Manfred Korth starb mit 85 Jahren
Korth, selbst Schauspieler und Kabarettist, hatte den Job von 1971 bis zum Sommer 2000 inne. Jedes Jahr marschierte er mit seiner Garde bei Volksfesten und offiziellen Veranstaltungen des damaligen Bezirks Köpenick auf. Höhepunkt war immer der große Festumzug zum "Köpenicker Sommer".
"Nun ist mein Großvater nach kurzer Krankheit am 2. Dezember für uns alle aus der Familie überraschend friedlich eingeschlafen", erzählt Enkel Alexander Korth (37).
Manfred Korth, der auch viele Jahre Sänger der Band "Die lustigen Preußen" war, hatte die offizielle Rolle als Hauptmann und Botschafter von Köpenick 1971 auf Bitten des Stadtbezirks Köpenick übernommen - mit zwei den Umständen in der DDR geschuldeten Kuriositäten. In der Ratskasse war bei den Vorführungen kein Geld, sondern "Gute Taten für den Aufbau des Sozialismus" und verhaftet werden durfte der SED-Bürgermeister natürlich auch nicht. Das änderte sich erst mit dem Köpenicker Sommer 1990.
Nach 29 Dienstjahren hatte Manfred Korth seine Rolle im Juni 2000 an einen Nachfolger übergeben. Die preußische Uniform behielt er jedoch im Kleiderschrank und gab gelegentliche Gastrollen im Köpenicker Rathaus. Als am 16. Oktober 2006 das 100. Jubiläum der Köpenickiade gefeiert wurde, schlüpfte er zum letzten Mal in die Uniform und gab den glücklosen Schuster Wilhelm Voigt, der 27 Jahre seines Lebens als Berufsverbrecher im Zuchthaus gesessen hatte und durch seinen Auftritt in Köpenick zur Person der Zeitgeschichte geworden war. Zwei Romane und mehrere Spielfilme sind der Geschichte Voigts gewidmet. In einem Kurzspielfilm agierte Manfred Korth 1997 sogar an der Seite des damaligen echten Köpenicker Bürgermeisters Klaus Ulbricht.
Manfred Korth wurde im Familienkreis auf dem Friedhof an der Gustav-Adolf-Straße in Weißensee beigesetzt.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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