Informationszentrum in der Königsheide eröffnet
Erinnerung an das Kinderheim

Isolde Freytag, früher selbst Heimkind, schnitt feierlich das Absperrband durch. | Foto: Ralf Drescher
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Noch bis in die 90er-Jahre befand sich in der Königsheide ein Kinderheim, bis 1989 das größte in der DDR. Inzwischen wurden die denkmalgeschützten Gebäude zur Wohnanlage umgebaut. Ein Informationszentrum erinnert an die Geschichte.

Kinderheim Königsheide, später Kinderkombinat Makarenko, waren die offiziellen Namen des Heims, in dem bis zu 600 Kinder lebten. Dabei haben diese zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Wer aus zerrütteten Familien kam, fühlte sich womöglich geborgen. Wer aus einer bürgerlichen Familie kam, dessen Eltern womöglich aus politischen Gründen eingesperrt waren, fühlte sich von der sozialistisch geprägten Erziehung eher drangsaliert.

Seit 2008 kümmert sich der Verein „Königsheider Eichhörnchen“ um die Schicksale, sammelt Dokumente und fotografische Erinnerungen. Ohne dessen Vorsitzende Sabrina Knüppel, die selbst nicht im Heim gelebt hat, hätte es das jetzt eröffnete Informationszentrum nicht gegeben. Die Räume im früheren Torhaus stellt der Investor der Wohnanlage mietfrei zur Verfügung, nur die Betriebskosten sind zu tragen. Alex Grimm ist Mitglied der Stiftung Königsheide und hat sich journalistisch mit der Heimgeschichte befasst: „Wir wollen an diesem Ort Geschichten zum Heim sammeln. Dabei gibt es nicht die Geschichte. Es gibt ganz viele Geschichten, gerade von Bewohnern, die zu verschiedenen Zeiten in der Königsheide gelebt haben.“

Zu den ersten Bewohnern gehörte 1953 auch der Schriftstellersohn John Erpenbeck. Er gab eine Geschichte aus der Anfangszeit preis. „Zuerst warfen die Amerikaner aus dem nahen Westberlin russische Flugblätter ab, weil sie das Heim für eine russische Kaserne hielten. Die Flugblätter sollten die Soldaten zum Desertieren anstiften. Als sich das aufgeklärt hatte, wurde die Westberliner Satirezeitschrift ,Tarantel' abgeworfen. Davon haben wir einige in Gläsern eingegraben. Die waren aber beim Ausgraben völlig durchnässt“ berichtete Erpenbeck bei der Eröffnung des Infozentrums.

Betrieben wird das Informationszentrum gemeinsam von der Stiftung und vom Verein Königsheider Eichhörnchen. Ab Mitte Oktober soll es in der Südostallee 146 regelmäßige Öffnungszeiten haben, Donnerstag von 10 bis 18 Uhr.

Infos: www.stiftung-koenigsheide.de

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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