80 Maler, Keramiker, Musiker und Fotografen geben Einblick in ihre Arbeit
Hausherrin der Kunstkaserne - der Name nimmt auf die frühere militärische Nutzung durch die Staatssicherheit Bezug - ist Julica Da Costa José, selbst bildende Künstlerin. "Ich habe vor zwei Jahren Räume angemietet, um Kollegen günstige Ateliers anbieten zu können. Ich hatte zuvor selbst gemerkt, wie kompliziert es ist, ein bezahlbares Atelier zu finden", sagt die 38-Jährige.
Inzwischen haben sich rund 80 Künstler eingemietet, nur noch wenige Ateliers sind frei. Zu den "Neuen" gehören Andreas und Ralph Hilbert, 38 Jahre alte Zwillingsbrüder aus der Nähe von Überlingen am Bodensee, die gemeinsam unter dem Künstlernamen "Anra" agieren. "Seit sechs Jahren ist der Krieg unser großes Thema. In den Nachrichten hört man ja fast jeden Tag etwas von Krieg oder militärischen Auseinandersetzungen, deshalb haben wir der Bedrohung der Menschheit unsere Werke gewidmet", sagt Andreas Hilbert. Derzeit bereiten die beiden eine Antikriegsinstallation für den Tag der offenen Tür vor. Sie verarbeiten dafür Collagen und Spielzeugsoldaten. Die Atelierbesucher können am 29. November sogar Bomben und Maschinenpistolen in Form von Keksen durch Aufessen vernichten - als Symbol für eine mögliche Abrüstung.
Ein paar Ateliers weiter bereitet Nebojsa Despotivic sein Atelier für die Besucher vor. Der 32-Jährige ist in Belgrad geboren, hat in Florenz studiert und jetzt seinen Arbeitsmittelpunkt in Berlin gefunden. Er arbeitet unter anderem mit Öl- und Acrylfarben, nutzt für seine Bilder eine Art Wischtechnik.
Julica Da Costa José verwaltet die Kunstkaserne vom eigenen Atelier aus. "Ich bemühe mich aber, genügend Zeit für eigene Werke einzuplanen, ich möchte ja nicht hauptberuflich Atelierverwalterin sein", sagt Julica Da Costa José. Mit den rund 80 Künstlern, darunter sind Maler, Grafiker, Keramiker, Fotografen und Musiker, hat sich eine gute Mischung ergeben. Auch zu den Künstlern des Atelierhauses Mengerzeile, die im kommenden Jahr dort ausziehen müssen (die Berliner Woche berichtete) gibt es bereits Kontakte. Um alle unterzubringen, müsste man allerdings weitere Teile des Komplexes anmieten. "Es gibt auch schon Überlegungen, das Gebäude zu kaufen", sagt Julica Da Costa José. Derzeit stehen nur wenige Ateliers frei, anmietbar sind bereits kleine Flächen ab zwölf Quadratmeter.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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