Ein kaum bekannter Maler
Robert Fitz hinterließ ein künstlerisches Erbe von historischem Wert
Beim Hauskauf kann einem so manches passieren. Mitunter wird man unverhofft und überraschend Besitzer des künstlerischen Nachlasses eines Bewohners.
Als Barbara Herrmann 1971 das Haus Am Baltenring 60 erwarb, überließ ihr die Verkäuferin einige Mappen ihres verstorbenen Mannes unter anderem mit Zeichnungen von Kaulsdorf und Mahlsdorf aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Verkäuferin war die Witwe von Robert Fitz. Am 25. Januar vor 50 Jahren verstarb der Maler in Kaulsdorf.
Über Robert Fitz ist nur wenig bekannt. Kunsthistorikern scheint er nicht einmal eine Fußnote wert gewesen zu sein. Seine Zeichnungen, einige koloriert, sind aber Zeitzeugnisse von historischem Wert und weisen künstlerisches Können aus.
Das Haus am Baltenring wurde 1911 vom Steinmetz und Bildhauer Paul Fritzsche erbaut. Seine Witwe heiratete in den 1920er-Jahren Robert Fitz. Er hatte Steinmetz gelernt und unter anderem für die Grabmalfabrik W.Sipperling in Steglitz gearbeitet. Um sein zeichnerisches Können zu vervollkommnen, besuchte er 1920 in Zehlendorf einen Aktmalkurs.
Fitz hinterließ eine Vielzahl von Aquarellen, Linolschnitten, Zeichnungen und Skizzenblöcken aus den 1920er- und 1930er-Jahren. Einige seiner Zeichnungen spiegeln den damaligen Alltag der Kaulsdorfer Vorstadtsiedler wider. Sehr oft bot ihm seine damalige Ehefrau das Motiv dazu. Er zeichnet sie beim Schreiben, Nähen, Fischputzen, beim Füttern der Hühner und bei Arbeiten in der Küche. Sein Wohnort Kaulsdorf und das benachbarte Mahlsdorf gehörten zu seinen bevorzugten Landschaftsmotiven. Unter den Zeichnungen befinden sich einige Entwürfe, die er für die Zeitschrift „Der Laubenkolonist“ entworfen haben könnte.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete Fitz in der Kaulsdorfer Bürgermeisterei, wo er Elfriede Schmidt kennenlernte, seine zweite Frau. Beide heirateten 1948.
Die Erkenntnisse zu Fitz wurden von der Kaulsdorfer Heimathistorikerin Karin Satke zusammengetragen. Diese veröffentlichte 2014 einen Kunstkalender mit Arbeiten des Künstlers. „Für die Heimatgeschichte sind diese Zeichnungen von besonderem Wert“, erklärt sie.
Barbara Herrmann wohnt inzwischen fast 50 Jahre in dem Haus. In ihren Händen dürften die Mappen mit den Fitz-Zeichnungen gut aufgehoben sein. Sie hütet sie wie einen Schatz. Die Ärztin hat bis 2000 als Radiologin im Klinikum Kaulsdorf gearbeitet und malt selbst in ihrer Freizeit, stellte Arbeiten auch schon gelegentlich aus und ließ sogar ein Buch mit einer Auswahl für Freunde drucken. „Für mich wäre es undenkbar, die Mappen einfach zu entsorgen“, sagt sie. Auch ein Selbstporträt des Kaulsdorfer Malers Robert Fitz aus dem Jahr 1922 findet sich in einer der Mappen, die Barbara Herrmann in ihrem Haus aufbewahrt.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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