100 Jahre Groß-Berlin
Aus einer Kleinstadt wurde ein Bezirk

Das Rathaus mit dem Luisenhain um 1920.  | Foto: Museum Treptow-Köpenick
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  • Das Rathaus mit dem Luisenhain um 1920.
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Die Geschichte Köpenicks als Teil Berlins ist fast 100 Jahre alt. Am 1. Oktober 1920 waren das Städtchen Köpenick und mehrere Landgemeinden als 16. Verwaltungsbezirk Teil von Groß-Berlin geworden.

Bis 1931 schrieb sich der Bezirk übrigens noch mit „C“. Den Weg nach Berlin traten die Köpenicker Städter gemeinsam mit den Einwohnern von Friedrichshagen, Rahnsdorf, Grünau, Bohnsdorf, Müggelheim und Schmöckwitz an. Die Einwohnerzahl des neuen Bezirks betrug Ende 1919 genau 56 910. Bei der nächsten Volkszählung 1925 wurden bereits rund 65 000 Einwohner registriert. Wesentlicher Widerstand gegen die Eingemeindung ist nicht belegt. Im Gegensatz zu den Spandauern, deren Stadtrat Müller 1911 bei der Grundsteinlegung für ihr neues Rathaus tönte „Es schütze uns des Kaisers Hand vor Großberlin und Zweckverband“ blieb man an den Ufern von Spree und Dahme gelassen. So berichtete das „Teltower Kreisblatt“ am 29. März 1920, „...so dass – wenn nicht allgemeine politische Störungen eintreten sollten, die Verabschiedung des Gesetzentwurfs (Groß-Berlin-Gesetz d. Red.) in der Landesversammlung in naher Zeit zu erwarten sein dürfte...“.

Bis der neu geschaffene Bezirk eine arbeitsfähige, legitimierte Verwaltung bekam, vergingen fast drei Jahre. Die Wahlen vom Juni 1920 waren berlinweit durch das Oberverwaltungsgericht annulliert worden. Martin Franz (parteilos) wurde zwar 1921 als Bürgermeister gewählt,

die Wahl des Bezirksamts aber für ungültig erklärt. Erst am 14. Februar 1923 wurde Robert Kohl (SPD) als Bezirksbürgermeister in sein Amt eingeführt.

Das 1914 eröffnete Krankenhaus Köpenick ging erst am 1. Januar 1924 vom Kreis Teltow an den Bezirk. Es gehörte damals zu den modernsten Krankenhäusern Berlins und verfügte über 250 Betten. Rund 70 Prozent der Patienten waren Krankenkassenmitglieder, 25 Prozent Wohlfahrtskranke (die Kosten trug die örtliche Wohlfahrtskasse) und fünf Prozent Selbstzahler. Zur Gesunderhaltung der Einwohner besaß der Bezirk drei Flussbadeanstalten in Wendenschloß, in der Gartenstraße und im Seebad Friedrichshagen. Die verzeichneten 1921 insgesamt rund 85 000 Besucher. Als Köpenick in Groß-Berlin aufging, gab es im Bezirk vier höhere Schulen, eine Mittelschule, 15 Volksschulen und eine Sonderschule. Dort drückten insgesamt 8929 Kinder die Schulbank.

Der Verwaltungsbericht listet sogar die Anzahl der öffentlichen Toiletten auf: sieben öffentliche Bedürfnisanstalten und drei Pissoirs (nur für Männer). Durch die öffentliche Hand wurden zwei Fähren betrieben. Und zwar eine Kettenfähre am Müggelpark (1926 durch den Spreetunnel ersetzt) und die noch heute im Betrieb befindliche Fähre Wendenschloß-Grünau.

Mit der Berliner Gebietsreform vom 1. April 1938 kam es erneut zu Veränderungen. Oberschöneweide und Wuhlheide wurden aus dem Bezirk Treptow herausgelöst und gingen zum Bezirk Köpenick. Dafür ging Bohnsdorf im gleichen Zug nach Treptow.

Quelle: Erster Verwaltungsbericht der neuen Stadtgemeinde Berlin, Otto Stollberg Verlag, Berlin SW 68 von 1924.

Das Rathaus mit dem Luisenhain um 1920.  | Foto: Museum Treptow-Köpenick
Das Köpenicker Rathaus auf einer Postkarte um 1920.  | Foto: Museum Treptow-Köpenick
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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