Vom Räuber zum Geldbringer
Bezirksamt erinnert an den 100. Todestag des Hauptmanns von Köpenick

Die Bronzeskulptur des Hauptmanns vor dem Rathaus Köpenick ist ein beliebtes Fotomotiv. | Foto:  Philipp Hartmann
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Er machte Köpenick Anfang des 20. Jahrhunderts auf einen Schlag weltweit bekannt. Am 3. Januar jährte sich der Todestag des „Hauptmanns von Köpenick“ zum 100. Mal.

Als Hochstapler sorgte der aus Ostpreußen stammende Schuhmacher Friedrich Wilhelm Voigt für einen spektakulären Coup. Am 16. Oktober 1906 verkleidete er sich als Hauptmann mit einer Uniform, deren Teile er zuvor bei verschiedenen Händlern erworbenen hatte. Dann scharte er eine Handvoll gutgläubiger Soldaten um sich, die er unterwegs seinem Befehl unterworfen hatte, und drang ins neu erbaute Rathaus zu Cöpenick (damals noch eine eigene Stadt und geschrieben mit „C“) ein. Dort angekommen, ließ er den damaligen Bürgermeister Georg Langerhans verhaften. Dem Chef der örtlichen Polizei gewährte er Urlaub, worauf dieser sein Büro im Rathaus verließ, nach Hause fuhr und dort ein Bad nahm. Anschließend raubte Voigt die Stadtkasse. „Wie er sich bei seinem Coup den preußischen Kadavergehorsam zunutze machte, erschütterte die Zwerchfelle weit über Deutschlands Grenze hinaus. So wurde bereits im November 1906 im schwedischen Malmö eine Ballade über den ‚Schuster-Räuber-Hauptmann‘ veröffentlicht und in der französischen Zeitschrift ‚L’Illustratio‘” ein, wie man heute sagen würde, Cartoon“, erinnerte das Bezirksamt in einer Mitteilung.

Zur Welt kam Friedrich Wilhelm Voigt am 13. Februar 1849 als Sohn eines Schuhmachers in Tilsit (heute Russland). Bereits als 14-Jähriger wurde er wegen Diebstahl erstmals verhaftet, landete später noch häufiger im Gefängnis. Wegen des Raubs der Stadtkasse wurde er zu einer vierjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Nach einer Begnadigung durch Kaiser Wilhelm II. durfte er die Haftanstalt Tegel am 16. August 1908 jedoch vorzeitig verlassen. Danach reiste er um die Welt und vermarktete seine Geschichte. 1910 siedelte er sich in Luxemburg an, wo er am 3. Januar 1922 verstarb.

Noch heute ist Voigt präsent, nicht nur wegen der Bronzestatue vor dem Rathaus. Die Hauptmanngarde spielt den Raub der Stadtkasse in einem halbstündigen Stück regelmäßig in der Altstadt und auf Festen nach und lockt damit Touristen aus aller Welt an. „Der Hauptmann von Köpenick ist allgegenwärtig und gibt der Tourismusbranche in Köpenick das zurück, was er vor 115 Jahren so erfolgreich nahm – Geld“, so das Bezirksamt.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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