Kommentar zur Karlshorster Schulbau-Defensive
Glückwunsch: Die neue Grundschule in Karlshorst wurde heute eröffnet

Dieser Satz in wahr. Genauso wahr wie das dunkelste Kapitel der Berliner Schulbauoffensive inzwischen schon einen eigenen Namen bekommen hat: Die Karlshorster Schulbau-Defensive.
Zugegeben, der Satz „ Die neue Grundschule in Karlshorst wurde heute eröffnet“ hat leider einen Makel: Dieser Satz ist 43 Jahre alt. 1978 wurde 3. Oberschule eröffnet, 1982 in  Alexander-Kotikow-Oberschule unbenannt und heute trägt sie den Namen Richard-Wagner-Grundschule. Als dieser Satz zum letzten Mal stimmte, da stand die Berliner Mauer noch. Und die DDR gab es auch noch.

Der Satz  „Die neue Grundschule in Karlshorst wurde heute eröffnet“ stammt noch aus einem anderen Jahrhundert. Die meisten Karlshorster (ca. 16.000 von  28.000 Menschen) waren zum Zeitpunkt dieses Satzes und der letzten Schuleröffnung noch nicht einmal geboren.

Die Karlshorster Einwohnerschaft macht derweil nur eins:
                               sie steigt und steigt, immer schneller und schneller.

Rückblick: 1945 soll Karlshorst noch zu Friedrichsfelde gehört und 12.559 Anwohnende gehabt haben. Die Wachstums - Geschwindigkeit der Bevölkerung verdeutlichen nachfolgende Zahlen, um die jeweils die diese Einwohnerzahl beängstigend exponentiell gestiegen ist
50 Jahre (ein Halbes Jahrhundert) : + 6.000 Menschen (1945-1995)
25 Jahre (ein Viertel Jahrhundert): + 10.000 Menschen (1995 -2020)
10 Jahre (ein Zehntel Jahrhundert, nur 1 Jahrzehnt): + 10.000 Menschen (2020-2030)
auf dann an die 40.000 Einwohner. Diese Größenordnung wird es etwa sein oder auch noch mehr, sofern nur die derzeit in der Planung befindlichen Bauvorhaben umgesetzt werden würden.

Aufgrund der Bevölkerungsexplosion und dem exponentiellem Zuzug sind Schulplätze rar. Und sie werden immer rarer. Die Not der Eltern ist groß und wird größer und größer. Das hat in dem beschaulichen Karlshorst sogar schon zu einer Demonstration geführt. Das Thema dieser Demo war „Unsere Schulen sind am Limit!“. Sogar mit einem Sternmarsch machten Kinder, Eltern, Lehrer, Horterzieherinnen und -erzieher am Donnerstag, 3. Mai 2018, auf die sich zuspitzende Schulsituation im Ortsteil aufmerksam.

Passiert ist seitdem „viel“ in Sachen Schulneubau, nämlich nichts. Eine neue Schule wurde bis heute noch immer nicht gebaut. Bis heute gibt es nicht einen einzigen Baubeginn von einer der 3 Schulen, die aktuell in der Planung sind und irgendwann gebaut werden sollen. Das was getan wurde ist immer mehr Kinder auf weniger Fläche unterzubringen, dafür sorgten Anbauten und mobile Ergänzungsbauten, die zum Zeitpunkt der Planung und Fertigstellung nicht einmal für die aktuelle Schulkindzahl reichten.

Der bisher traurigste Höhepunkt ereignete sich Spätsommer 2020: Seit dem Schulferienende ist die Not so groß geworden, dass gleich mehrere erste Klassen von 2 unterschiedlichen Karlshorster Grundschulen von nun an mit Bussen an andere Schulen des Bezirks gefahren werden müssen. Und das began sogar mitten in der Corona Pandemie, zwischen erster und zweiter Welle und zwischen ersten und zweiten Lockdown. Die Ursache dieses Schultransports ist ebenso traurig wie beschämend: Es existiert einfach keine Grundschule für die Kinder.
Alle diese Kinder haben   k e i n e n   Grundschulplatz in Karlshorst.

