Der Kampf um das Stadttheater

Stephanie Kühne will mit einem Förderverein den Theaterbetrieb fortführen.
2Bilder
  • Stephanie Kühne will mit einem Förderverein den Theaterbetrieb fortführen.
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Köpenick. Am 14. Februar 1889 öffnete sich erstmals der Vorhang des Stadttheaters Cöpenick. Gut 126 Jahre später könnte Schluss sein, ein Förderverein will dem Theater das Überleben sichern.

Hintergrund ist die Tatsache, dass das Jobcenter keine Stellen mehr bereit gestellt hat. Vor allem die technischen Mitarbeiter waren oft so genannte Ein-Euro-Jobber. „Bereits im März war uns klar, dass wir so keine Zukunft mehr haben. Der Intendant teilte mit, das er zum Sommer das Theater verlässt, und die Stellen von Bühnentechnikern waren nicht verlängert worden. Da uns das Theater ans Herz gewachsen ist, wollen wir den Spielbetrieb in eigene Hände nehmen“, sagt Stephanie Kühn, die Vorsitzende des Fördervereins Stadttheater Cöpenick.

Kühn ist selbst Schauspielerin und Regisseurin und seit acht Jahren dabei. Ende April hat sie gemeinsam mit weiteren Schauspielern den Verein gegründet. Und dieser will das Theater auf finanziell sichere Beine stellen. Dafür sollte der bisher 70 Plätze bietende Zuschauerraum so umgebaut werden, dass künftig 110 Besucher Platz finden. Dass könnten Sponsoren übernehmen, erste Verhandlungen dazu hat es bereits gegeben. „Das Theater ist fast immer ausverkauft, zusätzliche Plätze könnten also zusätzliche Einnahmen bringen“, meint Stephanie Kühn.
Eines von mehreren Problemen ist der Mietvertrag. Der ist zwischen der Kunstfabrik Köpenick als bisherigem Träger und dem Hauseigentümer abgeschlossen, wenn nicht gekündigt wird, verlängert er sich um jeweils ein Jahr. „Wenn es keine Perspektive gibt, muss der Vertrag bis zum 30. September gekündigt werden, sonst stehen wir im nächsten Jahr mit dem Gebäude, aber ohne Spielbetrieb da“, sagt Cornelia Wetzlich, die Geschäftsführerin der Kunstfabrik.

Auch sie möchte das Theater unbedingt erhalten. Allerdings fordert sie eine Grundfinanzierung durch das Land Berlin, rund 150 000 Euro wären pro Jahr nötig, um Miete, einen Theaterleiter und zwei Techniker zu bezahlen. Die Gagen der Schauspieler könnten dann aus dem Verkauf der Eintrittskarten bestritten werden.
Ob und wie es weitergeht, sorgt jetzt für Streit zwischen Förderverein und der Kunstfabrik als Träger. Unter anderem ist noch nicht klar, ob ein Eintritt in den alten Mietvertrag überhaupt möglich ist und zu welchen Konditionen die technische Ausstattung und der Fundus des Theaters übernommen werden können. Trotzdem bemühen sich beide Seiten um eine Lösung und haben jetzt eine Mediatorin eingeschaltet.
Das alte Stadttheater war kurz nach dem 2. Weltkrieg abgerissen worden. Erst 1992 sorgten Theaterbegeisterte um den Schauspieler Jürgen Hilbrecht für eine Neubelebung der Bühne, damals mit Unterstützung des Arbeitsamts, welches im Rahmen des zweiten Arbeitsmarkts Stellen zur Verfügung stellte. Gespielt wird seitdem Berliner Mundarttheater wie „Friedrich der Große und der Müller von Sanssouci“ oder aktuell „Bauern suchen Frauen“.
Bis zum 4. Juli wird noch auf jeden Fall gespielt, dann beginnen die Theaterferien. Ob und wie es danach weitergeht, muss in den nächsten Wochen entschieden werden.

RD

Stephanie Kühne will mit einem Förderverein den Theaterbetrieb fortführen.
Stücke wie "Bauern suchen Frauen" sorgen für einen vollen Zuschauerraum.
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 106× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 127× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.465× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.