Kiez-Krimi im Berliner Dialekt
Im Debütroman von Sven Rauchhaus (51) spielt die frühere Postfiliale in der Chemnitzer Straße eine besondere Rolle

Als Treffpunkt, um über sein Buch zu sprechen, schlug Sven Rauchhaus den Kurt-Weill-Platz vor. Er wohnt gleich in der Nähe. | Foto: Philipp Hartmann
  • Als Treffpunkt, um über sein Buch zu sprechen, schlug Sven Rauchhaus den Kurt-Weill-Platz vor. Er wohnt gleich in der Nähe.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

„Ein Buch zu schreiben, war mehr eine Schnapsidee, die im Familienkreis entstanden ist“, sagt Sven Rauchhaus. Zunächst fehlte ihm auch das Zutrauen in sein eigenes Können. Hatte er doch in seinem Leben bislang höchstens mal ein paar Kurzgeschichten aufgeschrieben, ohne sie jedoch zu veröffentlichen. Und jetzt sollte es gleich ein solches Projekt sein.

An seinem Debütroman „Auf Sand gebaut“ hat er dann auch ein Jahr lang gearbeitet. „Den Rechercheaufwand habe ich auf jeden Fall von Anfang an unterschätzt“, erzählt er. Eigentlich sei es eine einfache Geschichte gewesen. Da er aber unbedingt authentisch bleiben wollte, musste er viele Informationen zusammentragen. Er knüpfte Kontakte, befragte Menschen aus seinem Umfeld, recherchierte viel im Internet, sah sich alte Fotos an und besuchte die Orte, an denen sein Krimi spielt. „Vieles habe ich noch aus meiner Erinnerung beschreiben können“, erzählt der 51-Jährige.

Beute tauchte nie wieder auf

Rauchhaus lebt seit 30 Jahren in Hellersdorf und ist in Kaulsdorf-Süd in der Nähe der Chemnitzer Straße aufgewachsen. Genau dort befand sich früher eine Postfiliale. In seinem Roman wird die Filiale im Juli 1991 von zwei maskierten Männern ausgeraubt. Sie erbeuten knapp 76 000 D-Mark, werden geschnappt und verurteilt. Das Geld aber wird nie gefunden. Erst 2018 kommt der Fall wieder ins Rollen, als ein von einer Privatperson beauftragter Detektiv die Beute finden soll.

Alle Figuren und auch die Handlung hat Rauchhaus frei erfunden. Nur die Postfiliale gab es wirklich. Sie wurde tatsächlich mehrfach ausgeraubt. Die Überfälle hätten ihn schon ein wenig zu seinem Krimi inspiriert, sagt er. Heute befindet sich dort ein Verleih für Gartengeräte.

Mit seinem Buch wollte er nicht nur eine spannende Geschichte erzählen, sondern auch den Kiez genau beschreiben, den er sein Leben lang kennt. Hellersdorf werde von Außenstehenden oft als „Schmuddelbezirk“ wahrgenommen. „Dabei ist es ein sehr schöner Bezirk. Man kann hier sehr gut leben“, betont er.

Dialoge im Berliner Dialekt

Die genaue Story entwickelte Rauchhaus erst während des Schreibens. Nur den Handlungsstrang hatte er im Kopf. Dialoge in seinem Buch hat er im Berliner Dialekt verfasst, was „unheimlich schwierig“ gewesen sei. „Manchmal habe ich mich sonntags um vier Uhr morgens hingesetzt. Wenn ich eine Idee hatte, musste ich sie gleich aufschreiben.“ Mit Büchern Geld zu verdienen, war nie sein Ziel. Vielleicht genau deshalb macht ihm das Schreiben so viel Spaß. „Dabei vergesse ich die Zeit immer auch ein bisschen“, sagt er. Privat liest er gerne die Justizthriller des US-amerikanischen Bestseller-Autors John Grisham.

„Auf Sand gebaut“ ist nicht in den Buchhandlungen erhältlich, sondern ausschließlich bei Amazon bestellbar (9,79 Euro, als E-Book 3,89 Euro). „Für mich war das völlig kostenfrei. Ich musste mir keinen Verlag suchen“, berichtet der Hellersdorfer, der bereits an einer Fortsetzung arbeitet. Wann der zweite Teil seines Krimis erscheinen wird, kann er aber jetzt noch nicht einschätzen.

Freude an Buchlesungen

Obwohl er überhaupt kein Marketing betrieben hat, konnte er bereits rund 100 Exemplare verkaufen. Weil er viele Mails an Freunde und Bekannte schrieb, wurde auch das Quartiersmanagement Hellersdorfer Promenade auf ihn aufmerksam. Inzwischen hat Rauchhaus schon Lesungen gehalten. Als er das erste Mal vor Publikum aus seinem Buch vorgelesen hat, sei er durchaus aufgeregt gewesen. Ziemlich schnell habe er dann aber gemerkt, wie viel Spaß ihm auch das macht. Nach einem Jahr Arbeit lässt sich festhalten: All die Mühen haben sich gelohnt.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 114× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 905× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 578× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.076× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.965× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.