Was sind die Ursachen der Karlhorster Grundschulplatznot?
Die Haupursache ist immer die gleiche. Es werden Wohnungen geplant und die Grundschule dabei „vergessen“. Dieser Hintergrund wurde in unterschiedlichen Zeitungen veröffentlicht.
Eine Ausnahme des Grundschul-Vergessens und ein einziges beinah positives Beispiel gibt es:
Die Parkstadt. Seit einem Jahr werden 1.000 neue Miet- und Eigentumswohnungen gebaut. Die ersten Wohnungen werden voraussichtlich 2022 bezugsfertig sein. Denn der größte Schwachpunkt bleibt: Wann der Parkstadt Schulbau beginnen kann geschweige denn fertig sein wird, steht in den Sternen. Das Schicksal der Kinder die dort leben werden ist bis dahin hart.
Auch die hinzugezogenen Kinder haben   k e i n e n   Schulplatz.

Aber wenn die Ursache bekannt ist, warum werden dann immer noch Wohnungen ohne Schule gebaut?
Weil die, die das ändern können, dass nicht ändern. Für mehr Wohnungen wird in Kauf genommen dass immer weniger Kinder überhaupt einen Grundschulplatz haben. Für mehr Wohnungen wird in Kauf genommen, dass Kinder mit Bussen zu fremden Schulen gefahren werden müssen.
Es sind alles Kinder, die keinen Schulplatz haben. Nicht obdach-los, aber schul-los weil es zu Hause für immer mehr vergessenen Kinder keine Grundschule existiert.

Und das ist erst der Anfang, denn die Tendenz ist stark steigend: Die Anzahl der Schulbusfahrenden Kinder gegenüber 2020 wird sich höchstwahrscheinlich schon 2021 verdoppeln und 2022 verdreifachen, wenn bis dahin immer noch keine Schule fertig ist. Schlimmer geht es auch noch: Dafür wird jedes fertiggestellte Wohnbauprojekt ohne Grundschule sofort sorgen:
Alle diese Kinder haben nämlich auch   k e i n e n   Schulplatz.

So wie früher, jetzt und auch in der Zukunft ist weiterhin in Karlshorst die beschämende Realität, dass Wohnungen ohne Grundschule geplant oder gebaut werden.
Wie zum Beispiel schon in der Gartenstadt 1 ist auch in der Gartenstadt 2 keine Schule geplant. Es wird nicht wahrgenommen, dass die Gartenstadt 1 und 2 allein eine Grundschule schon ziemlich gut füllen könnte. Und die beiden Gartenstädte sind Mitursache, warum in der Grundschule nebenan die Kinder schon fast übereinander gestapelt werden müssen. Insofern bleibt die Gartenstadt ist eine architektionisch ansprechende Bebauung mit einem sehr großen Schönheitsfehler:
Keine Grundschule.

Direkt gegenüber in der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft Köpenicker Allee wird Wohnraum unter anderem für 500 Flüchtlinge gebaut werden. Eine dreizügige Grundschule hat weniger Kinder. Auf dem Grundstück ist Platz für beides, beides ist für viele gleichwichtig. Gleichwichtig und dennoch tragisch, denn auch hier ist keine Grundschule geplant.

Eine historisch einmalige Chance besteht jetzt an einer ganz anderen Stelle Karlshorsts. Eine Grundschule könnte zum allerersten Mal genau dort errichtet werden, wo noch keine Schule ist. Eine Schule, die erstmalig in der Schulplanung der Gegenwart ein komplett anderes Einzugsgebiet hätte.
Diese könnte auch bei der weiteren Bebauung entlang der Treskowallee oder der Trabrennbahn eine tragende Schlüsselrolle spielen. Das Baugebiet ist aktuell in der Presse unter anderem mit dem Bürgerbeteiligungsverfahren auf Berlin.de https://mein.berlin.de/projekte/trabrennbahn-karlshorst/ Es handelt sich um das Gelände der Trabrennbahn, wo neu gebaut werden soll.

Kennen Sie die Antwort, wie viele Grundschulen trotz lagebedingt einmaliger Chance dort gebaut werden sollen?

0. Zero. Wieder k e i n e .

Wege aus der Krise

Dabei wäre eine Grundschulplatz-Schaffung doch so einfach. Die Schulbauverantwortlichen in Berlin und im Bezirk würden nur noch Karlshorster Neubaugebiete mit Grundschulen genehmigen, mit- oder unterzeichnen. Alles ohne Grundschule bekommt keine Baugenehmigung. Stattdessen geht einfach alles wegen der übergroßen Grundschulplatz Not zurück an den Absender:
Alle die, die mit Investoren verhandeln, müssen ab heute gleich eine Grundschule mit aushandeln, weil alle Beteiligten und auch die Investoren wissen, dass es sonst kein Baugenehmigung in Karlshorst geben kann, weil die Grundschulplatz-Not einfach viel zu groß ist.
Das muss solange geschehen, bis genügend Grundschulplätze vorhanden sind und kein Grundschulkinder Transport mehr notwendig ist. Und solange bis keine Pandemie der Welt mehr die Gesundheit von Kindern und deren Eltern und deren Großeltern durch den gleichen Schulbus gefährdet.

