandemie leugnen oder die Schutzmaßnahmen nicht ernstnehmen, könne er nicht verstehen. „Ich habe dagegen so eine richtige Abneigung. Diese Leute müssten mal in der Klinik das Elend sehen, wie die Menschen dahingerafft werden.“

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 209× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 976× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 636× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.126× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.012× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.