Wer nicht kommt, begibt sich in größere Gefahr
Patienten meiden wegen Corona therapeutische Begleitung und Betreuung

Dr. Roland Zerm. | Foto:  Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe
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Im Krankenhaus Havelhöhe am Kladower Damm gibt es eine Geriatrische Tagespflegeklinik. Menschen, in der Regel ab 70 Jahren, werden dort nach schwerer Krankheit oder aufkommenden Beschwerden umfangreich behandelt.

Zuletzt war diese begleitende Therapie aber weniger nachgefragt. Begründet werde das mit Corona, sagt Oberarzt Dr. Roland Zerm. Es müsse jedoch niemand Angst haben, sich beim Besuch mit dem Virus anzustecken, beteuert er.

Wie sehen die Angebote Ihrer Tagespflege aus?

Roland Zerm: Sie umfassen verschiedene Bereiche, von der Physiotherapie über Ergotherapie, Logopädie bis zur Psychologie. Je nach Patient und Bedarf finden sie einzeln oder in Kleingruppen statt.

Wie viele Plätze haben Sie für Patienten?

Roland Zerm: 15 genau. Derzeit haben wir aber nur acht Patienten. Also nur etwas mehr als die Hälfte, die eigentlich möglich wären.

Und das liegt an der Corona-Pandemie?

Roland Zerm: Ja, das wird uns immer wieder erklärt. Viele Menschen haben Angst, sich bei einem Aufenthalt anzustecken. Aber das ist wirklich unbegründet.

Wie stellen Sie denn die Sicherheit her?

Roland Zerm: Für alle Patienten gilt 2G. Sie müssen entweder mindestens zweimal, am besten bereits das dritte Mal geimpft oder genesen sein. Außerdem werden sie dreimal pro Woche getestet. Darüber hinaus gelten weitere Hygieneregel wie Abstandgebote oder Maskenpflicht. Der Mund-Nasen-Schutz ist auch während der Therapie vorgeschrieben. Abgesehen von spezifischen Ausnahmen, etwa der Logopädie, wo es um das Sprechen geht.

Sie werden diese Vorgaben wahrscheinlich auch vermitteln. Warum bleibt trotzdem Zurückhaltung?

Roland Zerm: Weil viele, vor allem ältere Menschen, nicht nur aktuell völlig verunsichert sind. Sie hören von Kontaktbeschränkungen, sich möglichst mit wenigen anderen zu treffen, von Ansteckungsgefahren, die an vielen Stellen vorhanden sind. Deshalb entscheiden sich viele für einen fast völligen Rückzug, isolieren sich selbst. Das ist seit Beginn der Pandemie zu beobachten und wird sehr weitreichende negative Auswirkungen haben.

Wie lassen sich die konkret benennen?

Roland Zerm: Im schlimmsten Fall verzichtet jemand nach der Akutbehandlung eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts auf eine angemessene Folgebehandlung und riskiert damit, dass er oder sie vielleicht zu einem Pflegefall werden wird. Andere Auswirkungen können sein, dass Menschen mit Beschwerden damit weitgehend allein gelassen werden. Und nicht zu vergessen sind die psychischen Folgen. Der Umgang mit einer Krankheit und das Stabilisieren der Patienten gehören ebenfalls zu unseren Therapieangeboten. Gerade nach einer Krankheit ist auch der Kontakt zu anderen wichtig. Ebenso wie der Austausch in einer Gruppe. Die Gefahr, der sich Menschen durch Verzicht auf eine sinnvolle Therapie aussetzen, ist deshalb weitaus größer, als das Risiko, sich mit Corona anzustecken.

Weitere Informationen finden sich unter www.havelhoehe.de/tagesklinik.html

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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