Einen zweiten Weg zumindest die Schulplatzmisere etwas abzumildern gibt es auch. Dann würde des Sommer - Parkplatz des Tierparks geschlossen werden. Fällt nicht weiter auf: Denn Autofahrer würden dann in der direkt gegenüber liegenden fast-immer-leeren Tiefgarage des Tierparkcenters parken können (die nebenbei bemerkt sogar noch mehr Parkplätze hat.)
Der ehemalige Tierpark Parkplatz wird eingezäunt, teils mit Sand aufgeschüttet, teils begrünt, mit Sport- und Spaßgeräten komplettiert und mit einer Schule in Holzbauweise oder Container im Sommer 2021 direkt vor den Wahlen eröffnet. Schmankerl: Die Turnhalle des Coppis gegenüber wird mitgenutzt. Diese zweite Möglichkeit lässt sich auch mit dem dritten Weg kombinieren, und dieser Interims-Schulstandort könnte sich dann flugs wieder in einen Tierpark Parkplatz zurückverwandeln.

Einen dritten Weg gibt es auch: Der Senat stimmt der Standortkonzentration der HTW in Schöneweide zu und wiederöffnet in Karlshorst in der vorherigen HTW Räumen die neue Schule.
Es wird der Schulcampus Tierpark sein, der politische Strahlkraft auf Landes- und Bundesebene entfalten wird, einmalig von der Bedeutung für alle sein wird:
Für den Tierpark, ebenso wie für die Schulkinder, die auf diese Schule gehen dürfen. Es wird von Tag 1 an der nachhaltigste Schulstandort Berlins werden, weil die Kinder die Natur und Tiere von Anfang an lernen und leben dürfen.
Das Bonbon dabei: Der Campus Tierpark wäre im Landesbesitz, statt Millionen an Miete für immer oder Erbbaupacht für 30 Jahre zahlen zu müssen.
Den Innovationsschub und die Effizienzgewinne für die HTW gibts als Sahnehäubchen oben drauf:
Adieu Doppel-Mensa, Doppel-Verwaltung und Doppelstandort HTW. Auf Nimmerwiedersehen Doppelmoppel, du Energie, Zeit- und Ressourcenverschwender.

Willkommen Hochschule der Zukunft Schöneweide:
                                      Synergie, Wirtschaft und Hochschule an einem Ort


Aber gibt es in Berlin genügend Visionäre, Macher und Entscheidungsfreudige unter den Menschen, die Schulbau und HTW Konzentration entscheiden, mitzeichnen, unterschreiben und die dafür notwendigen Knöpfe drücken dürfen?

Fakt: Auf dem Rücken der Grundschulkinder, damit muss Schluss sein.

Folgender Satz darf nicht 43 Jahre alt bleiben und noch weiter altern, sondern der Satz muss Realität und zeitaktuell werden:
         Glückwunsch: Die erste neue Grundschule in Karlshorst wurde heute eröffnet.
Und es darf kein Single Satz bleiben, sondern muss ganz schnell Gesellschaft bekommen, von der zweiten, dritten und vierten Schuleröffnung.

Die Alternative ist der große Wurf und erfordert zwei Sätze. Aber ist die Zeit schon reif für Entscheidungen mit Zukunft, Nachhaltigkeit und Potenzial?
Das Ergebnis wäre von einem Tag auf den andern die Komplettlösung aller Schulplatzprobleme Karlshorsts und der Lichtenberger Umgebung, vielleicht sogar bis hin nach Köpenick, Treptow, Marzahn, Hellerdorf, Friedrichshain. Wenige Sätze reichen:

             
„Glückwunsch, der Schulcampus Tierpark wurde heute eröffnet“
            „Glückwunsch, der Umzug der HTW und die Standortkonzentration
                     auf den Standort Schöneweide ist abgeschlossen."

  "Die Zukunft beginnt heute: Synergie, Wirtschaft & Hochschule an einem Ort."

                         (….das klicken der Fotoapparate kann ich schon hören und die Fotos schon sehen. Und Sie?)

Autor:

Anke Hauschild aus Karlshorst

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