Campingplatz Breitehorn nach 66 Jahren vor dem Aus
Die Fronten sind verhärtet

Der Campingplatz Breitehorn liegt idyllisch zwischen Havelufer und Waldgebiet in Kladow. | Foto: Luise Giggel
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Die Campingfreunde vom Berliner Campingclub (BCC) möchten gern ihren Platz am Breitehornweg zwischen Wald und Havel behalten. Doch der Vergleichsvertrag mit dem Bezirksamt zum Erhalt des Platzes läuft nach dieser Saison aus.

Ein Vertrag, der ursprünglich zustande kam, weil nach einem Brand des Toiletten- und Platzwarthäuschens 2004 dem Bezirksamt aufgefallen war, dass die genutzte Fläche eigentlich gar nicht zum Campen vorgesehen war. Laut Flächennutzungsplan sollten hier nämlich Parkplätze oder Gartenhäuschen errichtet werden. Allerdings hat der BCC seit 1953 vom Bezirksamt immer wieder Nutzungsverträge über fünf Jahre genehmigt bekommen, sodass sich hier über Jahrzehnte für viele Familien ein fester Erholungsort etabliert hat. Der Verein umfasst mittlerweile 80 Festcamper auf dem Platz am Breitehornweg. Hinzu kommen jedes Jahr viele Menschen auf der Durchreise wie Rad- oder Bootsfahrer. Dank der Lage zwischen Wald und Havelufer mit öffentlichen Badestränden haben sich nicht wenige von ihnen entschlossen, jedes Jahr ihren Urlaub hier zu verbringen – auch über mehrere Generationen hinweg.

Renaturierung in einer grünen Stadt

„Meine Eltern sind mit mir schon als Kind hierhergekommen, so haben wir das dann auch mit meiner Tochter gemacht und die campt jetzt mit ihren Kindern ebenfalls hier“, berichtet Veronika Niechziol. Die Rentnerin hatte sich darauf gefreut, im Ruhestand nun die ganze Saison in der Idylle verbringen zu können – das Vertragsende macht ihr nun einen Strich durch die Rechnung. Kein Verständnis für die Nichtverlängerung des Vertrages hat das Ehepaar Klos, das seit 48 Jahren den Campingplatz als Erholungsort nutzen: „Es gibt doch hier so viel Natur. Warum will man uns hier weghaben, nur für ein paar Bäume mehr?“ Marlis Klos meint das Vorhaben der Renaturierung, das das Bezirksamt für die Fläche nach Auflösung des Campingplatzes vorgesehen hat. „Berlin ist doch schon die grünste Hauptstadt der Welt, da muss man doch jetzt nicht die Menschen hier zurück in die Innenstadt treiben“, meint auch Günter Niechziol, ehemaliger Vorstand des BCC. Dem steht jedoch laut Bezirksamt das Naturschutzrecht sowie der Flächennutzungsplan gegenüber. Nach der Räumung des Platzes sollen durch die bisherige Nutzung entstandene Probleme behoben werden. Dazu gehören Verstöße gegen Verordnungen des Landschaftsschutzes oder des Trinkwasserschutzes, die beispielsweise durch parkende Autos verursacht worden sind.

Der Verein wünscht sich einen Austausch mit dem Bezirksamt, um eventuell einen Kompromiss zu finden, wie der Platz bestehen bleiben und trotzdem die Natur gestärkt werden könnte. „Wir gehen auch auf das Thema Nachhaltigkeit ein und möchten darüber mit dem Bürgermeister Kleebank sprechen“, verrät Bernd Pinnow, Vorstand des BCC. Der Strom für den Platz wird beispielsweise mit Sonnenenergie gewonnen und die Wohnwagen seien nachhaltiger bewirtschaftet als Wohnungen in der Stadt.

Fast 7000 Übernachtungen

Und das schätzen viele Camper am Breitehornweg. Die kommen nicht nur aus Berlin oder dem Umland, sondern auch aus Cuxhaven, dem Sauerland oder vom Bodensee. „Wir hatten hier im letzten Jahr über 6800 Übernachtungen, davon kamen sogar 2009 Gäste aus dem nicht-europäischen Ausland zu uns“, berichtet Bernd Pinnow. „Wir schätzen besonders, dass es so ein toleranter Platz mit vielen unterschiedlichen Charakteren ist. Das haben wir auf anderen Plätzen auch schon anders erlebt“, beschreibt Susanna Wittmann-Gering weitere Vorzüge am Breitehornweg. Die Kreuzbergerin nutzt gemeinsam mit ihrer Familie den Platz als Rückzugsort aus dem Stadttrubel.

Doch laut Vergleichsvertrag zwischen Bezirksamt und BCC bleibt ihr dieser nicht mehr lange vergönnt. 2005 unterschrieb der damalige Vorstand des Campingclubs, dass der Platz spätestens nach 15 Jahren geräumt werden müsse. Diese bindende Frist läuft im März 2020 ab. Das Bezirksamt sieht diesen Zeitraum als Zugeständnis an den Verein, der sich somit lange Zeit auf das Ende und eventuelle Alternativen vorbereiten konnte.

Camper weisen Vorwürfe zurück

Mitglieder des Vereins empfinden diesen Vertrag als Erpressung, da die Unterschrift damals alternativlos gewesen sei. Ansonsten hätte der Platz nämlich sofort geräumt werden müssen. Danach passierte mehrere Jahre wenig, bis an die bevorstehende Räumung erinnert wurde. Aktuell scheinen die Fronten verhärtet, vorgeworfene Verstöße gegen Regeln vom Umwelt- und Naturschutzamt bestreitet der Verein. Die Camper wollen ihren Platz trotzdem noch nicht aufgeben. Wie erfolgreich ihre Mühen nun so kurz vor Ende der Vertragslaufzeit sind, ist allerdings fraglich.

Autor:

Luise Giggel aus Wedding

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