Letzte Chance für das Stadttheater Cöpenick
Köpenick. Eigentlich sollte Ende November an der Friedrichshagener Straße der letzte Vorhang fallen. Im Dezember sollte das Stadttheater Cöpenick ausziehen. Der Betreiber, die Kunstfabrik Köpenick, konnte die Miete nicht mehr zahlen.
Jetzt wurde das Ende des Theaterbetriebs erst einmal abgesagt. „Seit Oktober hat das Gebäude einen neuen Eigentümer. Der fiel aus allen Wolken, als er hörte, dass wir dem Vorbesitzer bereits unsere Kündigung angekündigt hatten“, erzählt Cornelia Wetzlich, die Geschäftsführerin der Kunstfabrik. Die fehlende öffentliche Förderung und die Streichung der bisher vom Jobcenter geförderten Arbeitsstellen im Technikbereich hatten das Theater in finanzielle Schieflage gebracht. Ab Januar wäre kein Geld mehr für die Miete dagewesen.
In mehrtägigen Verhandlungen mit dem Vermieter konnte die Zukunft der Bühne in der Friedrichshagener Straße 9 in der alten Kodak-Filmfabrik nun für die nächsten sechs Monate gesichert werden. In dieser Zeit müssen die Theaterleute nicht für die Miete aufkommen. Sie zahlen nur die Betriebskosten. Ab Juli plant der Hauseigentümer den Umbau, dabei soll das Theater eine gastronomische Einrichtung erhalten, außerdem trockene Räume für den Fundus. Die veranschlagte Bauzeit beträgt sechs Monate.
„Wir haben erst einmal den Spielplan für Januar aufgestellt und arbeiten nun am Spielplan bis zum Beginn der Umbauarbeiten“, sagt Cornelia Wetzlich.
Allerdings ändert die unvorhergesehene Wendung zum Positiven nichts an der grundsätzlichen Situation. Das Stadttheater Cöpenick bräuchte pro Jahr einen öffentlichen Zuschuss von rund 150 000 Euro. Der Bezirk könnte das nicht leisten. „Und das Land fördert in erster Linie die freie Theaterszene. Da war bisher für uns trotz jährlicher Anträge kein Zuschuss drin“, ärgert sich Cornelia Wetzlich. Jetzt will die Theaterchefin noch einmal die politischen Entscheidungsträger, die den Bezirk im Abgeordnetenhaus vertreten, in die Pflicht nehmen.
Das Stadttheater Cöpenick hat pro Jahr rund 16 000 Besucher. Beliebte Stücke wie „Wie heirate ich mir keine Frau“ stehen oft monatelang auf dem Spielplan, letztmalig am 8. und 9. Januar. Wer dem Theater noch in diesem Jahr einen Besuch abstatten möchte, dem sei „Weihnachtszeit ist Wielandzeit“, ein weihnachtliches Gastspiel mit Peter Wieland und Gästen am 11. Dezember 18 Uhr und 12. Dezember 15 Uhr empfohlen. Der Eintritt kostet 20 Euro. Am 31. Dezember laden Friedrich der Große und der Müller von Sanssouci zum großen Silvesterspaß ein (16 und 19.30 Uhr, 25 Euro). RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.