Vor 50 Jahren zog Günter Schade mit dem Kunstgewerbemuseum nach Köpenick
"Ich hatte gehört, dass ein Kunstgewerbemuseum aufgebaut werden soll und mich für die Stelle des Direktors beworben", erinnert er sich. Schade, am 3. Januar 1933 in Frankfurt (Oder) geboren, studierte an der Humboldt-Uni Kunstgeschichte und frühchristlich-byzantinische Kunst. Nach Arbeitsstellen in der Galerie Moritzburg (Halle) und beim Museum für Deutsche Geschichte in Berlin zog es ihn nach Köpenick. Ein Kunstgewerbemuseum war bis 1950 im beschädigten Stadtschloss untergebracht. Dann wurden die Stücke vor der Schlosssprengung eingelagert. "Im Sommer 1962 erfuhr ich, dass auf Schloss Köpenick einige Räume frei sind", erzählt Günter Schade. Dort residierte damals noch das Volkskunstensemble der DDR mit Werkstätten, Probenräumen und sogar einigen Wohnungen. Der Zugang zur Schlossinsel war mit einem Schlagbaum versperrt. "An dem haben wir uns vorbeigeschlichen und die infrage kommenden Räume besichtigt", erinnert sich Günter Schade.
In langwierigen Verhandlungen gelang es dann mit Unterstützung des damaligen Köpenicker Bürgermeisters Herbert Fechner, das Ensemble zum Auszug zu bewegen. "An meinem 30. Geburtstag am 3. Januar 1963 zogen wir mit einigen Möbeln ein", erzählt der langjährige Museumschef. Zum "Köpenicker Sommer" im Juni 1963 war dann bereits die erste Ausstellungsetage geöffnet, Tausende Besucher kamen. Künftig gab es zum beliebten Volksfest jedes Jahr eine Sonderausstellung auf der Schlossinsel.
Bis 1983 blieb Günter Schade Direktor des Kunstgewerbemuseums, dann stieg er zum Generaldirektor der Staatlichen Museen, zu denen auch die Museumsinsel in Mitte gehörte, auf. Von diesem Posten aus ging er 1992 in Rente. "Seine" Schlossinsel hat der Senior, der 2000 vom Land Berlin als Stadtältester geehrt wurde und in Baumschulenweg wohnt, bis heute nicht vergessen. Gern kommt er mit Gästen, die er dann persönlich durch die Ausstellungen führt. "Ich freue mich, dass Schloss Köpenick in den 90er Jahren denkmalgerecht restauriert worden ist. Auch der Anbau mit einem Fahrstuhl für Behinderte war eine gute Idee. Das hätten wir zu DDR-Zeiten nie leisten können", meint Günter Schade. Der Kunsthistoriker im Ruhestand arbeitet jetzt an Aufsätzen für Fachbücher und hält Vorträge zur Stadtgeschichte in der Zeit der Teilung.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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